Was mag dich nur betrüben? von Clemens Brentano

Was mag dich nur betrüben?
Daß du so traurig denkst.
Du mußt wohl Buße üben,
Weil du die Blicke senkst.
 
Wie durch die stillen Wiesen
Die Bächlein murmelnd gehn,
Die Blumen, die dran sprießen,
Wie die hinuntersehn,
 
So seh' ich zu, so horch' ich zu,
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Bin freundlich mit ihnen auf du und du,
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Und wollt' daß es mein Liebchen wär',
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Ei das begreift du wohl nimmermehr.
 
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Was ist dir nur geschehen?
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Daß du so ganz allein
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Im dunkeln Wald magst gehen,
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Du mußt wohl närrisch sein.
 
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Wie grüne Büsche lauschen,
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Und Echo widerklingt,
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Was leis die Büsche rauschen,
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Und froh das Vöglein singt.
 
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So horch' ich zu, so ruf' ich zu,
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Bin freundlich mit ihnen auf du und du,
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Und wollt', daß es mein Liebchen wär',
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Ei das begreifst du wohl nimmermehr.
 
25 
Ich kann es wohl begreifen,
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Sieh nicht so vor dich hin,
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So wirst du wohl begreifen,
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Daß ich dein Liebchen bin.
 
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So laß uns tanzen, springen
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Im kühlen, grünen Wald,
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Die Töne laß erklingen,
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Daß alles freudig schallt,
 
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Tur, lu, tu, tu, tur, lu tu, tu,
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Wir leben und schweben auf du, und du,
35 
Und wenn es nicht mein Liebchen wär'
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Ei so begriff' ich's wohl nimmermehr.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.3 KB)

Details zum Gedicht „Was mag dich nur betrüben?“

Anzahl Strophen
9
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
199
Entstehungsjahr
1778 - 1842
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Was mag dich nur betrüben?“ stammt vom deutschen Autor Clemens Brentano. Brentano lebte von 1778 bis 1842, sodass sich das Werk der Romantik zuordnen lässt. Diese Epoche war gekennzeichnet durch Abkehr von der Rationalität der Aufklärung, stattdessen zeichnen sich die Werke durch eine Hinwendung zum Gefühlvollen aus.

Auf den ersten Blick fällt auf, dass das Gedicht gefühlsbetont ist und wahrscheinlich von einer unerwiderten Liebe erzählt. Der Rhythmus verleiht dem Ganzen eine Melancholie, die die Situation des lyrischen Ichs unterstreicht.

Inhaltlich betrachtet handelt das Gedicht von einer gedankenverlorenen, traurigen Person, die das lyrische Ich beobachtet und sich sorgt. Es gibt verschiedene Interpretationen zu dem Bezug des lyrischen Ichs zu der betrübten Person. Eine Möglichkeit wäre, dass das lyrische Ich die geliebte Person tröstet und seine Gefühle für sie ausdrückt.

Sprachlich auffällig ist der einfache, alltägliche Wortschatz und die naturnahe Sprache. Dies könnte dafür stehen, dass die Natur als Seelentröster und Rückzugsort für das lyrische Ich dient.

Im Hinblick auf die Form fällt auf, dass das Gedicht aus neun Strophen besteht, jede Strophe enthält vier Verse. Der Reim ist regelmäßig, meist handelt es sich um einen Kreuzreim (Abwechselnd reimt sich der erste und der dritte Vers, und der zweite und der vierte Vers).

Insgesamt gesehen kann man sagen, dass das Gedicht eine tiefe Melancholie und Sehnsucht ausdrückt. Durch die Beschreibung und Erlebnis der Natur wird diese Sehnsucht noch verstärkt. Die Natur wird als tröstend und als Ort der Ruhe beschrieben, an den das lyrische Ich sich zurückzieht. Gleichzeitig ist die Natur ein Medium, um seine Gefühle für die geliebte Person auszudrücken. Es zeigt auch, dass das lyrische Ich die Hoffnung auf eine Gegenseitige Liebe noch nicht aufgegeben hat.

In der Romantik ist es ein typisches Motiv, die Natur als Spiegel menschlicher Emotionen zu verwenden. Brentano greift dieses Motiv in seinem Gedicht auf und schafft damit ein Beispiel für die romantische Poesie des 19. Jahrhunderts.

Weitere Informationen

Clemens Brentano ist der Autor des Gedichtes „Was mag dich nur betrüben?“. Brentano wurde im Jahr 1778 in Ehrenbreitstein (Koblenz) geboren. Im Zeitraum zwischen 1794 und 1842 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Brentano handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte und sich insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik äußerte. Auch die Gebiete Geschichte, Theologie und Philosophie sowie Naturwissenschaften und Medizin waren von ihren Auswirkungen betroffen. Die Romantik kann in drei Phasen unterteilt werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Die Zeit der Romantik war für die Menschen in Europa von bedeutenden Umbrüchen geprägt. Die Französische Revolution (1789 - 1799) zog weitreichende Folgen für ganz Europa nach sich. Auch der Fortschritt in Technik und Wissenschaft, der den Beginn des industriellen Zeitalters einläutete, verunsicherte die Menschen und prägte die Gesellschaft. Wesentliche Motive in der Lyrik der Romantik sind die Ferne und Sehnsucht sowie das Gefühl der Heimatlosigkeit. Weitere Motive sind das Fernweh, die Todessehnsucht oder das Nachtmotiv. So symbolisierte die Nacht nicht nur die Dunkelheit, sondern auch das Geheimnisvolle, Mysteriöse und galt als Ursprung der Liebe. Typische Merkmale der Romantik sind die Hinwendung zur Natur, die Weltflucht oder der Rückzug in Traumwelten. Insbesondere ist aber auch die Idealisierung des Mittelalters aufzuzeigen. Architektur und Kunst des Mittelalters wurden von den Vertretern der Romantik wieder geschätzt. Die äußere Form von romantischer Dichtung ist dabei völlig offen. Kein starres Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits direkt nach Erscheinen der Werke wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.

Das Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 9 Strophen und umfasst dabei 199 Worte. Die Gedichte „Kennt ihr das Fräulein Dienchen nicht ...“, „Zu Koblenz auf der Brücken“ und „Ihr himmlischen Fernen“ sind weitere Werke des Autors Clemens Brentano. Zum Autor des Gedichtes „Was mag dich nur betrüben?“ haben wir auf abi-pur.de weitere 298 Gedichte veröffentlicht.

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