Sehnsucht von Eduard Mörike

In dieser Winterfrühe
Wie ist mir doch zumut!
O Morgenrot, ich glühe
Von deinem Jugendblut.
 
Es glüht der alte Felsen,
Und Wald und Burg zumal,
Berauschte Nebel wälzen
Sich jäh hinab das Tal.
 
Mit tatenfroher Eile
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Erhebt sich Geist und Sinn,
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Und flügelt goldne Pfeile
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Durch alle Ferne hin.
 
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Auf Zinnen möcht ich springen,
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In alter Fürsten Schloß,
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Möcht hohe Lieder singen,
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Mich schwingen auf das Roß!
 
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Und stolzen Siegeswagen
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Stürzt ich mich brausend nach,
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Die Harfe wird zerschlagen,
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Die nur von Liebe sprach.
 
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Wie? schwärmst du so vermessen,
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Herz, hast du nicht bedacht,
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Hast du mit eins vergessen,
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Was dich so trunken macht?
 
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Ach, wohl! was aus mir singet,
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Ist nur der Liebe Glück!
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Die wirren Töne schlinget
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Sie sanft in sich zurück.
 
29 
Was hilft, was hilft mein Sehnen?
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Geliebte, wärst du hier!
31 
In tausend Freudetränen
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Verging' die Erde mir.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.9 KB)

Details zum Gedicht „Sehnsucht“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
141
Entstehungsjahr
1804 - 1875
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das besprochene Gedicht trägt den Titel „Sehnsucht“ und stammt von Eduard Mörike, einem deutschen Dichter aus dem 19. Jahrhundert, der der Epoche des Biedermeiers und des Realismus zuzuordnen ist.

Beim ersten Lesen des Gedichts erzeugt es einen Eindruck von intensiver Emotion und melodramatischen Bildern, mit einer starken Betonung der Natur und einer gewissen Unruhe oder Unzufriedenheit.

Inhaltlich handelt das Gedicht von der Sehnsucht und Aufregung des lyrischen Ichs, die durch den Morgen, die Natur und eine nostalgische Ritterlichkeit hervorgerufen wird. In den ersten beiden Strophen ist das lyrische Ich vom Morgenrot und der Schönheit der Umgebung begeistert. In der dritten und vierten Strophe springt es vor Energie und Vorstellungskraft und sehnt sich danach, heroische und romantische Taten aus vergangenen Zeiten nachzuahmen. Doch in der fünften und sechsten Strophe hinterfragt das lyrische Ich diese Aufregung und schätzt sie als Ausdruck seiner Liebessehnsucht ein. In der letzten Strophe gesteht es, dass seine Sehnsucht nach der geliebten Person der wirkliche Grund für seine Emotionen und seine kreativen Ausbrüche ist.

In formaler Hinsicht hat das Gedicht eine klare Struktur aus acht vierzeiligen Strophen mit jeweils abwechselndem Reimschema (abab). Die Sprache des Gedichts ist reich an Bildern und Metaphern und besitzt einen leicht altertümlichen Charakter. Sie kombiniert natürliche und emotionale Themen und betont die Verbindung zwischen den Gefühlen des lyrischen Ichs und seiner Umgebung.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Sehnsucht“ ein intensives und bildreiches Gedicht ist, das die Emotionen und Vorstellungen des Sprechers in Bezug auf die Liebe und die Sehnsucht nach Romantik und Abenteuer ausdrückt. Es vermittelt eine Stimmung von jugendlichem Überschwang und nostalgischer Sehnsucht, ergänzt durch starke Naturbilder und romantische Ritterlichkeit.

Weitere Informationen

Eduard Mörike ist der Autor des Gedichtes „Sehnsucht“. 1804 wurde Mörike in Ludwigsburg geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1820 bis 1875 entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Biedermeier zu. Bei dem Schriftsteller Mörike handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 141 Wörter. Es baut sich aus 8 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Die Gedichte „Septembermorgen“, „Nimmersatte Liebe“ und „Lose Ware“ sind weitere Werke des Autors Eduard Mörike. Zum Autor des Gedichtes „Sehnsucht“ haben wir auf abi-pur.de weitere 171 Gedichte veröffentlicht.

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