Bär aus dem Käfig entkommen von Joachim Ringelnatz

Was ist nun jetzt?
Wo sind auf einmal die Stangen,
An denen die wünschende Nase sich wetzt?
Was soll er nun anfangen?
 
Er schnuppert neugierig und scheu.
Wie ist das alles vor ihm so weit
Und so wunderschön neu!
Aber wie schrecklich die Menschheit schreit!
 
Und er nähert sich geduckt
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Einem fremden Gegenstande. –
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Plötzlich wälzt er sich im Sande,
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Weil ihn etwas juckt.
 
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Kippt ein Tisch. Genau wie Baum.
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Aber eine Peitsche knallt.
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Und der Bär flieht seitwärts, macht dann halt.
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Und der Raum um ihn ist schlimmer Traum.
 
17 
Läßt der Bär sich locken. Doch er brüllt.
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Läßt sich treiben, läßt sich fangen.
19 
Angsterfüllt und haßerfüllt
20 
Wünscht er sich nach seines Käfigs Stangen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Bär aus dem Käfig entkommen“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
113
Entstehungsjahr
1929
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Bär aus dem Käfig entkommen“ wurde von Joachim Ringelnatz geschrieben, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettist, der von 1883 bis 1934 lebte. Dieses Gedicht kann demnach vermutlich zeitlich in die Weimarer Republik oder zu Anfang der NS-Zeit eingestuft werden.

Zunächst entsteht beim Lesen des Gedichts der Eindruck, dass es eine Geschichte von Freiheit und dann von Furcht erzählt. Es handelt von einem Bären, der aus seinem Käfig entkommt, aber die Welt außerhalb des Käfigs als herausfordernd und angsteinflößend erlebt. Letztendlich wünscht sich der Bär in die scheinbare Sicherheit seines Käfigs zurück.

In einfacheren Worten könnte man sagen, dass der Bär zunächst von seiner neu gewonnenen Freiheit verwirrt, dann neugierig und letztendlich überfordert und ängstlich ist. Er ist mit den Reaktionen, die er in der freien Welt hervorruft, nicht vertraut - zum Beispiel das Geschrei der Menschen -, was ihn in Furcht versetzt und schließlich dazu bringt, sich auch unter Zwang die Rückkehr in den Käfig zu wünschen. Durch diese Geschichte könnte das lyrische Ich eine Kritik an der Gesellschaft zum Ausdruck bringen und darauf aufmerksam machen, dass Freiheit auch Unsicherheit und Angst hervorrufen kann, insbesondere für diejenigen, die immer in Gefangenschaft gelebt haben.

Das Gedicht ist in kurze, einfache Verse unterteilt, die jeweils einen klaren Gedanken oder eine Handlung wiedergeben. Es hat eine klare, konkrete Sprache, die sowohl die inneren Gefühle des Bären als auch seine Interaktionen mit seiner Umgebung beschreibt. Der Stil ist beobachtend und erzählend, wobei der Bär als Protagonist dargestellt wird. Wiederholungen wie „lässt sich“ in der letzten Strophe verstärken den Eindruck von Resignation und Unterwerfung des Bären.

Besonders interessant ist die Art und Weise, wie das Gedicht den Kontrast zwischen Freiheit und Gefangenschaft darstellt sowie die Herausforderungen aufzeigt, die mit der Freiheit einhergehen. Es spricht universelle Themen an und lädt dazu ein, über die menschlichen Bedingungen und sozialen Strukturen nachzudenken, in denen wir leben.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Bär aus dem Käfig entkommen“ ist Joachim Ringelnatz. Im Jahr 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1929. Der Erscheinungsort ist Berlin. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 113 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „...als eine Reihe von guten Tagen“, „7. August 1929“ und „Abendgebet einer erkälteten Negerin“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Bär aus dem Käfig entkommen“ weitere 560 Gedichte vor.

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