Brief aus Düsseldorf nach München von Joachim Ringelnatz
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Nun, sind die Tage Dir nicht schön verflossen |
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In dieser wohlgeführten, freien Stadt!? |
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Und doppelt schön, weil, was wir hier genossen |
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Haben, uns gleicherzeit gestreichelt hat. |
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Wie jene Gassenbuben Räder schlugen! |
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Wie sich die Wellen rechts am Rhein betrugen! |
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Zwar: „Löwensenf“ ist kein sehr schönes Wort, |
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Doch er und schwarzes Brot! — In hundert Stunden |
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Haben wir hundert Herrliches gefunden. |
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Geliebte Frau, nun denk Dich dort |
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Zurück an jenes zarte Wasserbrünnchen |
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Im Breidenbacher Hof. Ach Du bist fort |
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Und weit von hier und untendrein in München. |
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Ich küsse Dich mit weitgedachtem Rüssel |
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Aus Düssel. |
Details zum Gedicht „Brief aus Düsseldorf nach München“
Joachim Ringelnatz
4
15
93
1932
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht, das analysiert werden soll, stammt von Joachim Ringelnatz, einem bekannten deutschen Schriftsteller und Kabarettist des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Dieser schrieb vor allem während der Weimarer Republik und ist bekannt für seine humorvollen und ironischen Texte.
Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht wie eine liebevolle und leichte Erinnerung an gemeinsame Zeiten, die das lyrische Ich und seine „Geliebte Frau“ in Düsseldorf verbracht haben. Das Gedicht ist aber nicht nur eine sentimentale Reflexion, sondern deutet auch auf die Sehnsucht des lyrischen Ichs nach seiner Frau hin, die sich nun in München aufhält.
Inhaltlich schildert das lyrische Ich gemeinsame Erlebnisse in Düsseldorf, die beide offenbar genossen haben. Im Fokus der Beschreibung stehen die freie Stadt, die spielerischen Aktivitäten auf den Straßen, der Rhein und kulinarische Besonderheiten wie der „Löwensenf“. Diese Erinnerungen stellen eine idyllische Vergangenheit dar und unterstreichen die Sehnsucht nach der gemeinsamen Zeit. In der dritten Strophe äußert das lyrische Ich seine Sehnsucht nach der „Geliebten Frau“, die sich jetzt in München befindet. In den letzten beiden Versen nimmt das Gedicht schließlich eine humorvolle Wendung, die typisch für Ringelnatz ist. Das lyrische Ich sendet einen Kuss „mit weitgedachtem Rüssel aus Düssel“.
Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit unregelmäßiger Verszahl, was ein typisches Merkmal von Ringelnatz‘ Dichtung ist. Die Sprache ist einfach und direkt, teilweise sogar umgangssprachlich, was die erzählte Alltagssituation authentischer und lebendiger macht. Zudem wird der Dialekt („Düssel“ statt „Düsseldorf“) als humoristisches Element eingesetzt.
Zusammenfassend handelt es sich bei dem Gedicht von Ringelnatz um eine liebevolle Erinnerung an vergangene Zeiten, vermischt mit Sehnsucht und spatialer Trennung, gespickt mit humorvollen und ironischen Elementen, die für den Autor typisch sind.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Brief aus Düsseldorf nach München“ ist Joachim Ringelnatz. Der Autor Joachim Ringelnatz wurde 1883 in Wurzen geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1932. Erschienen ist der Text in Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 93 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 15 Versen. Die Gedichte „Abschied von Renée“, „Abschiedsworte an Pellka“ und „Afrikanisches Duell“ sind weitere Werke des Autors Joachim Ringelnatz. Zum Autor des Gedichtes „Brief aus Düsseldorf nach München“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.
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Zum Autor Joachim Ringelnatz sind auf abi-pur.de 560 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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