Prophezeiung von Alfred Lichtenstein

Einmal kommt - ich habe Zeichen
Sterbesturm aus fernem Norden.
Überall stinkt es nach Leichen.
Es beginnt das große Morden.
 
Finster wird der Himmelsklumpen,
Sturmtod hebt die Klauentatzen.
Nieder stürzen alle Lumpen.
Mimen bersten. Mädchen platzen.
 
Polternd fallen Pferdeställe.
10 
Keine Fliege kann sich retten.
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Schöne homosexuelle
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Männer kulllern aus den Betten.
 
13 
Rissig werden Häuserwände.
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Fische faulen in dem Flusse.
15 
Alles nimmt ein ekles Ende.
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Krächzend kippen Omnibusse.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Prophezeiung“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
67
Entstehungsjahr
1913
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Alfred Lichtenstein, ein deutscher expressionistischer Dichter, schuf das Gedicht „Prophezeiung“. Lichtenstein, der um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert lebte und 1914 früh verstarb, war bekannt für seine düsteren und oft schonungslos sarkastischen Darstellungen des Lebens und der Gesellschaft.

Der erste Eindruck des Gedichts ist düster und unheilvoll - es strahlt eine Atmosphäre von Endzeit und Katastrophe aus. Der Titel „Prophezeiung“ und die fortlaufende Darstellung von Chaos und Zerstörung vermitteln den Eindruck, als seien die beschriebenen Ereignisse unausweichlich.

Der Inhalt des Gedichts spricht von einer prophezeiten, umfassenden Katastrophe, die alles vernichtet. Lichtenstein benutzt eindrucksvolle, gewaltige Bilder, um eine apokalyptische Landschaft zu skizzieren, in der stürzende Gebäude, klauenschwingende Stürme, sterbene Tiere und Menschen vorkommen. Das lyrische Ich als Seher von kommenden vernichtenden Ereignissen unterstreicht die Dunkelheit und endzeitliche Atmosphäre der Dichtung.

In Sachen Form besteht das Gedicht aus vier Strophen mit jeweils vier Versen, einer eher klassischen und geordneten Struktur. Doch die Verwendung von harten Konsonanten, kurzen Versen und aufeinanderprallenden Bildern sorgt einerseits für einen schnellen Rhythmus, der die hektische, chaotische Atmosphäre unterstreicht.

Die Sprache des Gedichts ist eher einfach und direkt. Lichtenstein verwendet drastische, teils vulgäre Ausdrücke und konkrete, bildhafte Metaphern, um die von ihm prophezeite Katastrophe zu schildern. Dabei spielt Lichtenstein mit dem Gegensatz von Alltäglichem und Horror, von früherer Normalität und endzeitlicher Zerstörung.

Insgesamt vermittelt Alfred Lichtensteins „Prophezeiung“ den Eindruck einer unausweichlichen, totalen Katastrophe. Die Kombination von drastischer, konkreter Sprache und klassischer Gedichtsform erzeugt ein spannungsvolles Bild des kommenden Untergangs. Sein Werk könnte auch als Kritik an den gesellschaftlichen Zuständen seiner Zeit interpretiert werden, eventuell sogar als seine düstere Vision des bevorstehenden Ersten Weltkriegs, in dem er selbst starb.

Weitere Informationen

Alfred Lichtenstein ist der Autor des Gedichtes „Prophezeiung“. Lichtenstein wurde im Jahr 1889 in Berlin geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1913 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Lichtenstein handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 67 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Die Gedichte „Die Stadt“, „Die Nacht“ und „Nebel“ sind weitere Werke des Autors Alfred Lichtenstein. Zum Autor des Gedichtes „Prophezeiung“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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