Ein Liebeslied von Else Lasker-Schüler
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Komm zu mir in der Nacht |
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wir schlafen eng verschlungen. |
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Müde bin ich sehr, |
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vom Wachen einsam. |
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Ein fremder Vogel hat in dunkler |
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Frühe schon gesungen, |
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Als noch mein Traum mit sich |
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und mir gerungen. |
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Es öffnen Blumen sich vor allen Quellen |
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und färben sich mit deiner Augen |
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Immortellen... |
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Komm zu mir in der Nacht auf Sieben |
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sternenschuhen |
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In Liebe eingehüllt spät in mein Zelt. |
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Es steigen Monde aus verstaubten |
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Himmelstruhen. |
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Wir wollen wie zwei seltene Tiere |
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liebesruhen |
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Im hohen Rohre hinter dieser Welt. |
Details zum Gedicht „Ein Liebeslied“
Else Lasker-Schüler
4
19
84
1869 - 1945
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das vorgelegte Gedicht „Ein Liebeslied“ stammt von der Dichterin Else Lasker-Schüler, die in der Zeitspanne vom späten 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts gelebt und geschrieben hat. Lasker-Schüler wird oft der expressionistischen Strömung in der deutschen Literatur zugeordnet, die insbesondere zwischen 1910 und 1925 prägend war.
Beim ersten Lesen des Gedichts entsteht ein Bild von inniger Nähe und Sehnsucht. Es wird auf emotionale und sinnliche Weise die Beziehung des lyrischen Ichs zu einer anderen Person dargestellt, die durch Symbolik und Metaphorik über eine bloße Liebesbeziehung hinausweist.
Das Gedicht enthält eine Aufforderung des lyrischen Ichs an die geliebte Person, bei ihm zu sein, insbesondere in der Nacht, symbolisch für Zeiten der Einsamkeit und des Verlangens. Das lyrische Ich ist müde, fühlt sich einsam und wird durch einen fremden Vogel, der früh singt, aus dem Schlaf gerissen. Dies könnte als Metapher für den Schmerz der Trennung gedeutet werden. Im nächsten Verspaar wird die Sehnsucht durch die Fauna und Flora dargestellt. Es scheint, dass die Augen der geliebten Person die Blumen (Immortellen -Symbol der Unsterblichkeit) färben, eine Metapher, die die überwältigende und allgegenwärtige Natur der Liebe zeigt. Im dritten Verspaar ist die erneute Aufforderung, zu ihm zu kommen, diesmal auf „sieben sternenschuhen“. Sterne könnten als Symbole für Träume und das Überirdische verstanden werden.
Die Form des Gedichts ist freie Versform ohne festes Reimschema, was typisch für expressionistische Dichtung ist. Jeder Vers ist gekennzeichnet durch eine starke Bildersprache und den konsequenten Einsatz von Metaphorik. Die Sprache ist stark lyrisch und emotional aufgeladen, mit großer Sorgfalt auf Wortwahl und Klangfarbe.
Insgesamt durchdringt das Gedicht „Ein Liebeslied“ eine intensive Sehnsucht und die Darstellung von Liebe als überirdische Kraft, die das lyrische Ich durchdringt und seine Wahrnehmung der Welt auf ständig faszinierende Weise verändert.
Weitere Informationen
Die Autorin des Gedichtes „Ein Liebeslied“ ist Else Lasker-Schüler. Geboren wurde Lasker-Schüler im Jahr 1869 in Elberfeld. Zwischen den Jahren 1885 und 1945 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten der Autorin lassen eine Zuordnung zur Epoche Expressionismus zu. Bei Lasker-Schüler handelt es sich um eine typische Vertreterin der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 19 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 84 Worte. Weitere bekannte Gedichte der Autorin Else Lasker-Schüler sind „Wenn du sprichst“, „Weltflucht“ und „Ich träume so leise von dir“. Zur Autorin des Gedichtes „Ein Liebeslied“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 19 Gedichte vor.
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Zum Autor Else Lasker-Schüler sind auf abi-pur.de 19 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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