Nur zu! von Eduard Mörike

Schön prangt im Silbertau die junge Rose,
Den ihr der Morgen in den Busen rollte,
Sie blüht, als ob sie nie verblühen wollte,
Sie ahnet nichts vom letzten Blumenlose.
 
Der Adler strebt hinan ins Grenzenlose,
Sein Auge trinkt sich voll von sprühndem Golde;
Er ist der Tor nicht, daß er fragen sollte,
Ob er das Haupt nicht an die Wölbung stoße.
 
Mag denn der Jugend Blume uns verbleichen,
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Noch glänzet sie und reizt unwiderstehlich;
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Wer will zu früh so süßem Trug entsagen?
 
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Und Liebe, darf sie nicht dem Adler gleichen?
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Doch fürchtet sie; auch fürchten ist ihr selig,
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Denn all ihr Glück, was ist's? - ein endlos Wagen!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Nur zu!“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
108
Entstehungsjahr
1804 - 1875
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Nur zu!“ stammt aus der Feder von Eduard Mörike, einem deutschen Lyriker und Schriftsteller des Biedermeier, geboren 1804 und verstorben 1875, der vor allem schöpferisch in der Mitte des 19. Jahrhunderts wirkte.

Einen ersten Eindruck vom Gedicht erhält man durch die Betrachtung der beiden Hauptmotive: die Rose und der Adler. Beide wirken unbeschwert und haben mit dem Morgen und dem Goldenen gewissermaßen Glanz und Reichtum, stehen symbolisch für Jugend und Stärke. Allerdings werden im Gedicht auch die Vergänglichkeit der Rose und die potentielle Gefahr für den Adler angesprochen.

In den ersten vier Versen spricht das lyrische Ich von einer jungen Rose, die im Morgentau erblüht und von ihrer Vergänglichkeit nichts ahnt. Der Adler im folgenden Abschnitt strebt, geblendet von der Sonne, in grenzenlose Höhen, ohne über mögliche Gefahren oder Grenzen nachzudenken. In den letzten zwei Strophen wird dann ein Bogen zur menschlichen Erfahrung geschlagen: Die Jugend, vergleicht der Dichter mit der Schönheit der Rose, ist vergänglich, aber unwiderstehlich. Und die Liebe, symbolisiert durch die Stärke und den Mut des Adlers, sorgt für ein ständiges Wagnis, vor dem wir gleichzeitig Furcht haben und das uns doch auch glücklich macht.

Mörikes Botschaft scheint klar zu sein: Genießt die Schönheit und Unbekümmertheit der Jugend und wagt die Liebe - trotz ihrer Risiken - denn beide sind wertvoll und vergänglich.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit unterschiedlicher Versanzahl. Die ersten beiden Strophen sind vierzeilig, die letzten beiden drei-zeilig und die Reime folgen dem regelmäßigen Schema AABB und ABC. Die Sprache ist blumig und symbolreich und weist eine deutliche Naturnähe auf, die typisch ist für die Lyrik des Biedermeier.

Die Sprache ist dem zeitlichen Kontext angemessen, kommt ohne schwierige oder veraltete Ausdrücke aus und spricht so viele Leser an. Insgesamt verleiht die Kombination aus Ästhetik, symbolischem Inhalt und einer ermutigenden Botschaft dem Gedicht eine besondere Aussagekraft.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Nur zu!“ des Autors Eduard Mörike. Geboren wurde Mörike im Jahr 1804 in Ludwigsburg. Das Gedicht ist in der Zeit von 1820 bis 1875 entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Biedermeier zu. Mörike ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 108 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Der Dichter Eduard Mörike ist auch der Autor für Gedichte wie „Im Frühling“, „Septembermorgen“ und „Nimmersatte Liebe“. Zum Autor des Gedichtes „Nur zu!“ haben wir auf abi-pur.de weitere 171 Gedichte veröffentlicht.

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