An Eberhard Lempp von Eduard Mörike

Nach angenommener Einladung zu einer
Abendgesellschaft
 
Kennst du der Furien schlimmste, Freund? Ich hoffe,
nein!
Kein Dichter, nicht der alten, noch der neuen Zeit,
Kein Mythograph hat sie zu nennen je gewagt;
Ich selber, bange vor der leise hörenden,
Tu es nur heimlich: Agrypnia heißet sie.
Ach, als ich jung war, deuchte sie mir schön zu sein,
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Piërische Jungfrau, oder ihnen nah verwandt;
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Vielleicht auch ist sie's, aber weh dem, der sie ruft!
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Denn der Gesundheit Farbe saugt ihr heißer Blick
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Dem Jüngling von den Wangen, und verzehrt den
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Mann.
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An meinem Bette sitzt sie manche Mitternacht,
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Gleich einer Buhlerin, der man überdrüssig ist.
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Den Rücken ihr zukehrend blinz ich seufzend nur,
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Sooft die Glocke wieder schlägt, nach dem Gespenst,
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Ob es noch sitzt - es sitzet bis der Morgen graut!
 
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Seit Wochen hatt ich Ruh vor ihr, bis gestern nacht;
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Da trat sie schadenfroher Miene vor mich hin,
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Unheilverkündend, und wohl weiß ich, was sie meint:
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Es ist das Wort, das ich dir auf der Straße jüngst
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Am lichten Tag gegeben, nicht entging es ihr
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Gib eilig, Bester, mir's zurück, wenn du mich liebst!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26 KB)

Details zum Gedicht „An Eberhard Lempp“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
25
Anzahl Wörter
185
Entstehungsjahr
1804 - 1875
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An Eberhard Lempp“ wurde von dem deutschen Dichter Eduard Mörike verfasst, der im 19. Jahrhundert lebte. Bei einer ersten Betrachtung scheint das Gedicht einen melancholischen, düsteren Ton zu haben, der sich durch den gesamten Verlauf zieht. Es scheint eine unangenehme Situation oder einen Kampf widerzuspiegeln, der das lyrische Ich quält.

Im Kern dreht sich der Inhalt des Gedichts um eine nächtliche Qual, dargestellt durch die Figur der Agrypnia, die das lyrische Ich in seinen Schlafstunden heimsucht. Das lyrische Ich beschreibt diese Gestalt als die schlimmste der Furien, die dem alternden Mann die Gesundheit aussaugt und ihn quält. Das Gedicht endet mit der Bitte an den Freund, Eberhard Lempp, ihm ein gegebenes Wort zurückzugeben, was als eine Art von Entlastung oder Hilfe interpretiert werden kann.

Was die Form des Gedichts angeht, besteht es aus drei Strophen unterschiedlicher Länge. Die Verse sind nicht gebunden und haben keinen bestimmten Rhythmus oder Reimschema, was das Gedicht zu einem freien Vers macht. Dies könnte eine Spiegelung der Unordnung und des Aufruhrs sein, den das lyrische Ich durchmacht.

Die Sprache ist komplex und erfüllt mit Anspielungen auf die antike Mythologie, was auf die Bildung des lyrischen Ichs und des Autors hinweist. Der Gebrauch von starken Bildern wie der „schlimmsten Furie“ und der „Gesundheit aussaugenden Jungfrau“ machen die tiefe Verzweiflung und Angst des lyrischen Ichs sehr greifbar. Zusammenfassend beschreibt das Gedicht eine existentielle Krise, die das lyrische Ich durchlebt, und enthüllt dessen tiefste Ängste und Sorgen auf eine kunstvolle und emotionale Weise.

Weitere Informationen

Das Gedicht „An Eberhard Lempp“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Eduard Mörike. 1804 wurde Mörike in Ludwigsburg geboren. Im Zeitraum zwischen 1820 und 1875 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Biedermeier zugeordnet werden. Bei Mörike handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 185 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 25 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Die Gedichte „Er ist’s“, „Gebet“ und „Im Frühling“ sind weitere Werke des Autors Eduard Mörike. Zum Autor des Gedichtes „An Eberhard Lempp“ haben wir auf abi-pur.de weitere 171 Gedichte veröffentlicht.

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