Wanderlied der Prager Studenten von Joseph von Eichendorff
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Nach Süden nun sich lenken |
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Die Vöglein allzumal, |
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Viel Wandrer lustig schwenken |
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Die Hüt im Morgenstrahl. |
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Das sind die Herrn Studenten, |
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Zum Tor hinaus es geht, |
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Auf ihren Instrumenten |
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Sie blasen zum Valet: |
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Ade in die Läng und Breite |
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O Prag, wir ziehn in die Weite: |
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Et habeat bonam pacem, |
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Qui sedet post fornacem! |
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Nachts wir durchs Städtlein schweifen, |
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Die Fenster schimmern weit, |
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Am Fenster drehn und schleifen |
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Viel schön geputzte Leut. |
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Wir blasen vor den Türen |
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Und haben Durst genung, |
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Das kommt vom Musizieren, |
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Herr Wirt, einen frischen Trunk! |
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Und siehe über ein kleines |
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Mit einer Kanne Weines |
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Venit ex sua domo |
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Beatus ille homo! |
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Nun weht schon durch die Wälder |
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Der kalte Boreas, |
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Wir streichen durch die Felder, |
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Von Schnee und Regen naß, |
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Der Mantel fliegt im Winde, |
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Zerrissen sind die Schuh, |
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Da blasen wir geschwinde |
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Und singen noch dazu: |
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Beatus ille homo |
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Qui sedet in sua domo |
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Et sedet post fornacem |
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Et habet bonam pacem! |
Details zum Gedicht „Wanderlied der Prager Studenten“
Joseph von Eichendorff
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36
158
1788 - 1857
Romantik
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Wanderlied der Prager Studenten“ wurde vom deutschen romantischen Dichter Joseph von Eichendorff geschrieben, der zwischen 1788 und 1857 lebte. Das Gedicht kann daher in die literarische Epoche der Romantik (ca. 1800 bis 1850) eingeordnet werden.
Auf den ersten Blick wird dieses lebhafte und frohe Gedicht durch den konstanten Rhythmus und die wiederkehrenden Phrasen geprägt. Es erzählt vom Wandern und Musizieren einer Gruppe von Studenten und ihren Abenteuern, während sie von Prag aus in die Weite ziehen und dabei das Leben genießen und feiern.
Im Detail beleuchtet das Gedicht das freie und lockere Leben der reisenden Studenten. Im ersten Abschnitt des Gedichts schwenken viele lustige Wanderer ihre Hüte im Morgenlicht und lassen ihr bisheriger Heimat Prag hinter sich. Mit ihren Musikinstrumenten ziehen sie hinaus in die Welt. Im zweiten Abschnitt beschreibt das lyrische Ich, wie die Studenten nachts durch die Städte ziehen, vor den Häusern musizieren und ihren Durst stillen. Im dritten Abschnitt wird die Reise durch die kalten und feuchten Landschaften beschrieben, aber trotz der Widrigkeiten singen und blasen sie weiter und bleiben optimistisch.
Die Form des Gedichts besteht aus drei Strophen mit jeweils zwölf Versen. Es handelt sich um einen Vierheber mit Kreuzreim, eine typische Gedichtform für Volkslieder und Wandergesänge. Der Rhythmus und die Reimform verleihen dem Gedicht ein gefühlvolles und harmonisches Leseerlebnis und verdeutlichen die frohe Stimmung der Studenten.
Die Sprache des Gedichts ist klar und einfach, mit zahlreichen bildhaften Beschreibungen, die eine unbeschwerte und freudige Atmosphäre hervorrufen. Es gibt einige lateinische Phrasen im Gedicht, was typisch für Eichendorffs Werk ist und die gebildete Herkunft der Studenten widerspiegelt. Sie unterstreichen auch die humorvolle und sorglose Stimmung des Gedichts.
Insgesamt könnte man sagen, dass Eichendorffs „Wanderlied der Prager Studenten“ eine symbolische Darstellung der Freiheit und des Unabhängigkeitsgefühls der Jugend und der Studentenzeit ist - einer Zeit des Aufbruchs, der Selbstentdeckung und der Freiheit, ganz im Sinne des romantischen Ideals.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Wanderlied der Prager Studenten“ des Autors Joseph von Eichendorff. Im Jahr 1788 wurde Eichendorff geboren. In der Zeit von 1804 bis 1857 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Romantik zuordnen. Bei Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.
Als Romantik wird die Epoche der Kunstgeschichte bezeichnet, deren Ausprägungen sich sowohl in der Literatur, Kunst und Musik als auch in der Philosophie niederschlugen. Die Epoche der Romantik lässt sich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert verorten. Die literarische Romantik kann darauf aufbauend etwa auf die Jahre 1795 bis 1848 zeitlich eingeordnet werden. Die Epoche wird in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) unterschieden. Die Romantik entstand in Folge politischer Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche. In ganz Europa fand ein Übergang von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft statt. Gleichermaßen bildete sich ein bürgerliches Selbstbewusstsein heraus. Technologischer Fortschritt und Industrialisierung sind prägend für diese Zeit. In der Romantik finden sich verschiedene charakteristische Motivkreise. Sehnsucht und Liebe (Blaue Blume) oder das Unheimliche (Spiegelmotiv) sind bedeutende Motive. Auch politische Motive wie Weltflucht, Nationalismus und Gesellschaftskritik lassen sich aufzeigen. Das Mittelalter gilt bei den Romantikern als Ideal und wird verherrlicht. Übel und Missstände des Mittelalters bleiben jedoch unbeachtet. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Texten und Gedichten. Phantasie ist für die Schriftsteller der Romantik das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Wissenschaft und Poesie, zwischen Wirklichkeit und Traum soll durchbrochen werden. Die Romantiker streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es, alle Lebensbereiche zu poetisieren.
Das vorliegende Gedicht umfasst 158 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 36 Versen. Joseph von Eichendorff ist auch der Autor für Gedichte wie „Der verliebte Reisende“, „Die Heimat“ und „In Danzig“. Zum Autor des Gedichtes „Wanderlied der Prager Studenten“ haben wir auf abi-pur.de weitere 395 Gedichte veröffentlicht.
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