An von Joseph von Eichendorff

Wie nach festen Felsenwänden
Muß ich in der Einsamkeit
Stets auf dich die Blicke wenden.
Alle, die in guter Zeit
Bei mir waren, sah ich scheiden
 
Mit des falschen Glückes Schaum,
Du bliebst schweigend mir im Leiden,
Wie ein treuer Tannenbaum,
Ob die Felder lustig blühn,
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Ob der Winter zieht heran,
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Immer finster, immer grün
12 
Reich die Hand mir, wackrer Mann.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.7 KB)

Details zum Gedicht „An“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
61
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An“ wurde von Joseph von Eichendorff verfasst, einem bedeutenden Lyriker der deutschen Romantik, der von 1788 bis 1857 lebte.

Das Gedicht gibt beim ersten Lesen einen melancholischen, gleichzeitig aber auch hoffnungsvollen Eindruck. Das lyrische Ich scheint in einer schwierigen Lebenssituation zu sein und richtet seine Gedanken und Bitten an eine stabile, treue Figur, die in der Distanz aufrichtig und beständig erscheint.

Inhaltlich spricht das lyrische Ich von seiner Einsamkeit und dem Verlust von Menschen, die in besseren Zeiten bei ihm waren. Es betont jedoch, dass es immer die Aussicht auf eine feste Person oder Präsenz gibt, auf die es sich in schwierigen Zeiten verlassen kann. Diese wird durch Metaphern wie „treuer Tannenbaum“ und „festen Felsen“ dargestellt, was die Beständigkeit, Unerschütterlichkeit und Treue vermittelt.

Konkret kann diese Figur eine tatsächliche Person repräsentieren, wie einen guten Freund, Verwandten oder Partner, oder sie kann eine metaphorische Darstellung von Glaube, Hoffnung oder innerer Stärke sein. Die Tatsache, dass diese Figur „immer finster, immer grün“ ist, deutet darauf hin, dass sie wohl konstant und unveränderlich ist, unabhängig von den Jahreszeiten oder den wechselnden Umständen in dem Leben des lyrischen Ichs.

Von der Form her ist das Gedicht in zwei Strophen aufgeteilt, die erste mit fünf Versen und die zweite mit sieben Versen. Das Gedicht hat keinen Reim, was seiner ernsten Thematik passend ist.

Die Sprache des Gedichts ist bildhaft und metaphorisch, was typisch für die Romantik und für Eichendorffs Dichtung ist. Die Verwendung von Naturbildern wie „Felsenwände“, „Tannenbaum“ und „Felder“ verleiht dem Gedicht eine reiche visuelle Dimension und spiegelt gleichzeitig die inneren emotionalen Zustände des lyrischen Ichs wider. Die Wahl solcher Naturmetaphern könnte auch als Ausdruck der romantischen Sehnsucht nach einer spirituellen Einheit mit der Natur gesehen werden, die als Quelle von Trost und Heilung gesehen wird.

Weitere Informationen

Joseph von Eichendorff ist der Autor des GedichtesAn. Eichendorff wurde im Jahr 1788 geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1804 und 1857. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Bei Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte und sich insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik äußerte. Auch die Gebiete Geschichte, Philosophie und Theologie sowie Naturwissenschaften und Medizin waren von ihren Auswirkungen betroffen. Bis in das Jahr 1804 hinein spricht man in der Literatur von der Frühromantik, bis 1815 von der Hochromantik und bis 1848 von der Spätromantik. Zu großen gesellschaftlichen Umbrüchen führte die Industrialisierung. Die neue Maschinenwelt förderte Verstädterung und Landflucht. Die zuvor empfundene Geborgenheit war für die Romantiker in Auflösung begriffen. Wesentliche Motive in der Lyrik der Romantik sind die Ferne und Sehnsucht sowie das Gefühl der Heimatlosigkeit. Andere Motive sind das Fernweh, die Todessehnsucht oder das Nachtmotiv. So symbolisierte die Nacht nicht nur die Dunkelheit, sondern auch das Geheimnisvolle, Mysteriöse und galt als Quelle der Liebe. Typische Merkmale der Romantik sind die Hinwendung zur Natur, die Weltflucht oder der Rückzug in Traumwelten. Insbesondere ist aber auch die Idealisierung des Mittelalters aufzuzeigen. Architektur und Kunst des Mittelalters wurden von den Vertretern der Romantik wieder geschätzt. Die äußere Form von romantischer Literatur ist dabei völlig offen. Kein starres Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits unmittelbar nach Erscheinen der Werke wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.

Das vorliegende Gedicht umfasst 61 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Die Gedichte „Antwort“, „Auch ein Gedicht?“ und „Der Isegrimm“ sind weitere Werke des Autors Joseph von Eichendorff. Zum Autor des vorliegenden Gedichtes haben wir auf abi-pur.de weitere 395 Gedichte veröffentlicht.

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