Einen Sommer lang von Detlev von Liliencron
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Zwischen Roggenfeld und Hecken |
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Führt ein schmaler Gang; |
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Süßes, seliges Verstecken |
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Einen Sommer lang. |
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Wenn wir uns von ferne sehen, |
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Zögert sie den Schritt, |
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Rupft ein Hälmchen sich im Gehen, |
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Nimmt ein Blättchen mit. |
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Hat mit Ähren sich das Mieder |
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Unschuldig geschmückt, |
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Sich den Hut verlegen nieder |
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In die Stirne gerückt. |
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Finster kommt sie langsam näher, |
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Färbt sich rot wie Mohn; |
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Doch ich bin ein feiner Späher, |
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Kenn die Schelmin schon. |
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Noch ein Blick in Weg und Weite, |
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Ruhig liegt die Welt, |
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Und es hat an ihre Seite |
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Mich der Sturm gesellt. |
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Zwischen Roggenfeld und Hecken |
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Führt ein schmaler Gang; |
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Süßes, seliges Verstecken |
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Einen Sommer lang. |
Details zum Gedicht „Einen Sommer lang“
Detlev von Liliencron
6
24
106
1844 - 1909
Naturalismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Einen Sommer lang“ stammt von dem Dichter Detlev von Liliencron, der im 19. Jahrhundert lebte und arbeitete. Thematisch handelt es von der intensiven romantischen Beziehung zwischen zwei Menschen, die sich im Versteck der Natur treffen und eins werden. Auf den ersten Blick erzeugt das Gedicht eine leichte, flirrende Kleinstimmung, bestimmt von Natur und Gefühl.
Inhaltsmäßig schildert das lyrische Ich seine Begegnungen mit einer Frau in geheimer, natürlicher Umgebung. Sie spielen wohl ein Spiel des Versteckens und Findens, was für das lyrische Ich mit höchster Freude verbunden ist. Die strophegenaue Analyse zeigt, dass diese Begegnungen heimlich und behutsam stattfinden, inmitten von Feldern und Hecken. Die Frau wird als schüchtern und unschuldig, aber trotzdem verschmitzt und bewusst dargestellt. Die sich färbenden Wangen und die verspielten Gesten weisen auf eine erotische Spannung hin. In der Endstrophe, in der fast die gleichen Verse wie in der ersten Strophe gesprochen werden, schließt sich der Kreis. Die Welt ist ruhig, der Sturm hat ihn an ihrer Seite zusammengesetzt - das könnte bedeuten, dass trotz der Dramatik und Aufregung, die ihre Liebe mit sich bringt, die Natur und das Leben weitergehen.
Formal handelt es sich um eine sechsstrophige Dichtung mit jeweils vier Versen pro Strophe. Die kleine Form passt zur unschuldigen, flüchtigen Natur der beschriebenen Beziehung. Sprachlich ist das Gedicht recht einfach gehalten, es verwendet keine komplexen Metaphern oder stilistischen Mittel, sondern erzählt eine klare Geschichte. Allerdings sind Rhythmus und Reim sehr präzise eingesetzt und erzeugen eine melodiöse, fließende Atmosphäre.
Zusammenfassend handelt dieses Gedicht von der Schönheit des Augenblicks, den Freuden der Liebe und der Vergänglichkeit des Sommers. Trotz seiner einfachen Sprache hat es eine kraftvolle emotionale Wirkung, die wahrscheinlich das lyrische Ich in diesem speziellen, vergänglichen Sommer erlebt hat. Es hinterlässt ein Gefühl von süßer Melancholie und der Schönheit des Augenblicks.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Einen Sommer lang“ des Autors Detlev von Liliencron. Liliencron wurde im Jahr 1844 in Kiel geboren. In der Zeit von 1860 bis 1909 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Naturalismus zugeordnet werden. Bei Liliencron handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 106 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Der Dichter Detlev von Liliencron ist auch der Autor für Gedichte wie „Schöne Junitage“, „Herbst“ und „Dorfkirche im Sommer“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Einen Sommer lang“ weitere 63 Gedichte vor.
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Zum Autor Detlev von Liliencron sind auf abi-pur.de 63 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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