Wo find ich Trost? von Eduard Mörike

Eine Liebe kenn ich, die ist treu,
War getreu, solang ich sie gefunden,
Hat mit tiefem Seufzen immer neu,
Stets versöhnlich, sich mit mir verbunden.
 
Welcher einst mit himmlischem Gedulden
Bitter bittern Todestropfen trank,
Hing am Kreuz und büßte mein Verschulden,
Bis es in ein Meer von Gnade sank.
 
Und was ist's nun, daß ich traurig bin,
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Daß ich angstvoll mich am Boden winde?
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Frage: »Hüter, ist die Nacht bald hin?«
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Und: »was rettet mich von Tod und Sünde?«
 
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Arges Herze! ja gesteh es nur,
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Du hast wieder böse Lust empfangen;
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Frommer Liebe, frommer Treue Spur,
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Ach, das ist auf lange nun vergangen.
 
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Ja, das ist's auch, daß ich traurig bin,
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Daß ich angstvoll mich am Boden winde!
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Hüter, Hüter, ist die Nacht bald hin?
20 
Und was rettet mich von Tod und Sünde?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Wo find ich Trost?“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
133
Entstehungsjahr
1804 - 1875
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Wo find ich Trost?“ wurde von Eduard Mörike, einem deutschen Dichter und Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, verfasst. Er zählt zu den bekanntesten Vertretern des Biedermeiers und schuf Werke, die von tiefgründiger Religiosität, einem tiefen Naturgefühl und romantischer Weltsicht geprägt sind.

Der erste Eindruck beim Lesen von Mörikes Gedicht deutet auf einen dramatischen, emotionalen Konflikt hin. Der Titel „Wo find ich Trost?“ legt nahe, dass das lyrische Ich sich in einer krisenhaften, traurigen oder verzweifelten Situation befindet und nach Trost sucht.

Der Inhalt des Gedichts vermittelt tiefe innere Zerrissenheit, Selbstvorwürfe und die Suche nach Erlösung. In den ersten beiden Strophen erinnert das lyrische Ich an eine Liebe, die stets treu war und eine sühnende Rolle gespielt hat - diese Schilderung lässt christliche Anklänge erkennen und könnte sich auf Jesus Christus beziehen. In den folgenden Strophen wird das innere Leiden, die Schuldgefühle und die Angst des lyrischen Ichs hervorgehoben. Es scheint, als ob es sich zu Unrecht Verhalten hat, sich dafür selbst verurteilt und nun nach Erlösung sucht - wiederum ein starkes christliches Motiv.

Bezüglich der Form und Sprache fällt auf, dass das Gedicht sehr streng und regelmäßig strukturiert ist, bestehend aus fünf gleichlangen Strophen mit jeweils vier Versen. Die sehr klare und direkte Sprache, die dabei zur Anwendung kommt, unterstützt das Drama des emotionalen Konflikts, in dem sich das lyrische Ich befindet. Hinzu kommt eine starke Verwendung von rhetorischen Fragen, die das Ringen um Antworten und Lösungen verdeutlichen.

Zusammenfassend ist „Wo find ich Trost?“ ein Ausdruck tiefster emotionaler Verzweiflung und Schuldgefühle, geprägt von einer starken religiösen Symbolik und aufgeladen mit christlichen Anspielungen. Es zeigt die innere Zerrissenheit des lyrischen Ichs, sein Streben nach Erlösung und seinen Wunsch nach Trost. Dabei bedient es sich einer klaren, direkten Sprache und einer strengen formellen Struktur.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Wo find ich Trost?“ des Autors Eduard Mörike. Mörike wurde im Jahr 1804 in Ludwigsburg geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1820 bis 1875 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Biedermeier zugeordnet werden. Der Schriftsteller Mörike ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 133 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Weitere Werke des Dichters Eduard Mörike sind „Gebet“, „Im Frühling“ und „Septembermorgen“. Zum Autor des Gedichtes „Wo find ich Trost?“ haben wir auf abi-pur.de weitere 171 Gedichte veröffentlicht.

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