Gute Lehre von Eduard Mörike

In unsers Pfarrers Garten,
Es fällt ein warmes Regelein,
Wie duften da die Blumen,
Die Apfelblüt so fein!
 
Im Häuselein da drüben
Ein Bauer vespert wohlgemut,
Hat's Fensterlein halb offen,
Das Lüftlein tät ihm gut.
 
Ei, spricht er bei sich selbsten,
10 
Ein Sonntagssträußchen hätt ich gern,
11 
Auf morgen in die Predigt,
12 
Tulipanen oder Stern.
 
13 
Ein Vöglein hat's vernommen,
14 
Das denkt; dir soll geholfen sein:
15 
Tät gleich ein Blümlein holen,
16 
Und bringt's im Schnäbelein.
 
17 
Ei, lachte da mein Peter!
18 
Hat flugs sein Fenster zugemacht,
19 
Hat's Vögelein gefangen
20 
Und in den Käfig bracht.
 
21 
Ach, muß das Vöglein trauern!
22 
Und war auch von der Stunde krank.
23 
Sind wüste Kerl die Bauern,
24 
Die geben Stank für Dank!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Gute Lehre“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
113
Entstehungsjahr
1804 - 1875
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Gute Lehre“ ist von Eduard Mörike, einem bedeutenden Vertreter der deutschen Romantik und des Realismus im 19. Jahrhundert, geschrieben.

Zunächst fällt die idyllische und leichte Atmosphäre auf, die durch die Einführung des Pfarrersgartens und des fallenden „warmen Regelein“, das den Duft der Blumen und der Apfelblüte betont, erzeugt wird. In der zweiten Strophe wechselt die Handlung zum „wohlgemuten“ Bauern in seinem Haus. Er spricht vor sich hin, dass er gerne einen Sonntagsstrauß für den morgigen Gottesdienst hätte. Daraufhin nimmt ein Vogel, der dies hört, ein Blümchen und bringt es zum Bauern. Dieser lacht jedoch und fängt den Vogel, um ihn in einen Käfig zu stecken. Das Gedicht endet mit einer Kritik des lyrischen Ichs an diesem Bauern, der „Stank für Dank“ gibt.

Damit wird eine einfache, aber effektive Botschaft vermittelt: Sei dankbar und respektiere die Natur und ihre Geschöpfe. In dem Fall ist der Bauer die Personifikation von Undankbarkeit und mangelnder Wertschätzung gegenüber dem, was die Natur uns gibt.

Formal lässt sich feststellen, dass das Gedicht aus sechs Vierzeilern besteht. Die Zeilen sind im Kreuzreim miteinander verbunden, wodurch der Textfluss angenehm und leicht zu lesen ist. Mörikes Sprache ist dabei schlicht und verzichtet auf komplexe Metaphern oder Wortneuschöpfungen. Dadurch ist das Gedicht leicht zugänglich und verständlich, was die Wirkung seiner Botschaft verstärkt. Der Einsatz von direkter Rede und einer klaren Handlung lässt das Gedicht fast wie eine kurze Erzählung wirken, die letztendlich in einer Moral gipfelt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Gute Lehre“ ist Eduard Mörike. Geboren wurde Mörike im Jahr 1804 in Ludwigsburg. Zwischen den Jahren 1820 und 1875 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Biedermeier zugeordnet werden. Der Schriftsteller Mörike ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 113 Worte. Die Gedichte „Septembermorgen“, „Nimmersatte Liebe“ und „Lose Ware“ sind weitere Werke des Autors Eduard Mörike. Zum Autor des Gedichtes „Gute Lehre“ haben wir auf abi-pur.de weitere 171 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Eduard Mörike

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Eduard Mörike und seinem Gedicht „Gute Lehre“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Eduard Mörike (Infos zum Autor)

Zum Autor Eduard Mörike sind auf abi-pur.de 171 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.