Entschluß von Joseph von Eichendorff

Gebannt im stillen Kreise sanfter Hügel,
Schlingt sich ein Strom von ewig gleichen Tagen,
Da mag die Brust nicht nach der Ferne fragen,
Und lächelnd senkt die Sehnsucht ihre Flügel.
 
Viel andre stehen kühn im Rossesbügel,
Des Lebens höchste Güter zu erjagen,
Und was sie wünschen, müssen sie erst wagen,
Ein strenger Geist regiert des Rosses Zügel.
 
Was singt ihr lockend so, ihr stillen Matten
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Du Heimat mit den Regenbogenbrücken,
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Ihr heitern Bilder, harmlos bunte Spiele?
 
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Mich faßt der Sturm, wild ringen Licht und
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Schatten,
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Durch Wolkenriß bricht flammendes Entzücken
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Nur zu, mein Roß! wir finden noch zum Ziele!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Entschluß“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
15
Anzahl Wörter
99
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Entschluß“ von Joseph von Eichendorff handelt vom inneren Wunsch des lyrischen Ichs, seinen eigenen Weg zu gehen, anstatt sich durch den Alltag treiben zu lassen. Der Autor verwendet hier das Motiv des Pferdes, um darzustellen, wie die eigene Entschlossenheit benötigt wird, um in Leben vorwärtszukommen.

Das lyrische Ich erkennt, dass sich der Strom der gleichförmigen Tage in einem sanften Tal für immer wiederholen lässt, aber es möchte mehr. Es will nicht nur für immer dort verweilen, also stellt es sich selbst die Frage nach der Ferne – und flüstert mit einem Lächeln auf seinem Gesicht die Sehnsucht an.

In der zweiten Strophe wird der Kontrast zwischen der Eintönigkeit des Alltags und der aufregenden Welt außerhalb ihrer gelenkt. Der Autor beschreibt, wie andere Leute (mutig) aufsteigen und auf dem Pferd sitzen, um in ihrem Leben Erfolg zu erzielen. Sie müssen jedoch dem „strengen Geist“ gehorchen und sich treiben lassen, der den Zügel der Hörner hält.

In der dritten Strophe ist dort, wo sich das lyrische Ich befindet, ein Ort der Ruhe und der Schönheit. Es hört die lockenden Stimmen der Heimat, die Regenbogenbrücken, die harmonischen Bilder und die unschuldigen Spiele. Es ist jedoch nicht bereit, sich in die Routine des Alltags zu begeben. Stattdessen wird es von einem heftigen Sturm ergriffen, aus dem sich Licht und Schatten gegenseitig bekämpfen. Das lyrische Ich flieht aus dem Tal, um für sein Entzücken, sein Glück, sein Ziel einzustehen, und ruft „Nur zu, mein Roß! Wir finden noch zum Ziel!“

Am Ende des Gedichtes ist klar, dass das lyrische Ich nicht in dem Tal verweilen möchte, sondern aus dem Alltag ausbrechen und das Leben in vollen Zügen genießen möchte. Es will aufstehen und selbstbestimmt und entschlossen seinen Weg gehen. Es erkennt, dass es immer einen Weg gibt, seine Ziele zu erreichen, wenn man willens ist, aufzustehen und sich treiben zu lassen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Entschluß“ ist Joseph von Eichendorff. Im Jahr 1788 wurde Eichendorff geboren. Zwischen den Jahren 1804 und 1857 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Romantik zu. Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte und sich insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik äußerte. Aber auch die Gebiete Geschichte, Philosophie und Theologie sowie Medizin und Naturwissenschaften waren von ihren Auswirkungen betroffen. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Die Romantik entstand in Folge politischer Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche. In ganz Europa fand ein Übergang von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft statt. Gleichzeitig bildete sich ein bürgerliches Selbstbewusstsein heraus. Industrialisierung und technologischer Fortschritt sind prägend für diese Zeit. Die zentralen Motive der Literatur der Romantik sind das Schaurige, Unterbewusste, Fantastische, Leidenschaftliche, Individuelle, Gefühlvolle und Abenteuerliche, welche die Grenzen des Verstandes sprengen und erweitern sollen und sich gegen das bloße Nützlichkeitsdenken sowie die Industrialisierung richten. Die romantischen Dichter sehnen sich nach der Einheit von Natur und Geist. Ein Hinwenden zum Mittelalter ist erkennbar. So werden Kunst und Architektur dieser vergangenen Zeit geschätzt. Die Missstände des Mittelalters bleiben jedoch unerwähnt. Die äußere Form von romantischer Literatur ist dabei völlig offen. Kein starres Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits direkt nach Erscheinen wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.

Das 99 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 15 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Die Gedichte „In Danzig“, „Kurze Fahrt“ und „Lied“ sind weitere Werke des Autors Joseph von Eichendorff. Zum Autor des Gedichtes „Entschluß“ haben wir auf abi-pur.de weitere 395 Gedichte veröffentlicht.

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