Böses Geträume von Heinrich Heine

Im Traume war ich wieder jung und munter –
Es war das Landhaus hoch am Bergesrand,
Wettlaufend lief ich dort den Pfad hinunter,
Wettlaufend mit Ottilien Hand in Hand.
 
Wie das Persönchen fein formirt! Die süßen
Meergrünen Augen zwinkern nixenhaft.
Sie steht so fest auf ihren kleinen Füßen,
Ein Bild von Zierlichkeit vereint mit Kraft.
 
Der Ton der Stimme ist so treu und innig,
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Man glaubt zu schaun bis in der Seele Grund;
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Und alles was sie spricht ist klug und sinnig;
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Wie eine Rosenknospe ist der Mund.
 
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Es ist nicht Liebesweh, was mich beschleichet,
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Ich schwärme nicht, ich bleibe bei Verstand; –
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Doch wunderbar ihr Wesen mich erweichet
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Und heimlich bebend küss’ ich ihre Hand.
 
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Ich glaub’, am Ende brach ich eine Lilie,
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Die gab ich ihr und sprach ganz laut dabei:
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Heirathe mich und sei mein Weib, Ottilie,
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Damit ich fromm wie du und glücklich sei.
 
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Was sie zur Antwort gab, das weiß ich nimmer,
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Denn ich erwachte jählings – und ich war
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Wieder ein Kranker, der im Krankenzimmer
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Trostlos daniederliegt seit manchem Jahr. – –
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.8 KB)

Details zum Gedicht „Böses Geträume“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
173
Entstehungsjahr
1851
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Böses Geträume“ stammt von Heinrich Heine, einem bekannten deutschen Dichter und Schriftsteller, der von 1797 bis 1856 lebte. Eine genaue zeitliche Einordnung des Gedichts ist ohne weitere Informationen schwierig, aber Heine war ein Protagonist der Romantik, einer literarischen Bewegung, die von etwa 1800 bis 1850 anhielt.

Der erste Eindruck des Gedichts ist melancholisch und träumerisch. Heine schafft eine Welt der Sehnsucht und Unschuld, die zu starken Emotionen führt.

In einfachen Worten beschreibt das lyrische Ich einen Traum, in dem es wieder jung ist und lebendige Erinnerungen an eine geliebte Person namens Ottilie hat. Es beschreibt detailliert das Aussehen, den Charakter und die Stimme von Ottilie, betont jedoch, dass es keinen romantischen Schmerz oder Leidenschaft verspürt, sondern sich stattdessen von ihrem Wesen weich und emotional berührt fühlt. Es macht ihr schließlich einen Heiratsantrag, obwohl es die Antwort von Ottilie nicht mehr weiß, da es plötzlich erwacht und wieder der Kranke ist, der schon seit vielen Jahren trostlos in einem Krankenzimmer liegt.

Dies zeigt das zentrale Thema des Gedichts: Die Kontrastierung von Vergangenheit und Gegenwart, von Gesundheit und Krankheit, von Hoffnung und Verzweiflung.

In Bezug auf Form und Sprache ist das Gedicht in 6 gleichlange Strophen mit jeweils 4 Versen unterteilt. Es besteht aus Reimen, die gut in das klassische Schema passen und dem Leser helfen, den Rhythmus und den Fluss des Gedichts zu erfassen. Die Sprache ist einfach und klar, aber mit einer ausgeprägten romantischen, emotionalen und bildhaften Qualität, die den Leser in die Gedankenwelt des lyrischen Ichs eintauchen lässt. Die Verwendung von bestimmten Wörtern, wie „Wettlaufend“, „Nixenhaft“ und „Rosenknospe“, so wie der Lilie als Symbol, verstärkt das Gefühl von Sehnsucht und Unschuld.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Böses Geträume“ ist Heinrich Heine. Heine wurde im Jahr 1797 in Düsseldorf geboren. 1851 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Hamburg. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Heine handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 173 Worte. Heinrich Heine ist auch der Autor für Gedichte wie „Altes Lied“, „Am Golfe von Biskaya“ und „Am Kreuzweg wird begraben“. Zum Autor des Gedichtes „Böses Geträume“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 535 Gedichte vor.

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