Eberhard Wächter von Eduard Mörike

In seine hohen Wände eingeschlossen,
Mit traurig schönen Geistern im Verkehr,
Gestärkt am reinen Atem des Homer,
Von Goldgewölken Attikas umflossen:
 
Also vor seinen Tüchern unverdrossen,
Fern von dem Markt der Künste, sitzet er;
Kein Neid verletzt, kein Ruhm berauscht ihn mehr.
Ihm blüht ein Kranz bei herrlichern Genossen.
 
O kommt und schaut ein selig Künstlerleben!
10 
Besuchet ihn am abendlichen Herd,
11 
Wenn diese Stirne, sich der Wunderschwingen
12 
Des Genius erwehrend, sich nur eben
13 
Erheitert zu dem Alltagskreise kehrt,
14 
Den Weib und Kinder scherzend um ihn schlingen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Eberhard Wächter“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
86
Entstehungsjahr
1804 - 1875
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das vorgelegte Gedicht „Eberhard Wächter“ stammt von Eduard Mörike, einem deutschen Lyriker des Biedermeier. Mörike lebte und arbeitete im 19. Jahrhundert (1804-1875). Mit der ersten Lektüre des Gedichts entsteht ein Bild eines in sich gekehrten, aber glücklichen Künstlers, der abgeschirmt von der Außenwelt einem idealisierten Künstlerleben nachgeht.

Der Inhalt des Gedichts lässt sich grob folgendermaßen zusammenfassen: Das lyrische Ich beschreibt eine Person, vermutlich ein Künstler, der in seiner eigenen Welt, von äußeren Einflüssen weitgehend abgeschirmt, lebt. Die Anspielung auf Homer und die „Goldgewölken Attikas“ in der ersten Strophe deutet darauf hin, dass der beschriebene Künstler sich mit der griechischen Antike auseinandersetzt. Diese Beschäftigung scheint ihn anzutreiben und gleichzeitig zu beruhigen. In der zweiten Strophe wird klar, dass der Künstler fernab von Neid und Ruhm inmitten anderer großer Geister wirkt. Er ist zufrieden und unverdrossen. Die dritte Strophe lädt den Leser ein, diesen seligen Künstler zu besuchen und ein Bild seines idyllischen Lebens zu erhalten. Der Künstler wirft die Last seiner kreativen Arbeit ab und findet Freude im Kreise seiner Familie.

Interpretiert man das Gedicht, scheint es, als würde das lyrische Ich das Idealbild eines Künstlers darstellen. Der Künstler zieht seine Inspiration aus der Klassik, ist nicht vom Ruhm abhängig, und sein kreativer Prozess geschieht in Abgeschiedenheit und inmitten von Geistern der Vergangenheit. Er lebt in einer Art kreativer Trance, die nur gelöst wird, wenn er in den Alltagskreis seiner Familie zurückkehrt.

Das Gedicht besteht aus drei Strophen. Die erste und zweite Strophe haben jeweils vier Verse, während die dritte Strophe sechs Verse hat. Die Sprache ist sehr bildhaft und metaphorisch, was dazu beiträgt, die Idealität und Erhabenheit des beschriebenen Künstlerlebens hervorzuheben. Zudem setzt Mörike auf klassische Anspielungen und lässt in seiner Dichtung so eine Brücke zur Tradition der griechischen Antike schlagen. Es ist zu vermuten, dass der Künstler Eberhard Wächter, der Titel des Gedichts, tatsächlich eine reale Person und möglicherweise ein Freund oder Bekannter Mörikes war. Jedoch wird dieser Punkt im Gedicht selbst nicht weiter thematisiert.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Eberhard Wächter“ des Autors Eduard Mörike. 1804 wurde Mörike in Ludwigsburg geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1820 bis 1875 entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Biedermeier zu. Der Schriftsteller Mörike ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 86 Worte. Eduard Mörike ist auch der Autor für Gedichte wie „Nimmersatte Liebe“, „Lose Ware“ und „Gesang Weylas“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Eberhard Wächter“ weitere 171 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Eduard Mörike

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Eduard Mörike und seinem Gedicht „Eberhard Wächter“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Eduard Mörike (Infos zum Autor)

Zum Autor Eduard Mörike sind auf abi-pur.de 171 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.