Lockung von Joseph von Eichendorff

Hörst du nicht die Bäume rauschen
Draußen durch die stille Rund?
Lockt's dich nicht, hinabzulauschen
Von dem Söller in den Grund,
Wo die vielen Bäche gehen
Wunderbar im Mondenschein
Und die stillen Schlösser sehen
In den Floß vom hohen Stein?
 
Kennst du noch die irren Lieder
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Aus der alten, schönen Zeit?
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Sie erwachen alle wieder
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Nachts in Waldeseinsamkeit,
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Wenn die Bäume träumend lauschen
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Und der Flieder duftet schwül
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Und im Fluß die Nixen rauschen
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Komm herab, hier ist's so kühl.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Lockung“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
80
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Joseph von Eichendorffs Gedicht „Lockung“ erzählt die Geschichte des lyrischen Ichs, das in der Nacht in der Natur ein wunderschönes Erlebnis machen möchte. Das lyrische Ich fordert den Leser regelrecht auf, sich mit ihm durch die stille Nacht zu begeben, um die Waldeseinsamkeit, die Bäche, die schönen Schlösser und die alten, irren Lieder zu genießen. Der Ruf der Natur nach Entdeckung ist somit im Mittelpunkt des Gedichts.

Im ersten Vers kann man bereits erkennen, dass das lyrische Ich sich in der Nacht in der Natur aufhält und die Bäume rauschen hört. Dadurch erhält der Leser einen Einblick in die Atmosphäre, die die Natur in der Nacht vermittelt. Es ist ein ruhiges Eintauchen in die schönen und einzigartigen Eigenschaften der natürlichen Umgebung. Im Folgenden fordert das lyrische Ich den Leser auf, sich hinabzulassen in die Tiefe, wo man schöne Bäche und alte Schlösser findet, die von dem schimmernden Licht des Mondes beleuchtet werden.

Während die zweiten Strophe näher darauf eingeht, welche Aktivitäten man in der Nacht unternehmen kann, ruft das lyrische Ich den Leser auf, die alten Lieder aus der „alten, schönen Zeit“ wiederzubeleben. Hier deutet sich an, dass das lyrische Ich ein antikes Erlebnis erleben möchte. Der Leser wird eingeladen, im Mondschein zu sitzen, während die Bäume träumend lauschen, der Flieder seinen angenehmen Duft verströmt und die Nixen im Fluß rauschen.

Am Ende bestärkt das lyrische Ich seine Einladung, indem es den Leser auffordert, herabzukommen, da es dort kühl ist. Somit veranschaulicht es die Sehnsucht, nachts in der Natur zu sein, die übernatürliche, magische Atmosphäre zu erleben, die nur in der Nacht zu finden ist.

Joseph von Eichendorffs Gedicht „Lockung“ handelt von dem Ruf der Natur, der die Aufmerksamkeit des lyrischen Ichs fesselt und es dazu verleitet, den Leser in ein wunderschönes Abenteuer der Nacht einzuladen. Er vermittelt die Magie und Schönheit der Natur in der Nacht. Der Leser ist dazu aufgefordert, mit dem lyrischen Ich auf eine Erkundungstour zu gehen, um das alte Erlebnis der Nacht zu erleben und sich der Träume und dem Lied der Natur hinzugeben.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Lockung“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joseph von Eichendorff. Der Autor Joseph von Eichendorff wurde 1788 geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1804 und 1857. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine Epoche der Kunstgeschichte, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert hinein die Literatur, Musik, Kunst und Philosophie prägte. Auf die Literatur beschränkt betrachtet reichen die Auswirkungen der Epoche lediglich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hinein. Die Literaturepoche der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Zu großen gesellschaftlichen Umbrüchen führte die Industrialisierung. Die neue Maschinenwelt förderte Verstädterung und Landflucht. Die zuvor empfundene Geborgenheit war für die Lyriker der Romantik in Auflösung begriffen. In der Romantik gilt das Mittelalter als das Ideal und wird verherrlicht. Die Kunst und Architektur der Zeit des Mittelalters werden geschätzt, gepflegt und gesammelt. Missstände dieser Zeit bleiben unberücksichtigt und scheinen bei den Schriftstellern in Vergessenheit geraten zu sein. So ist die Verklärung des Mittelalters ein zentrales Merkmal der Romantik. Des Weiteren sind die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur und die romantische Ironie weitere zentrale Merkmale dieser Epoche. Die Grundthemen waren Seele, Gefühle, Individualität und Leidenschaft. In der Literatur wurden diese Themen unter anderem durch Motive der Sehnsucht, Todessehnsucht, Fernweh oder Einsamkeit in der Fremde materialisiert. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über die Form als auch über den Inhalt des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die starren Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken fällt auf.

Das vorliegende Gedicht umfasst 80 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Die Gedichte „Auch ein Gedicht?“, „Der Isegrimm“ und „Der verliebte Reisende“ sind weitere Werke des Autors Joseph von Eichendorff. Zum Autor des Gedichtes „Lockung“ haben wir auf abi-pur.de weitere 395 Gedichte veröffentlicht.

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