Erinnerung von Joseph von Eichendorff

1
Lindes Rauschen in den Wipfeln,
Vöglein, die ihr fernab fliegt,
Bronnen von den stillen Gipfeln,
Sagt, wo meine Heimat liegt?
 
Heut im Traum sah ich sie wieder,
Und von allen Bergen ging Solches
Grüßen zu mir nieder,
Daß ich an zu weinen fing.
 
10 
Ach, hier auf den fremden Gipfeln:
11 
Menschen, Quellen, Fels und Baum,
12 
Wirres Rauschen in den Wipfeln
13 
Alles ist mir wie ein Traum.
 
14 
2
15 
Die fernen Heimathöhen,
16 
Das stille, hohe Haus,
17 
Der Berg, von dem ich gesehen
18 
Jeden Frühling ins Land hinaus,
19 
Mutter, Freunde und Brüder,
20 
An die ich so oft gedacht,
21 
Es grüßt mich alles wieder
22 
In stiller Mondesnacht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Erinnerung“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
22
Anzahl Wörter
101
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Erinnerung“ stammt von Joseph von Eichendorff, einem der bedeutendsten Lyriker und Schriftsteller der deutschen Romantik. Eichendorff lebte von 1788 bis 1857, das Gedicht ist also in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu verorten.

Auf den ersten Blick springt die intensive Naturverbundenheit ins Auge, die typisch für die romantische Literatur ist. Eichendorff zieht nicht nur die Natur als poetisches Mittel heran, sondern nutzt sie auch, um den emotionalen Zustand des lyrischen Ichs zu spiegeln.

Das Thema des Gedichts ist Heimweh und die Sehnsucht nach der verlorenen Heimat. Das lyrische Ich ist fern von seiner Heimat und sucht in der Fremde nach Spuren und Erinnerungen. Es wandert durch die Natur und stellt Gespräche mit ihr an, um Trost zu finden. Die elementaren Naturmerkmale wie Bäume, Vögel und Quellen werden als Metaphern genutzt, um die Entfremdung und Sehnsucht nach der Heimat auszudrücken.

Das lyrische Ich stellt Fragen und erwartet Antworten von den natürlichen Elementen. In der zweiten Strophe spricht es davon, die Heimat im Traum gesehen zu haben und daraufhin geweint zu haben. Es fühlt sich in der Fremde wie in einem Traum, entfremdet und distanziert. Die letzte Strophe verdeutlicht nochmals, was es konkret vermisst: Die „Heimathöhen“, das „stille, hohe Haus“, „Mutter, Freunde und Brüder“. Diese Elemente werden in der „stillen Mondesnacht“ wieder wachgerufen und grüßen das lyrische Ich.

Die Form des Gedichts ist traditionell, mit mehreren Strophen und unterschiedlichen Anzahlen an Versen. Die Sprache ist bildreich und metaphorisch, Eichendorff bedient sich natürlicher Elemente, um seine Gefühle und Sehnsüchte darzustellen. Typisch für Eichendorff und die Romantik ist zudem die Sehnsucht nach der Vergangenheit und der Flucht aus der Gegenwart in eine ideelle Heimat.

Zusammengefasst ist „Erinnerung“ ein eindrucksvolles Gedicht, das auf poetische Weise die Sehnsucht und das Heimweh des lyrischen Ichs ausdrückt. Mit seiner Naturverbundenheit und seinem emotionalem Ausdruck repräsentiert es typische Merkmale der Romantik.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Erinnerung“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joseph von Eichendorff. Geboren wurde Eichendorff im Jahr 1788 . In der Zeit von 1804 bis 1857 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Romantik zuordnen. Bei Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte und sich insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik äußerte. Aber auch die Gebiete Geschichte, Theologie und Philosophie sowie Naturwissenschaften und Medizin waren von ihren Auswirkungen betroffen. Die Literatur der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Die Literaturepoche der Romantik entstand in Folge politischer Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche. Im gesamten Europa fand ein Übergang von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft statt. Gleichzeitig bildete sich ein bürgerliches Selbstbewusstsein heraus. Technologischer Fortschritt und Industrialisierung sind prägend für diese Zeit. In der Romantik finden sich unterschiedliche charakteristische Motivkreise. Sehnsucht und Liebe (Blaue Blume) oder das Unheimliche (Spiegelmotiv) sind wichtige Motive. Auch politische Motive wie Weltflucht, Nationalismus und Gesellschaftskritik lassen sich aufzeigen. Das Mittelalter gilt bei den Romantikern als Ideal und wird verherrlicht. Übel und Missstände des Mittelalters bleiben jedoch unbeachtet. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und gedanklicher Klarheit, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unbegrenzt. Dabei baut sie zwar auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.

Das 101 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 22 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere Werke des Dichters Joseph von Eichendorff sind „Auch ein Gedicht?“, „Der Isegrimm“ und „Der verliebte Reisende“. Zum Autor des Gedichtes „Erinnerung“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 395 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Joseph von Eichendorff

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Joseph von Eichendorff und seinem Gedicht „Erinnerung“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Joseph von Eichendorff (Infos zum Autor)

Zum Autor Joseph von Eichendorff sind auf abi-pur.de 395 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.