Zur Hochzeit von Joseph von Eichendorff

Was das für ein Gezwitscher ist!
Durchs Blau die Schwalben zucken
Und schrein: »Sie haben sich geküßt!«
Vom Baum Rotkehlchen gucken.
 
Der Storch stolziert von Bein zu Bein;
»Da muß ich fischen gehen -«
Der Abend wie im Traum darein
Schaut von den stillen Höhen.
 
Und wie im Traume von den Höhen
10 
Seh ich nachts meiner Liebsten Haus,
11 
Die Wolken darüber gehen
12 
Und löschen die Sterne aus.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Zur Hochzeit“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
67
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Zur Hochzeit“ wurde von Joseph von Eichendorff, einem der bedeutendsten Lyriker der Romantik, verfasst. Seine Lebensdaten (geboren am 10. März 1788, gestorben am 26. November 1857) lassen das Werk in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts einordnen.

Beim ersten Eindruck fällt auf, dass sich das Gedicht mit einer fröhlichen und idyllischen Stimmung präsentiert, die durch die Natur und ihre Bewohner transportiert wird. Insbesondere Vögel scheinen eine symbolische Rolle einzunehmen.

Inhaltlich handelt das Gedicht von einer Hochzeit, die im übertragenen Sinne durch das Erwachen der Natur und ihre Bewohner wie Vögel und Störche verkündet wird. Das lyrische Ich beschreibt diese Hochzeit aus der Perspektive der Natur und deren Tiere. Der Autor verwendet Tiere als Metapher, um die Freude und den Neubeginn zu symbolisieren, die mit einer Hochzeit einhergehen.

Das lyrische Ich scheint allerdings nicht unmittelbar an der Hochzeit beteiligt zu sein, sondern erlebt die Szene aus der Ferne, vielleicht als stiller Beobachter oder gar unausgesprochener Liebhaber – dies könnte zumindest die melancholische Schlussstrophe vermuten lassen. Hier zeichnet sich ein Bruch mit der vorherigen Fröhlichkeit ab, indem Wolken die Sterne löschen, womöglich ein Symbol für eine eher traurige und sehnsüchtige Gefühlslage des lyrischen Ichs.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen zu je vier Versen, folgt also einer sehr klassischen Gedichtform. Es eignet sich daher als Hochzeitsgedicht, nicht nur thematisch, sondern auch wegen seiner wohlgeformten Struktur. Die Sprache ist bilderreich und voller Metaphern, die Natur und Gefühle miteinander verknüpfen. Dabei fällt auf, dass die verwendeten Natursymbole und -bilder typisch für die Romantik sind, eine Epoche, die für ihre Idealisierung und Emotionalisierung der Natur bekannt ist. Eichendorff gelingt es durch all diese sprachlichen Mittel, eine atmosphärisch dichte und emotionale Stimmung zu erzeugen, die das Thema der Hochzeit in einem idyllisch-romantischen Licht erscheinen lässt, aber auch einen Hauch von Melancholie und Sehnsucht mitschwingen lässt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Zur Hochzeit“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joseph von Eichendorff. Der Autor Joseph von Eichendorff wurde 1788 geboren. In der Zeit von 1804 bis 1857 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Romantik zuordnen. Bei dem Schriftsteller Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein dauerte die kulturgeschichtliche Epoche der Romantik an. Ihre Auswirkungen waren in der Literatur, der Kunst aber auch der Philosophie und Musik spürbar. Die Romantik kann in drei Phasen unterteilt werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Zu großen gesellschaftlichen Umbrüchen führte die Industrialisierung. Die neue Maschinenwelt förderte Verstädterung und Landflucht. Die zuvor empfundene Geborgenheit war für die Lyriker der Romantik in Auflösung begriffen. In der Literatur der Romantik gilt das Mittelalter als das Ideal und wird verherrlicht. Die Kunst und Architektur der Zeit des Mittelalters werden geschätzt, gepflegt und gesammelt. Missstände dieser Zeit bleiben außen vor und scheinen bei den Schriftstellern in Vergessenheit geraten zu sein. So ist gerade die Verklärung des Mittelalters ein zentrales Merkmal der Romantik. Außerdem sind die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur und die romantische Ironie weitere zentrale Merkmale dieser Epoche. Die grundsätzlichen Themen der Epoche waren Seele, Gefühle, Individualität und Leidenschaft. In der Literatur wurden diese Themen unter anderem durch Motive der Sehnsucht, Todessehnsucht, Fernweh oder Einsamkeit in der Fremde ausgedrückt. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über die Form als auch über den Inhalt des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die festen Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken ist zu beobachten.

Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 67 Worte. Der Dichter Joseph von Eichendorff ist auch der Autor für Gedichte wie „Auch ein Gedicht?“, „Der Isegrimm“ und „Der verliebte Reisende“. Zum Autor des Gedichtes „Zur Hochzeit“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 395 Gedichte vor.

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