Brief in die Sommerfrische von Joachim Ringelnatz

Ich habe so Sehnsucht nach Dir.
Weil alles so gut steht
Auf unserem Gemüsebeet.
Und Du bist in England. Nicht hier
Bei mir.
Frau heißt auf Englisch „wife“;
Muß man, um das zu lernen,
Sich so weit und so lange entfernen?
Bei uns ist alles Gemüse reif.
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Meinst du, daß ich das allein
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Esse? Kommt gar nicht in Frage.
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Und so vergehen die Tage.
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Könnte doch zu zweit so billig sein.
 
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Bis August und noch September vergeht,
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Ist alles verfault auf dem Beet.
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Aber Englisch ist wichtiger als Gemüse,
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Das es schließlich auch in Büchsen gibt.
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Und ich gönne dir das alles sehr. Grüße
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Dich!
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Dein Mann (einsam in Dich verliebt).
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Brief in die Sommerfrische“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
111
Entstehungsjahr
1934
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das vorgegebene Gedicht trägt den Titel „Brief in die Sommerfrische“ und stammt von dem deutschen Dichter und Schriftsteller Joachim Ringelnatz, dessen Lebenszeit von 1883 bis 1934 reicht. Ringelnatz zählt zu den bekanntesten Vertretern der literarischen Bewegung des Expressionismus. Dieses Gedicht scheint aufgrund seines Inhalts und Stils eher in der späteren Schaffensphase Ringelnatz' anzusiedeln zu sein, in der traditionelle Themen des Alltagslebens und die zwischenmenschliche Liebe in den Vordergrund rücken.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht humorvoll und ironisch. Es scheint, dass es um Fernbeziehungen und die daraus resultierenden Missverständnisse und Sehnsüchte geht.

Inhaltlich gesehen liest sich das lyrische Ich wie einen humoristisch angehauchten Liebesbrief an die abwesende Gattin. Er vermisst seine Frau sehr und ist etwas verärgert, dass sie sich in England aufhält, während in ihrem heimischen Gemüsegarten alles zu reifen und zu verfaulen droht. Er stellt die rhetorische Frage, ob sie wirklich so weit weg sein muss, um die englische Sprache zu lernen. Seine Sehnsucht und Einsamkeit kommen deutlich zur Sprache, der Humor bleibt jedoch stets präsent und mildert die Dramatik der Situation. Der Ich-Erzähler akzeptiert jedoch die Abwesenheit seiner Frau und endet mit liebevollen Grüßen.

Das Gedicht ist in zwei Strophen unterteilt, die erste mit 13 Versen, die zweite mit 7 Versen. Es gibt kein festes Reimschema, nur vereinzelte Reime innerhalb der Verse. Die Sprache ist einfach und umgangssprachlich, nur die Verwendung des englischen Wortes „wife“ für „Frau“ verleiht dem Gedicht eine leicht exotische Note. Der Humor und die Ironie der Zeilen drücken sich in Wortspielen und kritischen Fragen aus.

Zusammenfassend ist „Brief in die Sommerfrische“ ein humorvolles, liebevolles und auch nachdenkliches Gedicht über Einsamkeit und Sehnsucht in einer Fernbeziehung. Es verdeutlicht auf komische und doch tiefgehende Weise die Herausforderungen der Trennung und die Wichtigkeit der Gemeinschaft. Dabei zeugt es von Ringelnatz' typischem Humor und seiner Fähigkeit, das Alltägliche in etwas Besonderes zu verwandeln.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Brief in die Sommerfrische“ des Autors Joachim Ringelnatz. Der Autor Joachim Ringelnatz wurde 1883 in Wurzen geboren. Im Jahr 1934 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Berlin. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 111 Worte. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „Abglanz“, „Abschied von Renée“ und „Abschiedsworte an Pellka“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Brief in die Sommerfrische“ weitere 560 Gedichte vor.

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