Friede auf Erden von Conrad Ferdinand Meyer
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Da die Hirten ihre Herde |
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ließen und des Engels Worte |
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trugen durch die niedre Pforte |
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zu der Mutter und dem Kind, |
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fuhr das himmlische Gesind |
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fort, im Sternenraum zu singen, |
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fuhr der Himmel fort zu klingen: |
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?Friede, Friede auf der Erde!" |
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Doch es ist ein ew'ger Glaube, |
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daß der Schwache nicht zum Raube |
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jeder frechen Mordgebärde |
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werden fallen allezeit: |
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Etwas wie Gerechtigkeit |
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webt und wirkt in Mord und Grauen, |
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und ein Reich will sich erbauen, |
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das den Frieden sucht auf Erde. |
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Seit die Engel so geraten, |
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o wie viele blut'ge Taten |
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hat der Streit auf wildem Pferde, |
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der geharnischte, vollbracht! |
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In wie mancher Heil'gen Nacht |
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sang der Chor der Geister zagend, |
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dringlich flehend, leis verklagend: |
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?Friede, Friede ... auf der Erde!" |
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Mählich wird es sich gestalten, |
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seines heil'gen Amtes walten, |
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Waffen schmieden ohne Fährde, |
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Flammenschwerter für das Recht, |
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und in königlich Geschlecht |
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wird erblüh'n mit starken Söhnen, |
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dessen helle Tuben dröhnen: |
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?Friede, Friede auf der Erde!" |
Details zum Gedicht „Friede auf Erden“
Conrad Ferdinand Meyer
4
32
155
1825 - 1898
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Friede auf Erden“ wurde von Conrad Ferdinand Meyer verfasst, einem bedeutenden Schweizer Dichter und Schriftsteller der literarischen Epoche des Realismus, der von 1825 bis 1898 lebte. Das Gedicht lässt sich daher zeitlich in das späte 19. Jahrhundert einordnen.
Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht besinnlich und reflexiv. Es widmet sich dem Thema Frieden auf Erden und betrachtet dies sowohl aus geschichtlicher als auch aus zukunftsorientierter Perspektive.
Inhaltlich bezieht sich das lyrische Ich zunächst auf eine biblische Geschichte, in der Hirten vom Engel die Nachricht der Geburt Jesu erhalten und ein himmlischer Chor singt „Friede auf Erden“. In der zweiten Strophe widmet sich das lyrische Ich der Realität der Welt, in der trotz des Glaubens an Gerechtigkeit Krieg und Grausamkeit herrschen. Dennoch endet die Strophe mit der Hoffnung auf ein zukünftiges friedliches Reich.
Dieses Thema wird in der dritten Strophe fortgesetzt, in der das lyrische Ich auf die viele blutige Konflikte und Kriege eingeht, die seitdem stattgefunden haben, trotzdem klingt immer wieder die Mahnung und Hoffnung auf „Friede auf Erden“. Die vierte und letzte Strophe endet schließlich mit der hoffnungsvollen Vorstellung, dass dieses friedliche Reich in der Zukunft Wirklichkeit werden wird.
Die Form des Gedichts ist klassisch und streng, mit einem klaren Rhythmus und Reimschema. Es besteht aus vier Strophen zu je acht Versen. Durch die Verwendung von biblischen Anspielungen und dramatischen Beschreibungen wird eine intensive Atmosphäre geschaffen. Die Sprache ist zugleich einfach und doch bildhaft und symbolisch, was die Message des Gedichts unterstreicht.
Zusammenfassend kann man sagen, dass das Gedicht „Friede auf Erden“ eine Reflexion über Krieg und Frieden, Glaube und Hoffnung ist. Trotz des düsteren Blicks auf die Realität drückt das Gedicht dennoch einen unaufhörlichen Glauben und Hoffnung auf einen zukünftigen dauerhaften Frieden aus. Es ist daher sowohl eine Mahnung als auch ein hoffnungsvolles Manifest.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Friede auf Erden“ des Autors Conrad Ferdinand Meyer. Meyer wurde im Jahr 1825 in Zürich geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1841 bis 1898 entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Realismus zuordnen. Der Schriftsteller Meyer ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 155 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Conrad Ferdinand Meyer sind „Hochzeitslied“, „Unruhige Nacht“ und „Nicola Pesces“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Friede auf Erden“ weitere 80 Gedichte vor.
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