Heilge Nacht, heilge Nacht von Clemens Brentano

Heil'ge Nacht, heil'ge Nacht!
Sterngeschloßner Himmelsfrieden!
Alles, was das Licht geschieden,
Ist verbunden,
Alle Wunden
Bluten süß im Abendrot!
 
Bjelbogs Speer, Bjelbogs Speer
Sinkt ins Herz der trunknen Erde,
Die mit seliger Geberde
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Eine Rose
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In dem Schoße
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Dunkler Lüste niedertaucht.
 
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Zücht'ge Braut, zücht'ge Braut!
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Deine süße Schmach verhülle,
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Wenn des Hochzeitbechers Fülle
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Sich ergießet.
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Also fließet
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In die brünst'ge Nacht der Tag!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Heilge Nacht, heilge Nacht“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
63
Entstehungsjahr
1778 - 1842
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Heil'ge Nacht, heil'ge Nacht“ wurde von Clemens Brentano verfasst, geboren am 9. September 1778 und gestorben am 28. Juli 1842. Er zählt zu den bedeutenden Vertretern der Heidelberger Romantik, sodass das Gedicht zeitlich in die Phase der Romantik (etwa 1800 bis 1830) einzuordnen ist.

Das Gedicht hinterlässt beim ersten Lesevorgang einen mystischen Eindruck. Der textliche Schwerpunkt liegt auf der Nacht, die als heilig und mystisch beschrieben wird. Inhaltlich handelt das Gedicht von der magischen, heiligen Nacht, die Alleinheit durch Licht auflöst, Wunden heilt und die Trunkenheit der Erde darstellt. Außerdem ist die Symbolik der Rose zu bemerken, die als Zeichen der Leidenschaft und Liebe in Dunkelheit getaucht wird.

Im Hinblick auf das lyrische Ich lassen sich keine konkreten Handlungen oder Emotionen ausmachen. Die Intention besteht wohl eher darin, eine poetische, mystische Stimmung zu erzeugen und eine tiefere symbolische Bedeutung der Nacht und ihrer Magie zu vermitteln.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen mit je sechs Versen. Es liegt kein festes Reimschema vor, was die fließende und unbeschwerte Atmosphäre des Gedichts unterstützt. Die Sprache ist bildhaft und symbolisch, voller Anspielungen und Metaphern. So wird etwa der Tag, der in die „brünstige Nacht“ fließt, als Züchtige Braut bezeichnet und die Erde, die trunken vor Glück ist, als eine Rose in dunkler Lust dargestellt. Mit diesen Bildern wird eine Atmosphäre von Mystik, heiliger Ruhe und verbotener Leidenschaft erzeugt.

Es ist wichtig zu bemerken, dass Brentano auf alte slawische Mythologie mit dem Begriff „Bjelbogs Speer“ verweist, was zeugt von seiner umfassenden Bildung und Interesse für verschiedene Kulturkreisen. Bjelbog oder Belbog ist ein slawischer Gott des Lichts und der Sonne – hier symbolisiert er den Sonnenuntergang, das Verschmelzen vom Tag in die Nacht.

Insgesamt lässt sich sagen, dass Brentano mit seinem Gedicht „Heil'ge Nacht, heil'ge Nacht“ ein atmosphärisch dichtes und symbolreiches Werk geschaffen hat, das die Schönheit und Mystik der Nacht feiert und in Verbindung mit erotischen Anspielungen die Grenzen zwischen Heiligem und Profanem, Licht und Dunkelheit, Tag und Nacht verschwimmen lässt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Heilge Nacht, heilge Nacht“ des Autors Clemens Brentano. Geboren wurde Brentano im Jahr 1778 in Ehrenbreitstein (Koblenz). Zwischen den Jahren 1794 und 1842 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Romantik zuordnen. Bei dem Schriftsteller Brentano handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine Epoche der Kulturgeschichte, zeitlich anzusiedeln vom späten 18. Jahrhundert bis tief in das 19. Jahrhundert hinein. Auf die Literatur bezogen: von 1795 bis 1848. Sie hatte Auswirkungen auf Literatur, Musik, Philosophie und Kunst jener Zeit. Die Literatur der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Schriftstellern der Romantik zuwider. Sie stellten sich in ihren Schriften gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. Weltflucht, Hinwendung zur Natur, Verklärung des Mittelalters (damalige Kunst und Architektur wurde nun wieder geschätzt), Rückzug in Fantasie- und Traumwelten, Betonung des Individuums und romantische Ironie sind typische Merkmale der Romantik. Die Themen der Romantik zeigen sich in verschiedenen Motiven und Symbolen. Beispielsweise gilt die Blaue Blume als das zentrale Motiv der romantischen Literatur. Sie symbolisiert Sehnsucht und Liebe und verbindet Natur, Mensch und Geist. Die Nacht hat ebenfalls eine besondere Bedeutung in der Romantik. Sie ist der Schauplatz für zahlreiche weitere Motive dieser Epoche: Tod, Vergänglichkeit und nicht alltägliche, obskure Phänomene. Im ebenfalls in dieser Epoche zu findenden Spiegelmotiv zeigt sich die Hinwendung der Romantik zum Unheimlichen. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Texten und Gedichten. Phantasie ist für Romantiker das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Poesie und Wissenschaft, zwischen Traum und Wirklichkeit soll durchbrochen werden. Die Romantiker streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das vorliegende Gedicht umfasst 63 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 18 Versen. Weitere Werke des Dichters Clemens Brentano sind „Brautgesang“, „Abschied vom Rhein“ und „O Traum der Wüste, Liebe, endlos Sehnen“. Zum Autor des Gedichtes „Heilge Nacht, heilge Nacht“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 298 Gedichte vor.

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