Blumentag von Klabund

Die kleine Gräfin spricht:
 
Wie befreit ich atme!
Keckheit wurde Pflicht –
Lächelnd zieh ich vom Gesicht
Schleiertuch der Fatme.
 
Denn wie Morgenländerin
Ging ich sonst behütet,
Mutter hat gewütet,
Wenn ich lächelte …
 
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Aber heute springt mein Blick
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Über alle Hürden,
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Meines Standes Bürden
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Werfe ich zurück.
 
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Keinem Gegenblicke will ich wehren,
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Schaffner und Kommis –
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Ach, ich wußte nie,
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Daß sie liebe Menschen wären.
 
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Hefte ich die Margerite
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Ihnen an die Brust,
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Fühl ich Lust um Lust,
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Wie mein Herz erzittert …
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Blumentag“

Autor
Klabund
Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
21
Anzahl Wörter
80
Entstehungsjahr
1913
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Blumentag“ wurde von Klabund, einem deutschen Schriftsteller und Dramatiker, geschrieben. Klabund, dessen eigentlicher Name Alfred Henschke war, lebte von 1890 bis 1928, was dieses Gedicht in die Epoche des Expressionismus einordnet.

Mein erster Eindruck von diesem Gedicht ist, dass es die Freude und Lebendigkeit widerspiegelt, die mit der Überwindung von gesellschaftlichen Einschränkungen und dem Eintauchen in ein neues, freies Leben einhergeht.

In Bezug auf den Inhalt des Gedichts, spricht eine junge Gräfin, die ihren aristokratischen Hintergrund und die damit verbundenen Einschränkungen hinter sich lässt. Sie spricht davon, wie sie die Maske der Zurückhaltung und Zwänge, symbolisiert durch das „Schleiertuch der Fatme“, abwirft. Sie hat es satt, wie eine „Morgenländerin“ - im Kontext des Gedichts wahrscheinlich als eine unterworfene, passive Person betrachtet - behandelt zu werden. Sie sehnt sich nach Freiheit und will ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Ihre Entscheidung, ihre Standesbürden hinter sich zu lassen, ermöglicht ihr, andere Menschen, wie den Schaffner und Kommis, in einem neuen Licht zu sehen - als liebenswerte Menschen anstatt nur als Diener oder Untergeordnete. Sie drückt dies aus, indem sie ihnen Margeriten an die Brust heftet, ein Akt, der ihre grenzenlose Freude und Energie zu symbolisieren scheint.

Bezüglich der Form hat das Gedicht sechs Strophen, wobei jede Strophe aus vier Versen besteht, mit Ausnahme der ersten, die nur aus einem Vers besteht. Der Rhythmus und der Reim sind nicht durchgehend gleichmäßig, was den rebellischen Geist des Inhalts widerspiegeln könnte. Die Sprache des Gedichts ist relativ einfach und direkt, aber dennoch poetisch und bildreich. Der Gebrauch des „Schleiertuchs der Fatme“ als Metapher für gesellschaftliche Zwänge ist besonders bemerkenswert und schafft eine starke visuelle Vorstellung.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Blumentag“ ein ausdrucksstarkes Gedicht ist, das die Befreiung von gesellschaftlichen Normen und die Freude am Leben feiert. Es bietet eine interessante Perspektive auf die sozialen Strukturen und Erwartungen der Zeit und regt zur weiteren Reflexion und Diskussion an.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Blumentag“ ist Klabund. 1890 wurde Klabund in Crossen an der Oder geboren. 1913 ist das Gedicht entstanden. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 21 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 80 Worte. Der Dichter Klabund ist auch der Autor für Gedichte wie „Abschied der Mutter von ihrem Sohn“, „Ad notam“ und „Akim Akimitsch“. Zum Autor des Gedichtes „Blumentag“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 139 Gedichte vor.

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