Bleibt uns und treibt uns von Joachim Ringelnatz

Was Sehnsucht durch ein Loch im Bretterzaun
In deiner Jugend sah,
Nun steht es vor dir, hoch und herb und braun
Und schön bewegt und dir ganz nah.
 
Doch da du zartest danach greifen willst,
Ist eine starre Wand aus Glas dazwischen —
Ein Durst entschwindet, den du nimmer stillst,
Hell wie Millionenglanz von Silberfischen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Bleibt uns und treibt uns“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
54
Entstehungsjahr
1932
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Bleibt uns und treibt uns“ stammt von Joachim Ringelnatz, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettisten, der für seine humorvollen und oft skurrilen Werke bekannt war. Ringelnatz lebte von 1883 bis 1934, somit lässt sich das Gedicht zeitlich der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zuordnen.

Beim ersten Eindruck assoziiert der Leser ein Gefühl der Wehmut und Sehnsucht. Der Titel „Bleibt uns und treibt uns“ lässt vermuten, dass das Gedicht von einer treibenden Kraft handelt, die gleichzeitig eine Konstante im Leben des lyrischen Ichs darstellt.

Das Gedicht thematisiert den Konflikt zwischen Sehnsucht und Erfüllung. Das lyrische Ich blickt auf die Sehnsüchte seiner Jugend zurück, symbolisiert durch das „Loch im Bretterzaun“, durch das es in eine andere Welt blickte. Jetzt ist das, was es einst ersehnte, ganz nah und doch unerreichbar, wie durch eine „starre Wand aus Glas“ getrennt. Der Durst, das Verlangen nach Erfüllung dieser Sehnsüchte, wird nie gestillt, bleibt bestehen, ist hell und leuchtend.

Das Gedicht ist in zwei Vierzeiler-Strophen unterteilt, in denen eine klare Struktur erkennbar ist. In der ersten Strophe wird die Sehnsucht und das angestrebte Objekt der Begierde eingeführt, in der zweiten Strophe wird die Unmöglichkeit der Erfüllung dieser Sehnsucht thematisiert. Die Sprache des Gedichts ist bildreich und metaphorisch. Sie erzeugt ein Gefühl von Nähe und Distanz zugleich, was den zentralen Konflikt des Gedichts unterstreicht. Die Verwendung von Metaphern wie der „starren Wand aus Glas“ und dem „Millionenglanz von Silberfischen“ verdeutlicht die Intensität der Sehnsucht und gleichzeitig ihre Unerfüllbarkeit.

Zusammengefasst handelt Ringelnatz' Gedicht „Bleibt uns und treibt uns“ von der unstillbaren Sehnsucht nach den Träumen und Wünschen der Jugend, die zwar in greifbarer Nähe scheinen, aber dennoch unerfüllbar bleiben. Es offenbart eine tiefe Melancholie und Resignation gegenüber der eigenen Unzulänglichkeit und der Unausweichlichkeit des Schicksals. Dabei bedient sich Ringelnatz einer bildhaften und eindrücklichen Sprache, die den Leser emotional berührt und zum Nachdenken anregt.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Bleibt uns und treibt uns“. Im Jahr 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1932 entstanden. Erschienen ist der Text in Berlin. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 8 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 54 Worte. Die Gedichte „7. August 1929“, „Abendgebet einer erkälteten Negerin“ und „Abermals in Zwickau“ sind weitere Werke des Autors Joachim Ringelnatz. Zum Autor des Gedichtes „Bleibt uns und treibt uns“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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