Seltsamer Traum von Eduard Mörike

Als Nachbild eines glücklichen Theaterabends bei
und nach Aufführung von Mozarts Figaro
 
Marien und Paulinen, Rudolph und Friedrich
gewidmet von dem Lustigsten aus der Gesellschaft
 
Stuttgart, 1828
 
Ich sahe nächtlich hinter Traumgardinen
Viel Frühlingsgärten blühn und immer ändern;
Es tanzte, klein, auf zierlichen Geländern
An hundert Figaros mit Cherubinen.
 
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Wie alle Dinge hundertfach erschienen,
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So sah ich zwischen Masken, Blumen, Bändern,
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Und zwischen all den seidenen Gewändern
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Einfach die Einzigen, Marien, Paulinen.
 
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Und aus dem samtnen Frühlingsboden stiegen,
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Gehoben von melodischen Gewalten,
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Die Leidenschaften auf als ernste Schatten;
 
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Da sah ich, still, mit tief gefurchten Zügen,
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Einfach zwei edle bärtige Gestalten,
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Und ich sang, als Hanswurst, auf Blumenmatten.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Seltsamer Traum“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
19
Anzahl Wörter
107
Entstehungsjahr
1804 - 1875
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das präsentierte Gedicht ist „Seltsamer Traum“ von Eduard Mörike, einem deutschen Lyriker des 19. Jahrhunderts. Seine Werke waren hauptsächlich im Biedermeier-Stil geschrieben, und er gehört zur Generation der Romantiker. Mörike schrieb dieses Gedicht im Jahr 1828.

Schon beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht einen Traum ähnlichen Eindruck aufgrund seiner fluiden und lebhaften Bilder.

Im Gedicht beschreibt das lyrische Ich einen Traum, den er nach einer Aufführung von Mozarts „Figaro“ hat. In diesem Traum sieht das lyrische Ich viele Frühlingsgärten, die sich ständig verändern und in denen hunderte von Figaros und Cherubinen tanzen. Innerhalb dieses chaosartigen Traums erkennt er immer noch die Einzigen, Maria und Paulina. Es folgen melodische Kräfte, die die Leidenschaften hervorrufen, die als ernsthafte Schatten auftreten. Am Ende sieht das lyrische Ich zwei edle bärtige Gestalten und beschreibt sich als Hanswurst, der auf Blumenmatten singt. Das Gedicht scheint eine Wiedergabe der tumultartigen und euphorischen Stimmung nach einer gelungenen Theateraufführung zu sein.

Was Form und Sprache angeht, so besteht das Gedicht aus sieben Strophen, die jeweils aus zwei bis vier Versen bestehen. Die Verse werden durch Reime verbunden, die einen melodischen Fluss erzeugen. Mörikes Sprache ist bildhaft und ausdrucksstark, mit bildlichen Ausdrücken und Beschreibungen, die ein lebhaftes und lebendiges Bild des Traums erzeugen. Zudem nutzt er den Opera-Begriff „Figaro“ als Metapher und spielt mit der Mehrdeutigkeit von „Figaro“, was sowohl als Charakter aus Mozarts Oper und auch als Synonym für die fröhliche und lebendige Atmosphäre interpretiert werden kann. Insgesamt interpretiert das Gedicht die post-theatrale Euphorie in Form eines traumhaften und surrealen Erlebnis, vermischt mit Wachträumen und theatralischen Elementen. Es thematisiert auch die Freude, Erfüllung und sinnliche Überladung, die das Theater hervorrufen kann.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Seltsamer Traum“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Eduard Mörike. 1804 wurde Mörike in Ludwigsburg geboren. Im Zeitraum zwischen 1820 und 1875 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Biedermeier zuordnen. Mörike ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 19 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 107 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Eduard Mörike sind „Septembermorgen“, „Nimmersatte Liebe“ und „Lose Ware“. Zum Autor des Gedichtes „Seltsamer Traum“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 171 Gedichte vor.

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