An Philomele von Eduard Mörike

Tonleiterähnlich steiget dein Klaggesang
Vollschwellend auf, wie wenn man Bouteillen füllt:
Es steigt und steigt im Hals der Flasche
Sieh, und das liebliche Naß schäumt über.
 
O Sängerin, dir möcht ich ein Liedchen weihn,
Voll Lieb und Sehnsucht! aber ich stocke schon;
Ach, mein unselig Gleichnis regt mir
Plötzlich den Durst und mein Gaumen lechzet.
 
Verzeih! im Jägerschlößchen ist frisches Bier
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Und Kegelabend heut: ich versprach es halb
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Dem Oberamtsgerichtsverweser,
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Auch dem Notar und dem Oberförster.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „An Philomele“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
76
Entstehungsjahr
1804 - 1875
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An Philomele“ stammt von Eduard Mörike, einem der bedeutendsten Vertreter des Biedermeier, einer Epoche, die von etwa 1815 bis 1848 dauerte. Auf den ersten Blick fällt auf, dass das Gedicht in einer sehr alltägliche Sprache gehalten ist und mit einem humorvollen Ton spielt.

Inhaltlich beschäftigt sich das lyrische Ich mit dem Gesang der Nachtigall - Philomele ist ein Synonym dafür. Die Stimme des Vogels wird im ersten Vers als aufsteigend und klagend beschrieben, wie wenn man Flaschen mit Flüssigkeit befüllt, die dann überzusprudeln beginnen. Das Ich will dem Vogel ein eigenes Lied widmen, gefüllt mit Liebe und Sehnsucht (Strophe 2). Doch es scheitert und sein Gleichnis von der Flasche, die sich füllt und überschäumt, macht es nur durstig.

Im dritten Abschnitt bittet das Ich um Entschuldigung und offenbart, dass es lieber Bier trinken geht, anstatt sich weiter dem künstlerischen Prozess der Dichtung hinzugeben. Es verweist auf eine Verabredung zum Kegeln mit illustren Gesellschaftsfiguren (Oberamtsgerichtsverweser, Notar und Oberförster), was die Alltäglichkeit und Bodenständigkeit des lyrischen Ichs unterstreicht.

In Bezug auf Form und Sprache wirkt das Gedicht sehr schlicht. Es hat einen recht simplen Reim (aabb) und besteht aus drei Strophen zu je vier Zeilen. Der gesamte Text ist in altertümlicher, aber dennoch verständlicher Sprache verfasst und spielt mit alltäglichen Metaphern, wie dem Füllen einer Flasche. Bemerkenswert ist auch der Wechsel von einer eher romantischen, idealisierten Betrachtung der Nachtigall in der ersten Strophe hin zu einer sehr bodenständigen, humorvollen Selbstbetrachtung und Selbstdarstellung des Dichters in den folgenden Strophen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An Philomele“ des Autors Eduard Mörike. 1804 wurde Mörike in Ludwigsburg geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1820 bis 1875 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Biedermeier kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Mörike ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 76 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Die Gedichte „Nimmersatte Liebe“, „Lose Ware“ und „Gesang Weylas“ sind weitere Werke des Autors Eduard Mörike. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An Philomele“ weitere 171 Gedichte vor.

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