Herrn Hofrat Dr. Krauß von Eduard Mörike
1 |
Der jüngsten in dem weitgepriesnen Schwesternchor |
2 |
Heilkräftger Nymphen unsres lieben Vaterlands, |
3 |
Die wundertätig im bescheidnen Tempel wohnt, |
4 |
Sich selber still weissagend einen herrlichern; |
5 |
In deren schon verlorne Gunst du leise mich |
6 |
An deiner priesterlichen Hand zurückgeführt: |
7 |
Heut in der frühsten Morgenstunde goß ich ihr |
8 |
Die Opfermilch, die reine, an der Schwelle aus, |
9 |
Und schenkte dankbar ein kristallen Weihgefäß. |
10 |
Sie aber, rauschend in der Tiefe, sprach dies Wort: |
11 |
»Bring meinem Diener, deinem Freunde, den Pokal, |
12 |
Mit jenes Gottes Feuergabe voll gefüllt, |
13 |
Der meinen Berg mit seinen heiligen Ranken |
14 |
schmückt, |
15 |
Obwohl er meine Lippen zu berühren scheut.« |
Details zum Gedicht „Herrn Hofrat Dr. Krauß“
Eduard Mörike
1
15
95
1847
Biedermeier
Gedicht-Analyse
Das Gedicht mit dem Titel „Herrn Hofrat Dr. Krauß“ wurde von dem deutschen Lyriker Eduard Mörike, der von 1804 bis 1875 lebte, verfasst. Dieser gehört zur Epoche des Biedermeier und der Romantik.
Beim ersten Lesen macht das Gedicht einen mystischen und Medizin verheißenden Eindruck – es wirkt wie ein Loblied auf eine mysteriöse, heilende Entität. Es wird deutlich, dass der Autor eine tiefe Achtung und Ehrerbietung für diese Kraft zum Ausdruck bringt, die er allerdings nicht explizit benennt.
Inhaltlich geht es um eine namentlich nicht genannte Kraft, die dem lyrischen Ich gesundheitliche Heilung schenkt. Das lyrische Ich fühlt Dankbarkeit und Wertschätzung gegenüber dieser Kraft und drückt diese durch ein rituelles Opfer aus. Mörikes lyrisches Ich gibt an, dafür früh morgens Milch an die Pforte des Tempels dieser Kraft zu gießen und dankbar ein kristallenes Weihgefäß zu schenken. Der Text wird jedoch mystisch, als diese anonyme Kraft – die im Tempel wohnt und von tief unten zu „sprechen“ scheint – „dem Diener, dem Freund“ des lyrischen Ichs wird ein gefüllter Kelch zugesprochen. Es ist anzunehmen, dass der „Diener“ und „Freund“ Herr Hofrat Dr. Krauß ist, an den das Gedicht gerichtet ist.
Die Form des Gedichts ist klassisch und reimlos, was zur ernsthaften und gehobenen Atmosphäre beiträgt. Jeder Vers beginnt mit einem Großbuchstaben, wodurch ein fließender, kontinuierlicher Text entsteht.
In Bezug auf die Sprache des Gedichts ist diese sehr ausschmückend und hochgestochen, was darauf hindeutet, dass der lyrische Sprecher eine gebildete und respektierte Person ist. Er verwendet Worte wie „Nymphen“, „schwesterlicher Chor“, „Tempel“ und „kristallenes Weihgefäß“, um seine Bescheidenheit und Ehrerbietung auszudrücken. Die Verwendung dieser symbolträchtigen und teils mythologischen Ausdrücke weist zudem auf eine spirituelle oder religiöse Dimension des Werkes hin. Es lässt sich daher sagen, dass das Gedicht eine tiefe Wertschätzung für die heilende Kraft und für die Rolle von Herrn Hofrat Dr. Krauß in der Vermittlung dieser Kraft zum Ausdruck bringt. Es ist eine hoch formelle und ceremonielle Ode an die Heilung und an das Wunder des Lebens selbst.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Herrn Hofrat Dr. Krauß“ des Autors Eduard Mörike. 1804 wurde Mörike in Ludwigsburg geboren. 1847 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Biedermeier zu. Bei dem Schriftsteller Mörike handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 15 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 95 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Eduard Mörike sind „Gebet“, „Im Frühling“ und „Septembermorgen“. Zum Autor des Gedichtes „Herrn Hofrat Dr. Krauß“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 171 Gedichte vor.
+ Mehr Informationen zum Autor / Gedicht einblenden.
+ Wie analysiere ich ein Gedicht?
Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Eduard Mörike
Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Eduard Mörike und seinem Gedicht „Herrn Hofrat Dr. Krauß“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.
- Mörike, Eduard - Um Mitternacht (Gedichtsanalyse)
- Mörike, Eduard - Am Walde (Gedichtinterpretation)
- Gedichtvergleich - Auf einer Wanderung (Eduard Mörike) und Abseits (Theodor Storm)
Weitere Gedichte des Autors Eduard Mörike (Infos zum Autor)
- An einem Wintermorgen, vor Sonnenaufgang
- Elfenlied
- Er ist’s
- Gebet
- Im Frühling
- Septembermorgen
- Nimmersatte Liebe
- Lose Ware
- Gesang Weylas
- Auf eine Christblume
Zum Autor Eduard Mörike sind auf abi-pur.de 171 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
Freie Ausbildungsplätze in Deiner Region
besuche unsere Stellenbörse und finde mit uns Deinen Ausbildungsplatz
erfahre mehr und bewirb Dich direkt