Sprich aus der Ferne von Clemens Brentano

Sprich aus der Ferne
Heimliche Welt,
Die sich so gerne
Zu mir gesellt.
 
Wenn das Abendrot niedergesunken,
Keine freudige Farbe mehr spricht,
Und die Kränze stilleuchtender Funken
Die Nacht um die schattigte Stirne flicht:
 
Wehet der Sterne
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Heiliger Sinn
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Leis durch die Ferne
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Bis zu mir hin.
 
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Wenn des Mondes still lindernde Tränen
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Lösen der Nächte verborgenes Weh;
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Dann wehet Friede. In goldenen Kähnen
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Schiffen die Geister im himmlischen See.
 
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Glänzender Lieder
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Klingender Lauf
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Ringelt sich nieder,
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Wallet hinauf.
 
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Wenn der Mitternacht heiliges Grauen
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Bang durch die dunklen Wälder hinschleicht,
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Und die Büsche gar wundersam schauen,
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Alles sich finster tiefsinnig bezeugt:
 
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Wandelt im Dunkeln
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Freundliches Spiel,
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Still Lichter funkeln
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Schimmerndes Ziel.
 
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Alles ist freundlich wohlwollend verbunden,
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Bietet sich tröstend und traurend die Hand,
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Sind durch die Nächte die Lichter gewunden,
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Alles ist ewig im Innern verwandt.
 
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Sprich aus der Ferne
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Heimliche Welt,
35 
Die sich so gerne
36 
Zu mir gesellt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.3 KB)

Details zum Gedicht „Sprich aus der Ferne“

Anzahl Strophen
9
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
149
Entstehungsjahr
1804
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts „Sprich aus der Ferne“ ist der deutsche Dichter Clemens Brentano, der von 1778 bis 1842 gelebt hat und zur Strömung der Romantik zählt.

Der erste Eindruck des Gedichts ist geprägt von einer mystischen Stimmung, die durch die Beschreibung der Natur und der Nacht erzeugt wird. Der Verfasser verwendet dabei romantische Elemente und stellt eine starke innere Verbindung zur Natur dar.

Inhaltlich spricht das lyrische Ich eine „heimliche Welt“ an, die es aus der Ferne zu ihm ruft und sich zu ihm gesellt. Diese Welt scheint stellvertretend für eine mystische und geheimnisvolle Wirklichkeit zu stehen, die jenseits der sichtbaren und greifbaren Welt existiert. Diese Welt zeigt sich in den besonderen Momenten der Nacht, wenn der Tag zur Ruhe kommt und alles von Dunkelheit und Stille umgeben ist.

Das lyrische Ich scheint dabei Sehnsucht und Freude über diese himmlische, mystische Welt auszudrücken und fühlt sich mit ihr stark verbunden. Es empfindet Frieden, wenn es sich in der Nacht dieser Welt nähert und während das Dunkel ein gewisses Grauen verbreitet, verspürt das lyrische Ich ein Gefühl von Verbundenheit, Trost und Ewigkeit.

Formal besteht das Gedicht aus neun Quartetten. Jede Strophe hat vier Verse und einen Kreuzreim. Darüber hinaus zeichnet sich das Gedicht durch eine melodische Sprache aus, die die Bilder und Stimmungen hervorhebt. Die wiederkehrende Anrede „Sprich aus der Ferne, Heimliche Welt“ am Anfang und am Ende des Gedichts, stellt einen Inbegriff da und betont die mystische Verbindung zwischen dem lyrischen Ich und der „heimlichen“ Welt.

Die romantische Sprache mit ihren typischen Motiven wie Nacht, Abendrot, Sterne, Mond und Geister pflegt das Gedicht. Durch die Metaphern und die Personifikation der Elemente der Nacht wird die mystische, fernen Welt lebendig und wird somit eine Art von Charakter.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass Brentanos Gedicht „Sprich aus der Ferne“ eine romantische Sehnsucht nach einer mystischen, verborgenen Welt thematisiert, die mit der natürlichen und geheimnisvollen Stimmung der Nacht assoziiert wird. Es spiegelt den romantischen Glauben an eine geheimnisvolle, spirituelle Dimension der Welt wider, die nur in besonderen Zuständen der Stille und Dunkelheit erfahrbar ist.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Sprich aus der Ferne“ ist Clemens Brentano. Geboren wurde Brentano im Jahr 1778 in Ehrenbreitstein (Koblenz). Das Gedicht ist im Jahr 1804 entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Romantik zuordnen. Der Schriftsteller Brentano ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Als Romantik wird die Epoche der Kunstgeschichte bezeichnet, deren Ausprägungen sich sowohl in der Literatur, Kunst und Musik als auch in der Philosophie niederschlugen. Die Epoche der Romantik lässt sich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert verorten. Die literarische Romantik kann darauf aufbauend etwa auf die Jahre 1795 bis 1848 zeitlich eingeordnet werden. Bis in das Jahr 1804 hinein spricht man in der Literatur von der Frühromantik, bis 1815 von der Hochromantik und bis 1848 von der Spätromantik. Die Welt, die sich durch die einsetzende Verstädterung und Industrialisierung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls bedeutende Auswirkungen auf die Romantik. Als Merkmale der Romantik sind die Weltflucht, die Verklärung des Mittelalters, die Hinwendung zur Natur, die Betonung subjektiver Gefühle und des Individuums, der Rückzug in Fantasie- und Traumwelten oder die Faszination des Unheimlichen aufzuführen. Wichtige Symbole der Romantik sind die Blaue Blume oder das Spiegel- und Nachtmotiv. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über die Form als auch über den Inhalt des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die festen Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken ist zu beobachten.

Das Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 9 Strophen und umfasst dabei 149 Worte. Weitere Werke des Dichters Clemens Brentano sind „Abschied vom Rhein“, „O Traum der Wüste, Liebe, endlos Sehnen“ und „Was reif in diesen Zeilen steht“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sprich aus der Ferne“ weitere 298 Gedichte vor.

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