Symmetrie von Joseph von Eichendorff

O Gegenwart, wie bist du schnelle,
Zukunft, wie bist du morgenhelle,
Vergangenheit so abendrot!
Das Abendrot soll ewig stehen,
Die Morgenhelle frisch dreinwehen,
So ist die Gegenwart nicht tot.
 
Der Tor, der lahmt auf einem Bein,
Das ist gar nicht zu leiden,
Schlagt ihm das andre Bein entzwei,
10 
So hinkt er doch auf beiden!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Symmetrie“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
10
Anzahl Wörter
54
Entstehungsjahr
1810
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das hier vorgestellte Gedicht „Symmetrie“ stammt von dem deutschen Lyriker Joseph von Eichendorff. Eichendorff lebte in der Zeit des Biedermeier und der Romantik, genauer gesagt von 1788 bis 1857.

Beim ersten Lesen fällt auf, dass das Gedicht in zwei sehr unterschiedliche Strophen gegliedert ist. In der ersten Strophe spricht das lyrische Ich über die verschiedenen Zustände der Zeit - Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit - und charakterisiert diese mit Farben und Atmosphären. In der zweiten Strophe wird ein lahmender Tor beschrieben, wobei hier ein metaphorischer Ansatz vorzuliegen scheint.

Im Detail betrachtet das lyrische Ich in der ersten Strophe die Zeit als kontinuierlichen Fluss und stellt einen Zusammenhang zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft her. Die Gegenwart wird dabei als flüchtig und schnell charakterisiert, die Zukunft als hell und frisch, womit möglicherweise Hoffnung und Optimismus assoziiert werden. Die Vergangenheit hingegen wird im Abendrot gesehen, was sowohl für Schönheit als auch für das Ende eines Tages steht. In der letzten Zeile dieser Strophe wird betont, dass die Gegenwart durch diese Wechselwirkung zwischen Vergangenheit und Zukunft nicht sterben kann.

In der zweiten Strophe nimmt das lyrische Ich eine andere Perspektive ein und verwendet eine Metapher, um die Wichtigkeit der Balance und Symmetrie hervorzuheben. Der Tor, der auf einem Bein lahm geht, wird als ein unangenehmer Anblick betrachtet. Doch statt ihm zu helfen, wird vorgeschlagen, beiden Beinen zu schaden, um Symmetrie zu erzielen. Hier könnte eine Kritik an der Gesellschaft oder dem Individuum geäußert werden, dass der Wunsch nach Symmetrie und Ordnung manchmal zu unlogischen und schädlichen Entscheidungen führen kann.

Sprachlich gesehen setzt Eichendorff einfache, klare Wörter ein, die eine kontrastierende und fast paradoxe Stimmung unterstützen. Die Einteilung in Strophen und Verse folgt keinem strikten Reimschema, wodurch die Unregelmäßigkeit und Unberechenbarkeit des Lebens betont wird. Dieses freiheitliche Muster ist typisch für die Romantik, in der Eichendorffs Werke angesiedelt sind.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Symmetrie“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joseph von Eichendorff. Geboren wurde Eichendorff im Jahr 1788 . Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1810. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Romantik zuordnen. Bei dem Schriftsteller Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein dauerte die kulturgeschichtliche Epoche der Romantik an. Ihre Auswirkungen waren in der Literatur, der Kunst aber auch der Philosophie und Musik spürbar. Die Romantik kann in drei Phasen aufgegliedert werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Die Welt, die sich durch die einsetzende Verstädterung und Industrialisierung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls Auswirkungen auf die Romantik. Bedeutende Motive in der Lyrik der Romantik sind die Ferne und Sehnsucht sowie das Gefühl der Heimatlosigkeit. Andere Motive sind das Fernweh, das Nachtmotiv oder die Todessehnsucht. So symbolisierte die Nacht nicht nur die Dunkelheit, sondern auch das Geheimnisvolle, Mysteriöse und galt als Ursprung der Liebe. Merkmale der Romantik sind die Hinwendung zur Natur, die Weltflucht oder der Rückzug in Traumwelten. Insbesondere ist aber auch die Idealisierung des Mittelalters aufzuzeigen. Kunst und Architektur des Mittelalters wurden von den Romantikern wieder geschätzt. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Gedichten und Texten. Phantasie ist für die Schriftsteller der Romantik das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Poesie und Wissenschaft, zwischen Traum und Wirklichkeit soll durchbrochen werden. Die Schriftsteller der Romantik streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es letztlich, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das 54 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 10 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joseph von Eichendorff sind „Auch ein Gedicht?“, „Der Isegrimm“ und „Der verliebte Reisende“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Symmetrie“ weitere 395 Gedichte vor.

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