Dichterglück von Joseph von Eichendorff

O Welt, bin dein Kind nicht von Hause,
Du hast mir nichts geschenkt,
So hab ich denn frisch meine Klause
In Morgenrot mir versenkt.
 
Fortuna, streif nur die Höhen
Und wende dein Angesicht,
Ich bleibe im Wald bei den Rehen
Flieg zu, wir brauchen dich nicht.
 
Und ob auf Höhn und im Grunde
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Kein Streifchen auch meine blieb,
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Ich segne dich, schöne Runde,
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Ich habe dich dennoch so lieb!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Dichterglück“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
69
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts „Dichterglück“ ist Joseph von Eichendorff, der von 1788 bis 1857 lebte. Sein Werk lässt sich in die Epoche der Romantik einordnen.

Der erste Eindruck des Gedichts vermittelt Unabhängigkeit und den Wunsch nach Einfachheit oder Rückkehr zur Natur. Es ist eine deutliche Distanz zur Welt bzw. zur Gesellschaft erkennbar, und es wird ein Bild von einem unabhängigen, autarken Leben im Wald dargestellt.

Das Gedicht besteht aus drei Strophen, jede mit vier Versen. In der ersten Strophe spricht das lyrische Ich an, dass es sich nicht als Kind der Welt fühlt und von dieser nichts geschenkt bekommen hat. Daher hat es seine Einsiedelei (Klause) im Morgenrot, also im Morgengrauen oder Beginn eines neuen Tages versenkt, womit wohl die Besinnung auf sich selbst und die Loslösung von der Welt symbolisiert wird.

In der zweiten Strophe spricht das lyrische Ich die Fortuna, die personifizierte Glücksgöttin, direkt an und äußert seinen Wunsch, alleine im Wald bei den Rehen zu bleiben. Die Fortuna soll sich anderen Ortes hinwenden, sie wird hier nicht benötigt.

Die letzte Strophe beschreibt, dass das lyrische Ich selbst ohne Besitz - kein „Streifchen“ auf Höhe oder im Grunde ist ihm geblieben - die Welt oder die Natur liebt.

Inhaltlich scheint das Gedicht die Ideen der Unabhängigkeit und Selbstgenügsamkeit zu betonen, die in der romantischen Literatur üblich sind. Die Wahl, im Wald zu leben und nicht das materielle Glück der Welt zu suchen, ist ein Statement des lyrischen Ichs gegen die materialistische Gesellschaft.

Formal gesehen folgt „Dichterglück“ der klassischen Form eines romantischen Gedichts mit Quartetten und Kreuzreim. Der einfache, klare Sprachstil lenkt den Fokus auf die Aussage des Gedichts. Die Wahl von Worten wie „Morgenrot“, „Wald“ und „Rehe“ lässt einen starken Bezug zur Natur erkennen, was ebenfalls ein typisches Merkmal der Romantik ist.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Dichterglück“ ist Joseph von Eichendorff. Eichendorff wurde im Jahr 1788 geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1804 bis 1857 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik war eine Epoche der europäischen Literatur, Kunst und Kultur. Sie begann gegen Ende des 18. Jahrhunderts und dauerte in der Literatur bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Romantik kann in drei Phasen unterteilt werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die damalige Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Romantikern zuwider. Sie stellten sich in ihren Schriften gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. In der Romantik gilt das Mittelalter als das Ideal und wird verherrlicht. Die Kunst und Architektur der Zeit des Mittelalters werden geschätzt, gepflegt und gesammelt. Missstände dieser Zeit bleiben unberücksichtigt und scheinen bei den Schriftstellern in Vergessenheit geraten zu sein. So ist die Verklärung des Mittelalters ein zentrales Merkmal der Romantik. Des Weiteren sind die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur und die romantische Ironie weitere zentrale Merkmale dieser Epoche. Die grundsätzlichen Themen der Epoche waren Seele, Gefühle, Individualität und Leidenschaft. In der Literatur wurden diese Themen unter anderem durch Motive der Sehnsucht, Todessehnsucht, Fernweh oder Einsamkeit in der Fremde materialisiert. Die äußere Form von romantischer Dichtung ist dabei völlig offen. Kein starres Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits unmittelbar nach Erscheinen wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.

Das vorliegende Gedicht umfasst 69 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Der Dichter Joseph von Eichendorff ist auch der Autor für Gedichte wie „In Danzig“, „Kurze Fahrt“ und „Lied“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Dichterglück“ weitere 395 Gedichte vor.

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