Der Tanz von Christian Morgenstern

Ein Vierviertelschwein und eine Auftakteule
trafen sich im Schatten einer Säule,
die im Geiste ihres Schöpfers stand.
Und zum Spiel der Fiedelbogenpflanze
reichten sich die zwei zum Tanze Fuß und Hand.
 
Und auf seinen dreien rosa Beinen
hüpfte das Vierviertelschwein graziös,
und die Auftakteul auf ihrem einen
wiegte rhythmisch ihr Gekrös.
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Und der Schatten fiel,
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und der Pflanze Spiel
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klang verwirrend melodiös.
 
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Doch des Schöpfers Hirn war nicht von Eisen,
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und die Säule schwand, wie sie gekommen war;
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und so mußte denn auch unser Paar
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wieder in sein Nichts zurücke reisen.
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Einen letzten Strich
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tat der Geigerich
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und dann war nichts weiter zu beweisen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Der Tanz“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
19
Anzahl Wörter
104
Entstehungsjahr
1871 - 1914
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts „Der Tanz“ ist Christian Morgenstern, ein deutscher Dichter und Schriftsteller, der von 1871 bis 1914 lebte. Morgenstern ist vor allem durch seine humoristischen und oft auch philosophischen Gedichte bekannt geworden. Das Gedicht gehört demnach zur literarischen Epoche der Jahrhundertwende, in welcher Realismus und Symbolismus sich gegenüber standen und gegenseitig beeinflussten.

Beim Lesen des Gedichts macht sich ein Gefühl der Fantasie und Verspieltheit breit, welches durch die absurden und phantasievollen Personen- und Gegenstandsnamen erzeugt wird. Morgensterns Gedicht strahlt dadurch eine leichte, fast humorvolle Atmosphäre aus und regt zugleich zum Nachdenken an.

Inhaltlich beschreibt das Gedicht eine Szene, in der ein Vierviertelschwein und eine Auftakteule tanzen, angeleitet durch die 'Fiedelbogenpflanze'. Jedoch endet dieser Zug der Phantasie und das Schauspiel abrupt, als der Schöpfer, wahrscheinlich der Dichter selbst, seine Vorstellung wieder zerstreut und die Charaktere in ihr „Nichts“ zurückkehren.

Morgenstern scheint mit dem Gedicht die Macht der Vorstellung und der Kreativität des Geistes darzustellen, der in der Lage ist, solch absurde und gleichzeitig harmonische Situationen zu erschaffen und wieder verschwinden zu lassen. Es wird außerdem thematisiert, dass Kreativität und Fantasie vergänglich sind und dem steten Wandel unterliegen.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen unterschiedlicher Länge, was an sich schon ungewöhnlich ist. Die Sprache ist verspielt und humoristisch, was durch den Einschlag der Fantasie und die absurden Namen der Charaktere geprägt ist. Morgenstern verwendet in diesem Gedicht humorvolle und kuriose Wortschöpfungen wie „Vierviertelschwein”, „Auftakteule“ oder „Fiedelbogenpflanze”, was seine Neigung für Wortspiele und humoristische Sprache unterstreicht. Die Metrik und der Rhythmus unterstreichen die Leichtigkeit und Verspieltheit des Gedichts und geben ihm den Schwung eines Tanzes.

Insgesamt lässt sich sagen, dass „Der Tanz“ ein exemplarisches Gedicht für Morgensterns humoristisch-philosophische Lyrik ist. Während die absurde und verspielte Oberfläche den Leser zum Lachen bringt, regt das Gedicht auch zum Nachdenken über Vergänglichkeit und die Macht der Vorstellung an.

Weitere Informationen

Christian Morgenstern ist der Autor des Gedichtes „Der Tanz“. Im Jahr 1871 wurde Morgenstern in München geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1887 und 1914. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Morgenstern ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 19 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 104 Worte. Die Gedichte „Bim, Bam, Bum“, „Brief einer Klabauterfrau“ und „Brüder!“ sind weitere Werke des Autors Christian Morgenstern. Zum Autor des Gedichtes „Der Tanz“ haben wir auf abi-pur.de weitere 189 Gedichte veröffentlicht.

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