Hippogryph von Joseph von Eichendorff

Das ist das Flügelpferd mit Silberschellen,
Das heitere Gesellen
Emporhebt über Heidekraut und Klüfte,
Daß durch den Strom der Lüfte,
Die um den Reisehut melodisch pfeifen,
Des Ernsts Gewalt und Totenlärm der Schlüfte
Als Frühlingsjauchzen nur die Brust mag streifen;
Und so im Flug belauschen
Des trunknen Liedergottes rüst'ge Söhne,
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Wenn alle Höhn und Täler blühn und rauschen,
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Im Morgenbad des Lebens ew'ge Schöne,
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Die, in dem Glanz erschrocken,
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Sie glühend anblickt aus den dunklen Locken.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Hippogryph“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
13
Anzahl Wörter
76
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Joseph von Eichendorff ist der Autor des Gedichts „Hippogryph“. Eichendorff gehört zur Epoche der Romantik, was sich in den Bildern und Themen seiner Dichtung widerspiegelt. Er lebte von 1788 bis 1857, das Gedicht kann demnach in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eingeordnet werden.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht lebendig und bildgewaltig: Es entsteht eine Szene von rauschendem, freien Flug, in der die Natur und das Leben in all ihrer Schönheit gefeiert werden.

Inhaltlich schildert das lyrische Ich ein mythisches Wesen, den Hippogryph, ein Fabelwesen mit den Flügeln eines Vogels und dem Körper eines Pferdes. Dieses hebt „heitere Gesellen“ über das übliche irdische Leben hinaus und entführt sie in eine Welt, in der die Schwere und Ernsthaftigkeit des Lebens durch die Leichtigkeit und Freude des Fluges ersetzt wird. Dabei erleben die Reisenden die Schönheit und Fülle des Lebens, verkörpert durch die blühende Natur und die ewige Schönheit, die sie aus ihren „dunklen Locken“ anblickt.

Das lyrische Ich möchte damit möglicherweise die Faszination für die Freiheit, Schönheit und Leichtigkeit des Lebens ausdrücken, die im Gegensatz zur Schwere und Ernsthaftigkeit des alltäglichen Lebens steht. Zudem könnte es eine Sehnsucht nach Überschreitung der irdischen Grenzen und nach Erleben des Transzendenten versinnbildlichen.

Formal besteht das Gedicht aus einer einzigen Strophe mit dreizehn Versen. Diese ungewöhnliche Länge und die fehlende Aufteilung in kleinere Strophen könnte die Dynamik und Ungebundenheit des Fluges symbolisieren.

Die Sprache des Gedichts ist bildhaft und klangvoll, geprägt durch den Einsatz von Naturbildern und mythologischen Anspielungen. Der Rhythmus und die Reime tragen zu dem lebendigen und fließenden Charakter des Gedichts bei. Ausdrücke wie „Frühlingsjauchzen“, „Morgenbad des Lebens“ oder „dunklen Locken“ erzeugen eine Atmosphäre von Schönheit, Vitalität und Sinnlichkeit.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Hippogryph“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joseph von Eichendorff. Im Jahr 1788 wurde Eichendorff geboren. In der Zeit von 1804 bis 1857 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Romantik zu. Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik war eine Epoche der europäischen Literatur, Kunst und Kultur. Sie begann gegen Ende des 18. Jahrhunderts und dauerte in der Literatur bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Bis in das Jahr 1804 hinein spricht man in der Literatur von der Frühromantik, bis 1815 von der Hochromantik und bis 1848 von der Spätromantik. Zu großen gesellschaftlichen Umbrüchen führte die Industrialisierung. Die neue Maschinenwelt förderte Verstädterung und Landflucht. Die zuvor empfundene Geborgenheit war für die Schriftsteller der Romantik in Auflösung begriffen. Weltflucht, Hinwendung zur Natur, Verklärung des Mittelalters (damalige Kunst und Architektur wurde nun wieder geschätzt), Rückzug in Fantasie- und Traumwelten, Betonung des Individuums und romantische Ironie sind typische Merkmale der Romantik. Die Themen der Romantik zeigen sich in verschiedenen Motiven und Symbolen. Beispielsweise gilt die Blaue Blume als das zentrale Motiv der romantischen Literatur. Sie symbolisiert Liebe und Sehnsucht und verbindet Natur, Mensch und Geist. Die Nacht hat ebenfalls eine besondere Bedeutung in der Literatur der Romantik. Sie ist der Schauplatz für zahlreiche weitere Motive dieser Epoche: Tod, Vergänglichkeit und nicht alltägliche, obskure Phänomene. Im ebenfalls in dieser Epoche zu findenden Spiegelmotiv zeigt sich die Hinwendung der Romantik zum Unheimlichen. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Texten und Gedichten. Phantasie ist für Romantiker das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Poesie und Wissenschaft, zwischen Traum und Wirklichkeit soll durchbrochen werden. Die Romantiker streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es letztlich, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das vorliegende Gedicht umfasst 76 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 13 Versen. Joseph von Eichendorff ist auch der Autor für Gedichte wie „Auch ein Gedicht?“, „Der Isegrimm“ und „Der verliebte Reisende“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Hippogryph“ weitere 395 Gedichte vor.

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