Hörst du wie die Brunnen rauschen von Clemens Brentano

Hörst du wie die Brunnen rauschen,
Hörst du wie die Grille zirpt?
Stille, stille, laß uns lauschen,
Selig, wer in Träumen stirbt.
Selig, wen die Wolken wiegen,
Wem der Mond ein Schlaflied singe,
O wie selig kann der fliegen,
Dem der Traum den Flügel schwingt,
Daß an blauer Himmelsdecke
10 
Sterne er wie Blumen pflückt:
11 
Schlafe, träume, flieg', ich wecke
12 
Bald Dich auf und bin beglückt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Hörst du wie die Brunnen rauschen“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
65
Entstehungsjahr
1778 - 1842
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Hörst du wie die Brunnen rauschen“ stammt von dem deutschen Dichter Clemens Brentano, der von 1778 bis 1842 lebte und der romantischen Epoche zuzuordnen ist.

Der erste Eindruck des Gedichts erzeugt eine Atmosphäre der Ruhe und des Friedens. Es entsteht ein harmonisches Bild, das von Naturgeräuschen und Träumen geprägt ist. Möglicherweise handelt es sich um ein Schlaf- oder Wiegenlied, was neben der beruhigenden Wirkung auch auf den wiederholten Gebrauch des Wortes „Selig“ hindeutet, das oft in Zusammenhang mit Gebeten und spirituellen Liedern verwendet wird.

Inhaltlich fordert das lyrische Ich den Leser auf, die leisen und beruhigenden Töne der Natur zu hören - das Rauschen der Brunnen und das Zirpen der Grille. Er wird aufgefordert, sich hinzugeben und sich der Seligkeit und dem Frieden hinzugeben, die im Schlaf zu finden sind. Es entsteht der Eindruck, dass das lyrische Ich den Schlaf oder den Tod als Erlösung und als Quelle der Seligkeit betrachtet. Das Gedicht endet mit einem Aufwachen - ob dieses wörtlich oder metaphorisch zu verstehen ist, bleibt der Interpretation des Lesers überlassen.

Im Gedicht werden durchgehend Reime verwendet, genauer gesagt handelt es sich um einen Kreuzreim. Diese Form trägt zu dem ruhigen, lullenden Rhythmus des Gedichts bei. Auch das wiederholte Auftreten des Wortes „Selig“ und der Aufforderung zu schlafen und zu träumen trägt dazu bei. Es fällt auf, dass die Sprache eher einfach und direkt ist und die Metaphern klar und verständlich sind. Die Verwendung von Naturbildern – wie die Brunnen, die Grille, die Wolken und der Mond – verleiht dem Gedicht eine ruhige, entspannende und positive Atmosphäre.

Insgesamt könnte man sagen, dass das Gedicht von Brentano eine Einladung ist, sich der Schönheit und Ruhe des Schlafes hinzugeben, was als eine Metapher für den Tod interpretiert werden könnte, wobei der Schlaf eine friedliche und angenehme Passage darstellt. Gleichzeitig wird hervorgehoben, wie wertvoll und selig das Leben ist und wie notwendig es ist, sich Zeit zu nehmen, um den einfachen und natürlichen Schönheiten der Welt zuzuhören und sie zu bewundern.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Hörst du wie die Brunnen rauschen“ des Autors Clemens Brentano. Brentano wurde im Jahr 1778 in Ehrenbreitstein (Koblenz) geboren. In der Zeit von 1794 bis 1842 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Brentano ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine Epoche der Kunstgeschichte, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert hinein die Literatur, Musik, Kunst und Philosophie prägte. Auf die Literatur beschränkt betrachtet reichen die Auswirkungen der Romantik lediglich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hinein. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die damalige Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Schriftstellern der Romantik zuwider. Sie stellten sich in ihren Schriften gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. Die zentralen Motive der Romantik sind das Schaurige, Leidenschaftliche, Unterbewusste, Fantastische, Individuelle, Gefühlvolle und Abenteuerliche, welche die Grenzen des Verstandes sprengen und erweitern sollen und sich gegen das bloße Nützlichkeitsdenken sowie die Industrialisierung richten. Die romantischen Dichter sehnen sich nach der Einheit von Geist und Natur. Ein Hinwenden zum Mittelalter ist erkennbar. So werden Kunst und Architektur dieser vergangenen Zeit geschätzt. Die Missstände des Mittelalters bleiben jedoch unerwähnt. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über die Form als auch über den Inhalt des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die starren Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken ist zu beobachten.

Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 65 Worte. Clemens Brentano ist auch der Autor für Gedichte wie „O Traum der Wüste, Liebe, endlos Sehnen“, „Was reif in diesen Zeilen steht“ und „Wenn der lahme Weber träumt, er webe“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Hörst du wie die Brunnen rauschen“ weitere 298 Gedichte vor.

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