Es leben die Soldaten von Clemens Brentano

Es leben die Soldaten,
So recht von Gottes Gnaden,
Der Himmel ist ihr Zelt,
Ihr Tisch das grüne Feld.
 
Ihr Bette ist der Rasen,
Trompeter müssen blasen,
Guten Morgen, gute Nacht,
Daß man mit Lust erwacht.
 
Ihr Wirtsschild ist die Sonne,
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Ihr Freund die volle Tonne,
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Ihr Schlafbuhl ist der Mond,
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Der in der Sternschanz wohnt.
 
13 
Die Sterne haben Stunden,
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Die Sterne haben Runden
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Und werden abgelöst,
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Drum Schildwacht sei getröst.
 
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Wir richten mit dem Schwerte,
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Der Leib gehört der Erde,
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Die Seel' dem Himmelszelt,
20 
Der Rock bleibt in der Welt.
 
21 
Wer fällt, der bleibet liegen,
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Wer steht, der kann noch siegen,
23 
Wer übrig bleibt, hat Recht,
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Und wer entflieht, ist schlecht.
 
25 
Zum Hassen oder Lieben
26 
Ist alle Welt getrieben,
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Es bleibet keine Wahl,
28 
Der Teufel ist neutral.
 
29 
Bedienet uns ein Bauer,
30 
So schmeckt der Wein fast sauer
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Doch ist's ein schöner Schatz
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So kriegt sie einen Schmatz.
 
33 
Auf mit Gott zum Kampf, ihr Brüder,
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Mit dem Schwert und dem Gebete,
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Reiß den Sieg vom Himmel nieder,
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Deutscher, Russe, Britte, Schwede!
 
37 
Helf' uns Gott, der Herr, der Hohe,
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Der auf uns herniederschauet,
39 
Seht schon lodern lichterlohe
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Scheiterhaufen rings erbauet.
 
41 
In den Flammen heil'gen Zornes,
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In gerechter Rache Gluten
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Brennt der Busch des bösen Dornes,
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Der die ganze Welt ließ bluten.
 
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Selig, wer von ganzem Herzen
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Alles, was ihn tief verletzet,
47 
Alle Trauer, alle Schmerzen,
48 
An dies heil'ge Opfer setzet.
 
49 
Denn wir wollen das verbrennen,
50 
Was in Leib und Seel uns störet,
51 
Wer kann das mit Worten nennen,
52 
Was ihn in dem Geist empöret.
 
53 
Elend, Qual und Not und Frevel
54 
Trug und List und Hohn und Lüge,
55 
Schmolz der Feind zu glühem Schwefel,
56 
Daß die Flamme höher schlüge.
 
57 
Freudig drum ihr Kampfesbrüder,
58 
Schließt euch treulich um die Flammen,
59 
Brennt den Dorn zur Asche nieder,
60 
Der ein Ölbaum soll entstammen.
 
61 
Eine Taube soll sich schwingen
62 
Aus der Glut, soll Friedenszweige
63 
Der empörten Erde bringen,
64 
Daß sie aus der Zornflut steige.
 
65 
Friede ward umsonst verlanget,
66 
Unsrer Ehr' und Freiheit Friede,
67 
Auf zum Kampf nun, wer nicht banget,
68 
Und vor keinem Götzen kniete.
 
69 
Vivat alle mit einander,
70 
Vivat Georg und Alexander,
71 
Vivat Friedrich, Vivat Franz!
72 
Vivat hoch der Waffentanz!
73 
Brautkranz!
74 
Viktoria!
75 
Gloria!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (29.7 KB)

Details zum Gedicht „Es leben die Soldaten“

Anzahl Strophen
18
Anzahl Verse
75
Anzahl Wörter
358
Entstehungsjahr
1778 - 1842
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das vorgestellte Gedicht „Es leben die Soldaten“ wurde von Clemens Brentano verfasst. Brentano gehört zur Epoche der Romantik, die etwa von Ende des 18. bis Mitte des 19 Jahrhunderts andauerte.

Auf den ersten Blick scheint das Gedicht die Begeisterung und Leidenschaft für eine Soldatenexistenz auszudrücken. Durch die Stropheneinteilung und Zeilenangaben wird schnell klar, dass es sich um eine Art „Soldatenlied“ handeln könnte.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich das Leben der Soldaten, in ständiger Verbundenheit mit der Natur und Gott. Die Soldaten leben von „Gottes Gnaden“, sie schlafen unter dem Himmel und auf der Erde. Mit dem Auf- und Untergang der Sonne und der Rotation der Sterne orientieren sie ihre Wachtzeiten. Die letzte Strophe ist ein Hochruf auf namhafte Staatsoberhäupter ihrer Zeit, was wiederum auf eine bestimmte historische Epoche hindeutet.

Die Botschaft des lyrischen Ichs könnte eine romantisch verklärte Darstellung des Soldatenlebens sein. Der Kampf, das Aufstehen und Fallen, das Leben und Sterben – all dies wird als natürlicher Kreislauf dargestellt, begleitet von der ständigen Präsenz Gottes.

Sprachlich und formal ist das Gedicht einfach gehalten, fast volksliedhaft. Die Verse sind meist vierzeilig, die Reime kreuzförmig. Es werden einfache, alltägliche Wörter verwendet, womit das Gedicht einen volksnahen Charakter erhält. Die vielen Ausrufe und Lobpreisungen bringen eine hohe Emotionalität ins Spiel, bei der die Härten des Krieges offenbar idealisiert dargestellt werden.

Das Gedicht könnte als Ausdruck der romantischen Sehnsucht nach einer friedlichen Koexistenz von Mensch, Gott und Natur interpretiert werden – allerdings auf eine Weise, die die brutalen Realitäten des Krieges verklärt. Es ist ein poetischer Versuch, aus dem Krieg eine Art erhabenes Naturereignis zu machen – ein Ansatz, der typisch für die Romantik-Epoche ist.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Es leben die Soldaten“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Clemens Brentano. Brentano wurde im Jahr 1778 in Ehrenbreitstein (Koblenz) geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1794 bis 1842 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Brentano ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis spät in das 19. Jahrhundert hineinreichte. Insbesondere in den Bereichen der Literatur, Musik oder der bildenden Kunst hatte diese Epoche umfangreiche Auswirkungen. Die Romantik wird in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) unterschieden. Die Romantik entstand in Folge politischer Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche. Im gesamten Europa fand ein Übergang von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft statt. Gleichzeitig bildete sich ein bürgerliches Selbstbewusstsein heraus. Technologischer Fortschritt und Industrialisierung sind prägend für diese Zeit. In der Romantik finden sich unterschiedliche charakteristische Motivkreise. Sehnsucht und Liebe (Blaue Blume) oder das Unheimliche (Spiegelmotiv) sind wichtige Motive. Auch politische Motive wie Weltflucht, Nationalismus und Gesellschaftskritik lassen sich aufzeigen. Das Mittelalter gilt bei den Romantikern als Ideal und wird verherrlicht. Übel und Missstände des Mittelalters bleiben unbeachtet. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über den Inhalt als auch über die Form des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die festen Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken fällt auf.

Das Gedicht besteht aus 75 Versen mit insgesamt 18 Strophen und umfasst dabei 358 Worte. Weitere Werke des Dichters Clemens Brentano sind „Zu Koblenz auf der Brücken“, „Ihr himmlischen Fernen“ und „Brautgesang“. Zum Autor des Gedichtes „Es leben die Soldaten“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 298 Gedichte vor.

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