Wandernder Dichter von Joseph von Eichendorff

Ich weiß nicht, was das sagen will!
Kaum tret ich von der Schwelle still,
Gleich schwingt sich eine Lerche auf
Und jubiliert durchs Blau vorauf.
 
Das Gras ringsum, die Blumen gar
Stehn mit Juwelen und Perln im Haar,
Die schlanken Pappeln, Busch und Saat
Verneigen sich im größten Staat.
 
Als Bot voraus das Bächlein eilt,
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Und wo der Wind die Wipfel teilt,
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Die Au verstohlen nach mir schaut,
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Als wär sie meine liebe Braut.
 
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Ja, komm ich müd ins Nachtquartier,
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Die Nachtigall noch vor der Tür
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Mir Ständchen bringt, Glühwürmchen bald
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Illuminieren rings den Wald.
 
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Umsonst! das ist nun einmal so,
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Kein Dichter reist inkognito,
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Der lust'ge Frühling merkt es gleich,
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Wer König ist in seinem Reich.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Wandernder Dichter“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
117
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das vorgestellte Gedicht heißt „Wandernder Dichter“ und stammt von Joseph von Eichendorff, einem deutschen Lyriker und Schriftsteller der Romantik, geboren am 10. März 1788 und verstorben am 26. November 1857.

Auf den ersten Blick offenbart das Gedicht eine tiefe Verbundenheit mit der Natur und die Rolle des Dichters in dieser Welt. Es ist ein feierliches Loblied auf die Schönheit der Natur und die Freude des reisenden Dichters.

Das Gedicht erzählt von einem wandernden Dichter, der mit offenen Augen durch die Natur geht und die wunderbare Sinfonie des Lebens um ihn herum in sich aufnimmt. Mit jedem Schritt, den er setzt, erweckt er die Natur zum Leben - die Lerche, die Gräser und Blumen, die Pappeln, selbst das Bächlein und der Wind spielen scheinbar für ihn. Sogar bei Nachtigall und Glühwürmchen wird dieser Eindruck nicht weniger. Der Dichter jedoch fühlt sich eher beobachtet und erkannt von der Natur, so als wäre er ein König, der durch sein Reich zieht.

Die Form des Gedichts ist ein regelmäßiger Vierzeiler, ein sogenannter Quartett, der sich durch das gesamte Gedicht zieht. Die Verse haben einen klaren, fließenden Rhythmus, was das Lesen und Verstehen sehr erleichtert.

Die Sprache des Gedichts ist bildhaft und metaphorisch. Eichendorff verwendet viele personifizierte Bilder (Personifikationen), etwa wenn er die Pappeln, das Gras und die Blumen, oder das Bächlein und die Au als handelnde Wesen darstellt.

Fazit: Dieses Gedicht ist ein Lobgesang auf die Natur und das dichterische Handwerk. Es beschreibt die tiefe Verbindung zur Natur, die ein Dichter spürt und die Inspirationsquelle, die die Natur für den kreativen Prozess darstellt. Immer wieder betont Eichendorff den besonderen Status des Dichters, der als eine Art König von der Natur erkannt und gefeiert wird. Das Gedicht vermittelt eine romantische und idealisierte Sicht auf das Dichtertum.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Wandernder Dichter“ des Autors Joseph von Eichendorff. Geboren wurde Eichendorff im Jahr 1788 . Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1804 und 1857. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Der Schriftsteller Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Als Romantik wird die Epoche der Kunstgeschichte bezeichnet, deren Ausprägungen sich sowohl in der Literatur, Kunst und Musik als auch in der Philosophie niederschlugen. Die Epoche der Romantik lässt sich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert verorten. Die literarische Romantik kann darauf aufbauend etwa auf die Jahre 1795 bis 1848 zeitlich eingeordnet werden. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die damalige Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Schriftstellern der Romantik zuwider. Sie stellten sich in ihren Werken gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. In der Literatur der Romantik gilt das Mittelalter als das Ideal und wird verherrlicht. Die Kunst und Architektur der Zeit des Mittelalters werden geschätzt, gepflegt und gesammelt. Übel und Missstände dieser Zeit bleiben unberücksichtigt und scheinen bei den Schriftstellern in Vergessenheit geraten zu sein. So ist gerade die Verklärung des Mittelalters ein zentrales Merkmal der Romantik. Außerdem sind die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur und die romantische Ironie weitere zentrale Merkmale dieser Epoche. Die grundsätzlichen Themen waren Seele, Gefühle, Individualität und Leidenschaft. In der Literatur wurden diese Themen unter anderem durch Motive der Sehnsucht, Todessehnsucht, Fernweh oder Einsamkeit in der Fremde ausgedrückt. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und gedanklicher Klarheit, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unendlich. Zwar baut sie dabei auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.

Das 117 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Joseph von Eichendorff ist auch der Autor für Gedichte wie „Mondnacht“, „Morgengebet“ und „Ostern“. Zum Autor des Gedichtes „Wandernder Dichter“ haben wir auf abi-pur.de weitere 395 Gedichte veröffentlicht.

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