Antike Poesie von Eduard Mörike
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Ich sah den Helikon in Wolkendunst, |
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Nur kaum berührt vom ersten Sonnenstrahle: |
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Schau! jetzo stehen hoch mit einem Male |
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Die Gipfel dort in Morgenrötebrunst. |
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Hier unten spricht von keuscher Musen Gunst |
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Der heilge Quell im dunkelgrünen Tale; |
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Wer aber schöpft mit reiner Opferschale, |
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Wie einst, den echten Tau der alten Kunst? |
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Wie? soll ich endlich keinen Meister sehn? |
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Will keiner mehr den alten Lorbeer pflücken? |
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Da sah ich Iphigeniens Dichter stehn: |
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Er ist's, an dessen Blick sich diese Höhn |
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So zauberhaft, so sonnewarm erquicken. |
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Er gebt, und frostig rauhe Lüfte wehn. |
Details zum Gedicht „Antike Poesie“
Eduard Mörike
4
14
91
1804 - 1875
Biedermeier
Gedicht-Analyse
Das Gedicht stammt von Eduard Mörike, einem bedeutenden Dichter der deutschen Romantik, die sich zeitlich in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts einordnen lässt.
Auf den ersten Blick lässt sich erkennen, dass Mörike eine greifbare Landschaft als Bild für seine Reflexion nutzt. Der kontemplative Ton und Mörikes Bezug auf antike Elemente kennzeichnen das Gedicht auch als typisches Werk der Romantik, einer Epoche, die oft durch ihre Sehnsucht nach dem Vergangenen gekennzeichnet ist.
Inhaltlich befasst sich das Gedicht mit dem Wunsch des lyrischen Ichs, die vergangene Kraft und Schönheit antiker Dichtung erneut erleben zu können. Dabei bedient sich Mörike verschiedener antiker Symbole, wie der „Helikon“ (ein antiker griechischer Berg, der als Musensitz galt), der „Morgenrötebrunst“ (die Wiedererwachung der antiken Kunst), der „heilge Quell“ (die Quelle der Inspiration) und der „Lorbeer“ (ein Symbol des Ruhms). Das lyrische Ich spricht seine Trauer über den Verlust der antiken Poesie aus und seine Hoffnung, dass die antike Kunst und Poesie durch einen „Meister“ wiederaufgelebt wird.
Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit unterschiedlicher Anzahl von Versen. Die Struktur des Gedichtes ist also eher unregelmäßig, was zur melancholischen Stimmung beiträgt. Gewählt wurde ein rhythmisch flüssiger, melodischer Vers, der den Lesefluss unterstützt und das Gefühl der Sehnsucht und Bewunderung des lyrischen Ichs für die antike Poesie verstärkt.
Im Bezug auf die Sprache verwendet Mörike eine gehobene, fast altertümliche Sprachform und greift auf zahlreiche Metaphern und Symbole zurück, um seine Botschaft auszudrücken. Dabei bedient er sich einer zum Teil sehr bildhaften und suggestiven Sprache, um den Leser förmlich in die beschriebene Szene hineinzuversetzen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Antike Poesie“ ein typisches Beispiel für die melancholisch-verklärte Sichtweise der Romantik auf die Vergangenheit darstellt. Es drückt die Sehnsucht nach einer vergangenen, idealisierten Epoche der Kunst und Literatur aus, die in der Gegenwart nicht mehr vorhanden zu sein scheint.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Antike Poesie“ des Autors Eduard Mörike. 1804 wurde Mörike in Ludwigsburg geboren. Zwischen den Jahren 1820 und 1875 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Biedermeier zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Mörike handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 91 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Eduard Mörike sind „Nimmersatte Liebe“, „Lose Ware“ und „Gesang Weylas“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Antike Poesie“ weitere 171 Gedichte vor.
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