Appell von Joseph von Eichendorff

Ich hört viel Dichter klagen
Von alter Ehre rein,
Doch wen'ge mochten's wagen
Und selber schlagen drein.
 
Mein Herz wollt mir zerspringen,
Sucht' mir ein ander Ziel,
Denn anders sein und singen,
Das ist ein dummes Spiel.
 
So stieg ich mit Auroren
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Still ins Gebirg hinan,
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Ich war wie neugeboren,
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So kühle weht's mich an.
 
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Und als ich, Bahn mir schaffend,
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Zum Gipfel trat hinauf,
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Da blitzten schon von Waffen
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Ringsum die Länder auf.
 
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Die Hörner hört ich laden,
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Die Luft war streng und klar
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Ihr neuen Kameraden,
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Wie singt ihr wunderbar!
 
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Frisch auf, wir wollen uns schlagen,
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So Gott will, übern Rhein
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Und weiter im fröhlichen Jagen
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Bis nach Paris hinein!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Appell“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
112
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Appell“ wurde von Joseph von Eichendorff verfasst, einem der bekanntesten Vertreter der Romantik, der von 1788 bis 1857 lebte. Dies legt nahe, dass das Gedicht in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts geschrieben wurde.

Beim ersten Lesen des Gedichts erhält der Leser den Eindruck einer Bewegung, sowohl emotional als auch physisch, im Leben des lyrischen Ichs. Es scheint eine Art Veränderung oder neue Richtung in seinem Leben gesucht und gefunden zu haben.

Im Inhalt geht es um das lyrische Ich, das Unzufriedenheit und Frustration über die Einhaltung altmodischer Regeln und Konventionen empfindet, wie in den Zeilen „Ich hörte viele Dichter klagen / Von alter Ehre rein“ und „Denn anders sein und singen, / Das ist ein dummes Spiel.“ ausgedrückt wird. Es strebt nach etwas Neuem, wie die Zeilen „Mein Herz wollt' mir zerspringen, / Suchte mir ein anderes Ziel“ zeigen. Es macht dann eine physische und metaphorische Reise „ins Gebirge“, die letztlich zu einer Art Erweckung und einem neuen Gefühl von Freiheit und Macht führt. Dies wird in der letzten Strophe besonders deutlich, wenn das lyrische Ich sich selbst und seine „neuen Kameraden“ auffordert, den Kampf (vermutlich symbolisch) bis nach Paris fortzusetzen.

Formal besteht das Gedicht aus vierzeiligen Strophen in einem gleichmäßigen Rhythmus, der die Themen von Bewegung und Wandel unterstreicht. Die Sprache ist einfach und direkt, was die Entschlossenheit und den Pragmatismus des lyrischen Ichs vermittelt. Es gibt auch Klänge der Natur und der Freiheit („Auroren“, „Gebirge“, „neugeboren“), die die romantische Vorliebe für die Natur und persönliche Freiheit widerspiegeln. Insgesamt fordert das Gedicht eine Ablehnung alter Konventionen und den Beginn eines neuen Abenteuers oder einer neuen Richtung.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Appell“ des Autors Joseph von Eichendorff. Geboren wurde Eichendorff im Jahr 1788 . Zwischen den Jahren 1804 und 1857 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hineinreichte. Insbesondere in den Bereichen der Literatur, Musik oder der bildenden Kunst hatte diese Epoche umfangreiche Auswirkungen. Die Romantik kann in drei Phasen aufgegliedert werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Die Welt, die sich durch die beginnende Industrialisierung und Verstädterung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls Auswirkungen auf die Romantik. In der Romantik gilt das Mittelalter als das Ideal und wird verherrlicht. Die Kunst und Architektur der Zeit des Mittelalters werden geschätzt, gepflegt und gesammelt. Missstände dieser Zeit bleiben unberücksichtigt und scheinen bei den Schriftstellern in Vergessenheit geraten zu sein. So ist die Verklärung des Mittelalters ein zentrales Merkmal der Romantik. Des Weiteren sind die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur und die romantische Ironie weitere zentrale Merkmale dieser Epoche. Die grundsätzlichen Themen der Epoche waren Seele, Gefühle, Individualität und Leidenschaft. In der Literatur wurden diese Themen unter anderem durch Motive der Sehnsucht, Todessehnsucht, Fernweh oder Einsamkeit in der Fremde manifestiert. Die äußere Form von romantischer Dichtung ist dabei völlig offen. Kein starres Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits unmittelbar nach Erscheinen wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.

Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 112 Worte. Der Dichter Joseph von Eichendorff ist auch der Autor für Gedichte wie „In Danzig“, „Kurze Fahrt“ und „Lied“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Appell“ weitere 395 Gedichte vor.

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