Am Walde von Eduard Mörike

Am Waldsaum kann ich lange Nachmittage,
Dem Kuckuck horchend, in dem Grase liegen;
Er scheint das Tal gemächlich einzuwiegen
Im friedevollen Gleichklang seiner Klage.
 
Da ist mir wohl, und meine schlimmste Plage,
Den Fratzen der Gesellschaft mich zu fügen,
Hier wird sie mich doch endlich nicht bekriegen,
Wo ich auf eigne Weise mich behage.
 
Und wenn die feinen Leute nur erst dächten,
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Wie schön Poeten ihre Zeit verschwenden,
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Sie würden mich zuletzt noch gar beneiden.
 
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Denn des Sonetts gedrängte Kränze flechten
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Sich wie von selber unter meinen Händen,
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Indes die Augen in der Ferne weiden.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Am Walde“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
95
Entstehungsjahr
1804 - 1875
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Autor und zeitliche Einordnung:

Das Gedicht „Am Walde“ wurde von Eduard Mörike verfasst, der von 1804 bis 1875 lebte. Mörike gilt als einer der bedeutendsten Autoren des Biedermeier und zählt auch zu den bedeutendsten deutschen Lyrikern.

Erster Eindruck:

Der erste Eindruck des Gedichts ist entspannt und nachdenklich, mit einer Naturverbundenheit und einer kritischen Betrachtung der gesellschaftlichen Normen.

Inhalt:

Der Inhalt des Gedichts handelt von einem Menschen, der am Waldrand liegt und dem Kuckuck in der Ferne lauscht. In dieser ruhigen Umgebung findet der Autor Frieden und Gelassenheit, fernab von den Zwängen und Anforderungen der Gesellschaft. In dieser Umgebung kann er seine eigenen Bedürfnisse und Interessen verfolgen und erkennt die Schönheit des Daseins als Dichter.

Form und Sprache:

Das Gedicht besteht aus zwei Strophen mit je acht Versen, die in einem regelmäßigen Kreuzreim-Rhythmus geschrieben sind (ababcdcd). Es ist in Jamben verfasst, was einen fließenden Lesefluss ermöglicht und den Eindruck von Ruhe und Harmonie verstärkt.

Die Sprache des Gedichts ist zugleich anschaulich und einfühlsam. Mörike nutzt bildhafte Naturbeschreibungen („Waldsaum“, „Kuckuck“, „Gras„), um eine idyllische Landschaft und Atmosphäre zu schaffen. Der lyrische Sprecher bezieht sich auf „schlimmste Plage“ als Beschreibung der gesellschaftlichen Zwänge und zeigt damit seine Distanzierung von dieser Lebensweise.

Mit der Zeile „Und wenn die feinen Leute nur erst dächten“ bringt Mörike einen ironischen Ton ins Gedicht und kritisiert die Auffassung der höheren Gesellschaft, die die Kunst und das Dichten als Zeitverschwendung betrachten könnte. Jedoch zeigt Mörike, dass das Dichten für ihn eine erfüllende und anerkannte Tätigkeit ist.

Fazit:

„Am Walde“ ist ein naturverbundenes und nachdenkliches Gedicht von Eduard Mörike, das sich mit der Suche nach individueller Zufriedenheit und der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Normen beschäftigt. Die idyllische Natur dient als Rückzugsort vom gesellschaftlichen Leben und bietet Raum für künstlerisches Schaffen und Selbstverwirklichung.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Am Walde“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Eduard Mörike. Der Autor Eduard Mörike wurde 1804 in Ludwigsburg geboren. Im Zeitraum zwischen 1820 und 1875 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Biedermeier kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Mörike handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 95 Worte. Der Dichter Eduard Mörike ist auch der Autor für Gedichte wie „Auf eine Christblume“, „Hülfe in der Not“ und „Pastoralerfahrung“. Zum Autor des Gedichtes „Am Walde“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 171 Gedichte vor.

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