Der Abend von Joseph von Eichendorff

Schweigt der Menschen laute Lust:
Rauscht die Erde wie in Träumen
Wunderbar mit allen Bäumen,
Was dem Herzen kaum bewußt,
Alte Zeiten, linde Trauer,
Und es schweifen leise Schauer
Wetterleuchtend durch die Brust.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Der Abend“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
7
Anzahl Wörter
33
Entstehungsjahr
1817
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Abend“ stammt von dem deutschen Dichter Joseph von Eichendorff, der von 1788 bis 1857 lebte. Er zählt zu den bedeutendsten Vertretern der deutschen Romantik, also des Anfangs des 19. Jahrhunderts.

Beim ersten Eindruck erweckt das Gedicht eine atmosphärische, ruhige, vielleicht etwas melancholische Stimmung. Es ist ein Abenddialog, in dem Gefühle der Traurigkeit, aber auch der Schönheit, Stille und Ruhe zum Ausdruck kommen.

Inhaltlich beschreibt das Gedicht eine ruhige, überraschende Abendszene. Das lyrische Ich schildert den Moment, in dem die „laute Lust“ der Menschen verstummt und die Erde „wie in Träumen“ rauscht. Eichendorff verbindet die äußere Stille der Landschaft mit der inneren Wahrnehmung des lyrischen Ichs. Es scheint, als würde das lyrische Ich in diesen ruhigen Momenten einer vergangenen Zeit nachspüren („Alte Zeiten, linde Trauer“). Damit verbunden sind „leise Schauer“, die „wetterleuchtend durch die Brust“ streifen. Vielleicht deutet dies auf eine Art von Sehnsucht oder Melancholie hin, was typisch für die Romantik ist.

Form und Sprache des Gedichts sind harmonisch; es besteht aus sieben Versen, die einem regelmäßigen Versmaß folgen. Die Sprache ist bildhaft und emotional, sie setzt auf starke Kontraste („Schweigen“ und „Rauschen“, „alte Zeiten“ und „leise Schauer“). Besonders die Metapher des „Wetterleuchtens“ in der Brust verleiht dem Gedicht eine ausdrucksstarke, verdichtete Atmosphäre. Hierdurch kommt die melancholische Stimmung des lyrischen Ichs besonders zur Geltung.

Abschließend kann man sagen, dass Eichendorff in „Der Abend“ eine typische Situation der Romantik schildert: Die Konzentration auf das subjektive Empfinden, die Reflexion über vergangene Zeiten und die Wahrnehmung der Natur als Spiegel der Seele.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Der Abend“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joseph von Eichendorff. Im Jahr 1788 wurde Eichendorff geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1817. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Bei Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine Epoche der Kunstgeschichte, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert hinein die Literatur, Musik, Kunst und Philosophie prägte. Auf die Literatur beschränkt betrachtet reichen die Auswirkungen der Romantik lediglich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hinein. Die Romantik kann in drei Phasen unterteilt werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Die Zeit der Romantik war für die Menschen in Europa von Umbrüchen geprägt. Die Französische Revolution (beginnend im Jahr 1789) zog weitreichende Folgen für ganz Europa nach sich. Auch der Fortschritt in Wissenschaft und Technik, der den Beginn des industriellen Zeitalters einläutete, verunsicherte die Menschen und prägte die Gesellschaft. Die zentralen Motive der Romantik sind das Schaurige, Unterbewusste, Fantastische, Leidenschaftliche, Individuelle, Gefühlvolle und Abenteuerliche, welche die Grenzen des Verstandes sprengen und erweitern sollen und sich gegen das bloße Nützlichkeitsdenken sowie die Industrialisierung richten. Die Schriftsteller der Romantik sehnen sich nach der Einheit von Natur und Geist. Ein Hinwenden zum Mittelalter ist erkennbar. So werden Kunst und Architektur dieser vergangenen Zeit geschätzt. Die Missstände des Mittelalters bleiben jedoch unerwähnt. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und gedanklicher Klarheit, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unendlich. Dabei baut sie zwar auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.

Das Gedicht besteht aus 7 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 33 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joseph von Eichendorff sind „Auch ein Gedicht?“, „Der Isegrimm“ und „Der verliebte Reisende“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Abend“ weitere 395 Gedichte vor.

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