Rückkehr von Joseph von Eichendorff

Mit meinem Saitenspiele,
Das schön geklungen hat,
Komm ich durch Länder viele
Zurück in diese Stadt.
 
Ich ziehe durch die Gassen,
So finster ist die Nacht,
Und alles so verlassen,
Hatt's anders mir gedacht.
 
Am Brunnen steh ich lange,
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Der rauscht fort, wie vorher,
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Kommt mancher wohl gegangen,
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Es kennt mich keiner mehr.
 
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Da hört ich geigen, pfeifen,
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Die Fenster glänzten weit,
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Dazwischen drehn und schleifen
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Viel fremde, fröhliche Leut.
 
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Und Herz und Sinne mir brannten,
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Mich trieb's in die weite Welt,
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Es spielten die Musikanten,
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Da fiel ich hin im Feld.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Rückkehr“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
92
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Rückkehr“ vom Autor Joseph von Eichendorff, der von 1788 bis 1857 lebte, gehört zur literarischen Epoche der Romantik. Auf den ersten Blick erscheint es als eine Darstellung einer Rückkehr in die Heimat nach einer längeren Reise.

Inhaltlich geht es um das lyrische Ich, welches nach langem Reisen mit seinem Saitenspiel (einem Musikinstrument) in seine alte Heimatstadt zurückkehrt. Es bemerkt schnell, dass sich viel verändert hat und die Nacht dunkel und die Stadt verlassen wirkt. Es stellt fest, dass niemand es mehr erkennt und sein alter Platz in der Gesellschaft nicht mehr existiert. Während das lyrische Ich vor einem rauschenden Brunnen steht und in die Vergangenheit schweift, hört es Musik und bemerkt, dass Menschen in einem Haus feiern. Trotz dem fröhlichen Treiben fühlt das lyrische Ich sich fremd und fällt schließlich in einem Feld nieder, überwältigt von der ihm nun fremden Welt.

In dem Gedicht versucht das lyrische Ich seine Gefühle der Entfremdung und der Sehnsucht nach der Vergangenheit auszudrücken. Diese Erfahrung der Sehnsucht, Kummer und der ungewissen Zukunft sind typisch für die Romantik, in der die Gefühlswelt der Menschen intensiv ausgelebt und dargestellt wurde.

Formal besteht das Gedicht aus fünf vierzeiligen Strophen, hauptsächlich in Kreuzreimen. Die Sprache ist schlicht, aber eindringlich, mit wiederkehrenden Bildern der Dunkelheit, der Verlassenheit und Veränderung.

Das Gedicht ist eine Reflexion auf die Vergänglichkeit, Veränderung und die oft schwierige Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Das lyrische Ich empfindet Schmerz über den Verlust seiner Heimat und Identität, was typisch für die Romantik ist, in der das Individuum und seine Gefühle im Mittelpunkt standen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Rückkehr“ des Autors Joseph von Eichendorff. Eichendorff wurde im Jahr 1788 geboren. In der Zeit von 1804 bis 1857 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Der Schriftsteller Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine Epoche der Kunstgeschichte, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert hinein die Literatur, Musik, Kunst und Philosophie prägte. Auf die Literatur beschränkt betrachtet reichen die Auswirkungen der Epoche lediglich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hinein. Die Literatur der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Die Zeit der Romantik war für die Menschen in Europa von bedeutenden Umbrüchen geprägt. Die Französische Revolution (1789 - 1799) zog weitreichende Folgen für ganz Europa nach sich. Auch der Fortschritt in Technik und Wissenschaft, der den Beginn des industriellen Zeitalters einläutete, verunsicherte die Menschen und prägte die Gesellschaft. Wesentliche Motive in der Lyrik der Romantik sind die Ferne und Sehnsucht sowie das Gefühl der Heimatlosigkeit. Weitere Motive sind das Fernweh, das Nachtmotiv oder die Todessehnsucht. So symbolisierte die Nacht nicht nur die Dunkelheit, sondern auch das Geheimnisvolle, Mysteriöse und galt als Ursprung der Liebe. Typische Merkmale der Romantik sind die Hinwendung zur Natur, die Weltflucht oder der Rückzug in Traumwelten. Insbesondere ist aber auch die Idealisierung des Mittelalters aufzuzeigen. Architektur und Kunst des Mittelalters wurden von den Vertretern der Romantik wieder geschätzt. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Texten und Gedichten. Phantasie ist für die Schriftsteller der Romantik das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Wissenschaft und Poesie, zwischen Wirklichkeit und Traum soll durchbrochen werden. Die Romantiker streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das 92 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere Werke des Dichters Joseph von Eichendorff sind „Der Isegrimm“, „Der verliebte Reisende“ und „Die Heimat“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Rückkehr“ weitere 395 Gedichte vor.

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