Christbaumfeier von Klabund

Piano, Geige: Hupf mein Mädel (forte),
Im Christbaum zucken gelblich ein paar Lichter,
Und an die Rampe tritt Kommis und Dichter
Und stottert stockend tannendufte Worte.
Man trampelt: „Bravo, Bravo“ mit den Füßen
Und prostet mit den Krügen nach dem Helden,
Indem sich schon zwei weiße Fräuleins melden,
Mit „Stille Nacht“ die Menge zu begrüßen.
Man säuft, man schreit, man giert und man verlost
10 
Die Lebenslust – Rosa, unwiderstehlich,
11 
Bringt lächelnd ihrem Buben bei (allmählich),
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Daß er mich Papa ruft. – Na danke. Prost.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Christbaumfeier“

Autor
Klabund
Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
82
Entstehungsjahr
1913
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das zu interpretierende Gedicht „Christbaumfeier“ stammt von dem deutschsprachigen Schriftsteller Klabund, der in der Zeit vom 4. November 1890 bis zum 14. August 1928 lebte. Anhand dieses Werkes lassen sich Elemente des Expressionismus erkennen, einer literarischer Bewegung, die insbesondere von 1910 bis 1925 in Deutschland prägte war, was eine zeitliche Einordnung des Gedichtes in den Bereich der frühen 1920er Jahre wahrscheinlich macht.

Auf den ersten Eindruck mag das Gedicht eine augenscheinlich unschöne, chaotische Weihnachtsfeier darstellen, in der Trinken und Lärm vorherrschend sind.

Ein genauerer Blick auf den Inhalt zeigt eine abscheuliche Weihnachtsfeier, dominiert durch Alkoholkonsum, Lärm und grobes Verhalten. Es wird ein Bild von belebtheit und groben Unordnung entworfen. Das lyrische Ich scheint diese Szene am Rande zu beobachten und seine Verachtung und Verdrossenheit wird deutlich. Er stellt die frivol und dramatisch inszenierte „Feier“ als eine triste Farce dar. Die Ankunft des Kommissars und des Dichters auf der Bühne, welche wesentliche Elemente des öffentlichen Lebens repräsentieren, werden ironisch und abschätzig dargestellt. Das Auftreten der zwei Frauen und des Jungen, die möglicherweise eine Familie repräsentieren, setzt den abschließenden, zynischen Akzent. Die Aufforderung des Jungen, ihn „Papa“ zu nennen, ist dabei besonders provokant und offenbart eine Verachtung für die gesellschaftliche Ordnung.

Form und Sprache des Gedichtes sind geprägt von einer sarkastischen Ironie. Die gereimten Verse mit ihrem festen Rhythmus geben dem Text eine schnelllebige Dynamik, die gut zur dargestellten Szene passt. Die verwendeten Begriffe, wie „trampeln“, „säuft“, „giert“, „verlost“ und „lächelnd“ lassen die Herabwürdigung der Feier durch das lyrische Ich deutlich werden und belegen seine Abneigung gegen diese Art der Gesellschaft und deren Wertvorstellungen. Durch sein kritisches und ironisches Herangehen an diese Szene, hinterfragt Klabund soziale Normen und Rollen und stellt sie zur Diskussion.

Zusammenfassend hinterlässt das Gedicht einen bleibenden Eindruck von Bitterkeit und Zynismus gegenüber der Gesellschaft und ihren Traditionen, insbesondere der Weihnachtsfeier. Klabund benutzt das Gedicht als eine Art karikieren, um seine Kritik an der Gesellschaft und ihren Werten auszudrücken, und fordert den Leser damit zu einer kritischen Reflexion auf.

Weitere Informationen

Klabund ist der Autor des Gedichtes „Christbaumfeier“. Der Autor Klabund wurde 1890 in Crossen an der Oder geboren. 1913 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 82 Worte. Klabund ist auch der Autor für Gedichte wie „Ausmarsch“, „Ballade“ und „Baumblüte in Werder“. Zum Autor des Gedichtes „Christbaumfeier“ haben wir auf abi-pur.de weitere 139 Gedichte veröffentlicht.

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