Zum Abschied von Joseph von Eichendorff

Der Herbstwind schüttelt die Linde,
Wie geht die Welt so geschwinde!
Halte dein Kindlein warm.
Der Sommer ist hingefahren,
Da wir zusammen waren
Ach, die sich lieben, wie arm!
 
Wie arm, die sich lieben und scheiden!
Das haben erfahren wir beiden,
Mir graut vor dem stillen Haus.
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Dein Tüchlein noch läßt du wehen,
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Ich kann's vor Tränen kaum sehen,
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Schau still in die Gasse hinaus.
 
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Die Gassen schauen noch nächtig,
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Es rasselt der Wagen bedächtig
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Nun plötzlich rascher der Trott
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Durchs Tor in die Stille der Felder
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Da grüßen so mutig die Wälder,
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Lieb Töchterlein, fahre mit Gott!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Zum Abschied“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
98
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Zum Abschied“ wurde von Joseph von Eichendorff verfasst, der vom 10. März 1788 bis zum 26. November 1857 lebte. Dadurch kann das Werk in die Epoche der Romantik eingeordnet werden, einer Zeit, in der Gefühle, Fantasie und die individuelle Freiheit im Vordergrund standen.

Beim ersten Lesen des Gedichts bekommt man einen melancholischen Eindruck, es weckt Gefühle von Traurigkeit und Abschied. Es erzählt eine Geschichte von Abschied und Entfremdung, insbesondere in Bezug auf Liebende, und thematisiert die Liebe und die Vergänglichkeit des Lebens.

Inhaltlich handelt das Gedicht von einer Abschiedsszene zwischen zwei Personen, die sich lieben. Es wird herbstlich und das lyrische Ich erzählt, wie schnell die Zeit vergeht und fordert dazu auf, das Kind warm zu halten. Diejenigen, die sich lieben, leiden unter dem Verlust des Sommers und der Trennung. Der Abschied wird greifbar, indem das „Tüchlein“ der Liebsten erwähnt wird, das sie im Wind wehen lässt. Überwältigt von Gefühlen, blickt das lyrische Ich auf die leeren Gassen und gibt mit den Worten „Lieb Töchterlein, fahre mit Gott!“ einen Abschiedsgruß.

Was die Form angeht, ist das Gedicht in drei Strophen mit jeweils sechs Versen unterteilt. Die Sprache ist einfach und klar, durchzogen von einer tiefen emotionalen Aufladung, die den traurigen Kontext des Abschieds widerspiegelt. Eichendorff nutzt natürliche Bilder wie den Herbstwind und die Linde, die den Abschied und das Fortschreiten der Zeit symbolisieren. In der Art, wie das lyrische Ich seine Emotionen ausdrückt, findet sich der romantische Einfluss Eichendorffs wieder, der auf die tiefe emotionale Erfahrung der Liebe und des Verlusts hinweist.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Zum Abschied“ ist Joseph von Eichendorff. Geboren wurde Eichendorff im Jahr 1788 . Zwischen den Jahren 1804 und 1857 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Romantik zu. Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Als Romantik wird die Epoche der Kunstgeschichte bezeichnet, deren Ausprägungen sich sowohl in der Literatur, Kunst und Musik als auch in der Philosophie niederschlugen. Die Epoche der Romantik lässt sich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert verorten. Die literarische Romantik kann darauf aufbauend etwa auf die Jahre 1795 bis 1848 datiert werden. Die Literaturepoche der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die damalige Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Schriftstellern der Romantik zuwider. Sie stellten sich in ihren Werken gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. Bedeutende Motive in der Lyrik der Romantik sind die Ferne und Sehnsucht sowie das Gefühl der Heimatlosigkeit. Andere Motive sind das Fernweh, das Nachtmotiv oder die Todessehnsucht. So symbolisierte die Nacht nicht nur die Dunkelheit, sondern auch das Mysteriöse, Geheimnisvolle und galt als Quelle der Liebe. Merkmale der Romantik sind die Hinwendung zur Natur, die Weltflucht oder der Rückzug in Traumwelten. Insbesondere ist aber auch die Idealisierung des Mittelalters aufzuzeigen. Kunst und Architektur des Mittelalters wurden von den Vertretern der Romantik wieder geschätzt. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Gedichten und Texten. Phantasie ist für die Schriftsteller der Romantik das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Poesie und Wissenschaft, zwischen Traum und Wirklichkeit soll durchbrochen werden. Die Schriftsteller der Romantik streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es letztlich, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das Gedicht besteht aus 18 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 98 Worte. Joseph von Eichendorff ist auch der Autor für Gedichte wie „Mondnacht“, „Morgengebet“ und „Ostern“. Zum Autor des Gedichtes „Zum Abschied“ haben wir auf abi-pur.de weitere 395 Gedichte veröffentlicht.

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