Cantate von Otfried Krzyzanowski

1	Ach, dir gehört die Liebe,
2	Leichter Flieder!
3	Und dir gehört die Jugend,
4	Leben! Tod!
5	Und zwischen hohen Häusern
6	Schreiten Mädchen,
7	Sie schreiten unter blauem
8	Himmel hin.
9	Und zwischen grauen Häusern
10	Spielen Buben.
11	Dir gelten Mut und Bangen:
12	Hohe! Welt!
13	Und dir gehört die Liebe,
14	Leichter Flieder!
15	Ach, dir gehört die Jugend,
16	Leben! Tod!

Details zum Gedicht „Cantate“

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Cantate“ wurde von Otfried Krzyzanowski geschrieben, einem österreichischen Autor, der von 1886 bis 1918 lebte. Sein Schaffen lässt sich in die Epoche des frühen 20. Jahrhunderts und der Moderne einordnen, wobei bereits das Expressionistische seiner Poesie zu erkennen ist.

Beim ersten Eindruck lässt das Gedicht einen mit seiner einfachen Sprache und dennoch tiefgehenden Inhalt beeindrucken. Es ist geprägt von starken Natur- und Lebensbildern sowie von den Gegensätzen Liebe und Tod, Jugend und Alter.

Inhaltlich findet im Gedicht eine Zuweisung von unterschiedlichen Lebensmomenten und -zuständen an verschiedene Elemente statt. Dem Flieder wird die Liebe zugesprochen, dem Leben der Tod - eine Verbindung, die zunächst paradox wirkt. In den mittleren Strophen befinden wir uns in einer Stadt, zwischen hohen und grauen Häusern schreiten Mädchen und spielen Buben. Durch diese handelnden Personen wird die Jugend und das Leben dargestellt. In der dritten Strophe wird ausdrücklich die Welt genannt und ihr Mut und Bangen zugeteilt.

Das lyrische Ich nimmt dabei eine beobachtende Position ein und scheint mit diesen Aussagen tiefere Weisheiten oder Erkenntnisse über das Leben zu formulieren. Es zeigt sich eine Bewusstheit für die Vergänglichkeit des Lebens und die universelle Natur von Emotionen wie Liebe und Angst.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit jeweils vier Versen. Es verwendet eine klare Sprache ohne ausschweifende Metaphern oder Bilder, was eine gewisse Direktheit und Ehrlichkeit vermittelt. Auf der anderen Seite gibt es viele Andeutungen und Assoziationen wie z.B. der Flieder als Symbol der Vergänglichkeit oder die grauen Häuser als Metapher für eine mögliche Tristesse des Alltags.

Sprachlich auffällig ist der häufige Einsatz von Ausrufen (z.B. „Leben! Tod!“) sowie die wiederholende Struktur, die den Gedicht eine Art Litanei-Charakter gibt. Zudem variiert Krzyzanowski die Satzstruktur und Satzlänge innerhalb der Strophen, um verschiedene Betonungen und Gewichtungen zu erzeugen.

Es zeigt sich, dass dessen Kunstfertigkeit in der Vereinfachung und Konzentration liegt. Er schafft es, komplexe Gedankengänge und Empfindungen in wenigen, klaren Worten auszudrücken.

Abschließend kann man sagen, dass das Gedicht auf kunstvolle Weise eine tiefe Einsicht in die Natur des menschlichen Lebens und der zwischenmenschlichen Gefühle bietet. Es zeigt uns, dass Schönheit und Vergänglichkeit, Freude und Angst, Jugend und Tod untrennbar miteinander verbunden sind.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Cantate“ des Autors Otfried Krzyzanowski. 1886 wurde Krzyzanowski in Starnberg geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1902 und 1918. Erscheinungsort des Textes ist Leipzig. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das vorliegende Gedicht umfasst 53 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Otfried Krzyzanowski ist auch der Autor für Gedichte wie „Bekenntnis“, „Der Einsame“ und „Der Individualist“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Cantate“ weitere 37 Gedichte vor.

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Zum Autor Otfried Krzyzanowski sind auf abi-pur.de 37 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.