Bürger, den ich meine von Joachim Ringelnatz
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Tanzunterricht bis Stammtischbier. |
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Solch Bürger ist behütet. |
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Der Bürger ist kein Säugetier. |
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Der Bürger ist gebrütet. |
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Doch was ich hiermit Bürger nenn, |
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Sind satte Mittelpunkte. |
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Wie die sich wohl benähmen, wenn |
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Man sie in Eiweiß tunkte. |
Details zum Gedicht „Bürger, den ich meine“
Joachim Ringelnatz
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8
36
1929
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Bürger, den ich meine“ wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettisten, der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert aktiv war. Dieses Gedicht lässt sich vermutlich in die 1920er oder 1930er Jahre einordnen, eine Zeit, in der Ringelnatz bekannt war für seine humoristischen und gesellschaftskritischen Werke.
Auf den ersten Blick scheint das Gedicht sarkastisch und humorvoll. Der Dichter verwendet eine spielerische, teils absurde Sprache und spricht den Bürger in einer Weise an, die eher einer Karikatur als einer ernsthaften Betrachtung entspricht.
Der Text beschäftigt sich mit dem Thema „Bürgertum“. In der ersten Strophe kontrastiert Ringelnatz das typische Leben eines Bürgers („Tanzunterricht bis Stammtischbier“) mit der Aussage, dass Bürger keine Säugetiere sind, sondern „gebrütet“ werden. Dies könnte als Kritik an einem eingeschränkten, vorherbestimmten Leben gedeutet werden, welches der Dichter mit der maschinellen Produktion eines Vogeleis vergleicht.
In der zweiten Strophe bezeichnet Ringelnatz diese Bürger als „satt“ und „Mittelpunkte“ und fragt sich, wie sie reagieren würden, wenn man sie aus ihrer komfortablen Position herausnehmen würde („Man sie in Eiweiß tunkte“). Dies kann als Aufforderung zur Selbstreflexion und zum kritischen Hinterfragen des eigenen Lebensstils gesehen werden.
Stilistisch ist das Gedicht in zwei vierzeilige Strophen aufgeteilt, was eine klare und einfache Struktur schafft. Die Sprache des Gedichts ist einfach und leicht verständlich. Ringelnatz' Wortwahl und bildliche Darstellung („gebrütet“, „in Eiweiß tunken“) erzeugen jedoch ein Gefühl von Absurdität und Surrealismus und tragen zur humoristischen Wirkung des Gedichts bei.
Zusammengefasst handelt es sich bei Ringelnatz' „Bürger, den ich meine“ um eine humorvolle und sarkastische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft und dem Bürgertum seiner Zeit. Durch seinen einzigartigen Stil und seine scharfe Beobachtungsgabe liefert der Dichter eine gesellschaftskritische Reflexion, die noch immer relevant ist.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Bürger, den ich meine“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. 1929 ist das Gedicht entstanden. In Berlin ist der Text erschienen. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 36 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 8 Versen. Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abglanz“, „Abschied von Renée“ und „Abschiedsworte an Pellka“. Zum Autor des Gedichtes „Bürger, den ich meine“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.
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