Die Nacht von Alfred Lichtenstein

Verträumte Polizisten watscheln bei Laternen.
Zerbrochne Bettler meckern, wenn sie Leute ahnen.
An manchen Ecken stottern starke Straßenbahnen,
Und sanfte Autodroschken fallen zu den Sternen.
 
Um harte Häuser humpeln Huren hin und wieder,
Die melancholisch ihren reifen Hintern schwingen.
Viel Himmel liegt zertrümmert auf den herben Dingen ...
Wehleidge Kater schreien schmerzhaft helle Lieder.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.6 KB)

Details zum Gedicht „Die Nacht“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
53
Entstehungsjahr
nach 1905
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Nacht“ stammt vom Autor Alfred Lichtenstein, der von 1889 bis 1914 lebte. Daher lässt es sich zeitlich in die Epoche des Expressionismus einordnen.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht dunkel, da es sich um die Nacht handelt und viele negative Wörter wie „zerbrochen“, „schmerzhaft“ oder „wehleidig“ verwendet werden. Es scheint auch, dass die Gedicht nächtliche Szenen aus der Stadt beschreibt.

Im ersten Versreihe geht es um verschiedene Personen oder Gruppen, die in der Nacht in der Stadt unterwegs sind: Polizisten, Bettler, Straßenbahnen und Autodroschken. Der Autor gibt den Polizisten das Attribut „verträumt“, was darauf hindeuten könnte, dass sie in ihrer Arbeit nicht völlig präsent sind. Bettler werden als „zerbrochen“ beschrieben, was ihre soziale und physische Situation widerspiegeln könnte. Die Straßenbahnen und Autodroschken werden als „stotternd“ und „sanft fallend“ beschrieben, was vielleicht die ungeordnete und chaotische Natur des nächtlichen Stadtverkehrs darstellen soll. Im zweiten Versreihe beschreibet Lichtenstein Prostitution durch den Begriff „Huren“, die „ihren reifen Hintern schwingen“. Zudem erzeugt die Formulierung „viel Himmel liegt zertrümmert“ das Bild einer Stadt, deren Schönheit durch den Fortschritt und die Industrialisierung zerstört wird. Die „wehleidigen Kater“, die „schmerzhaft helle Lieder“ schreien, könnten symbolisch für jene sein, die unter den Umständen leiden.

Formal ist das Gedicht in zwei Vierzeilen-Strophen aufgeteilt, ohne Reimschema. Es gibt keine festgelegte Metrik, dennoch durchzieht das Gedicht ein Rhythmus, erzeugt durch die abwechselnde Betonung der Wörter und Silben. Bei der Sprache fällt auf, dass der Autor sehr bildhafte und metaphorische Ausdrücke verwendet, um die Szenerie zu beschreiben. Darüber hinaus verwendet Lichtenstein Alliterationen („hartem Häuser humpeln Huren“, „schreien schmerzhaft“), die den Rhythmus des Gedichts verstärken und zum Ausdruck von Emotionen und Stimmungen beitragen.

Insgesamt lässt sich sagen, dass Lichtenstein in „Die Nacht“ auf sinnliche und emotionale Weise die dunkleren Aspekte des städtischen Lebens unter den Bedingungen der Moderne hervorhebt. Der Dichter offeriert damit eine kritische Perspektive auf die Lebensverhältnisse in der Stadt.

Weitere Informationen

Alfred Lichtenstein ist der Autor des Gedichtes „Die Nacht“. Lichtenstein wurde im Jahr 1889 in Berlin geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1905 bis 1914 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Expressionismus zugeordnet werden. Bei Lichtenstein handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 8 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 53 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Alfred Lichtenstein sind „Die Stadt“, „Prophezeiung“ und „Nebel“. Zum Autor des Gedichtes „Die Nacht“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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