Der Schreckenberger von Joseph von Eichendorff

Aufs Wohlsein meiner Dame,
Eine Windfahn ist ihr Panier
Fortuna ist ihr Name,
Das Lager ihr Quartier!
 
Und wendet sie sich weiter,
Ich kümmre mich nicht drum,
Da draußen ohne Reiter,
Da geht die Welt so dumm.
 
Statt Pulverblitz und Knattern
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Aus jedem wüsten Haus
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Gevattern sehn und schnattern
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Alle Lust zum Land hinaus.
 
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Fortuna weint vor Ärger,
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Es rinnet Perl auf Perl.
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»Wo ist der Schreckenberger?
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Das war ein andrer Kerl.«
 
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Sie tut den Arm mir reichen,
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Fama bläst das Geleit,
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So zu dem Tempel steigen
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Wir der Unsterblichkeit.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Der Schreckenberger“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
90
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das hier analysierte Gedicht „Der Schreckenberger“ wurde verfasst von dem deutschen Dichter Joseph von Eichendorff, der zwischen dem späten 18. und mittleren 19. Jahrhundert (1788-1857) gelebt hat. Eichendorffs Werk gehört der literarischen Epoche der Romantik an, die sich durch eine intensive Auseinandersetzung mit Gefühlen, Sehnsüchten und der Natur auszeichnet.

Beim ersten Eindruck erzeugt das Gedicht eine Atmosphäre von Melancholie und Nostalgie und ist schwer greifbar, typisch für Eichendorffs romantische Lyrik.

Inhaltlich befasst sich das Gedicht mit den reflexiven Betrachtungen des lyrischen Ichs über eine Dame namens Fortuna, welche traditionell als Personifizierung des Glücks verstanden wird. Die fehlbare Natur dieser Dame wird durch das Bild der „Windfahn“ in Vers 2 verdeutlicht, die auf ihre wechselhafte, unbeständige Natur hinweist. Das lyrische Ich zeigt gleichzeitig Apathie („[...] ich kümmre mich nicht drum“) und Sehnsucht („Fortuna weint vor Ärger [...] Das war ein andrer Kerl.“).

Das Gedicht weist eine einfache quatrainäre Struktur auf, was bedeutet, dass jede Strophe genau vier Verse beinhaltet. Die klare, schnörkellose Sprache von Eichendorff ist ebenso kennzeichnend. Der inhaltliche Fokus liegt weniger auf einer konkreten Handlung, sondern mehr auf den emotionalen Zuständen und Reflexionen des lyrischen Ichs. Auffällig hierbei ist die wiederholte personifizierte Darstellung von abstrakten Konzepten (Fortuna und Fama), die eine romantische Technik zur Vermenschlichung und Emotionalisierung abstrakter Konzepte ist.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Der Schreckenberger“ ein gutes Beispiel für Eichendorffs romantische Lyrik ist. Die Themen Verlust, Sehnsucht und der Kampf mit den wechselhaften Kräften des Schicksals werden durch einfache, aber wirkungsvolle Sprache und Struktur zum Ausdruck gebracht.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Der Schreckenberger“ ist Joseph von Eichendorff. Im Jahr 1788 wurde Eichendorff geboren. In der Zeit von 1804 bis 1857 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Romantik zuordnen. Der Schriftsteller Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine Epoche der Kulturgeschichte, zeitlich anzusiedeln vom späten 18. Jahrhundert bis spät in das 19. Jahrhundert hinein. Auf die Literatur bezogen: von 1795 bis 1848. Sie hatte verschiedenste Auswirkungen auf Literatur, Kunst, Musik und Philosophie jener Zeit. Bis in das Jahr 1804 hinein spricht man in der Literatur von der Frühromantik, bis 1815 von der Hochromantik und bis 1848 von der Spätromantik. Die Literaturepoche der Romantik entstand in Folge politischer Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche. Im gesamten Europa fand ein Übergang von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft statt. Gleichermaßen bildete sich ein bürgerliches Selbstbewusstsein heraus. Industrialisierung und technologischer Fortschritt sind prägend für diese Zeit. In der Romantik finden sich unterschiedliche charakteristische Motivkreise. Sehnsucht und Liebe (Blaue Blume) oder das Unheimliche (Spiegelmotiv) sind bedeutende zu benennende Motive. Auch politische Motive wie Weltflucht, Nationalismus und Gesellschaftskritik lassen sich aufzeigen. Das Mittelalter gilt bei den Romantikern als Ideal und wird verherrlicht. Übel und Missstände des Mittelalters bleiben jedoch unbeachtet. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über die Form als auch über den Inhalt des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die starren Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken fällt auf.

Das 90 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Der Dichter Joseph von Eichendorff ist auch der Autor für Gedichte wie „Mondnacht“, „Morgengebet“ und „Ostern“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Schreckenberger“ weitere 395 Gedichte vor.

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