Waffenstillstand der Nacht von Joseph von Eichendorff

Windsgleich kommt der wilde Krieg geritten,
Durch das Grün der Tod ihm nachgeschritten,
Manch Gespenst steht sinnend auf dem Feld,
Und der Sommer schüttelt sich vor Grausen,
Läßt die Blätter, schließt die grünen Klausen,
Ab sich wendend von der blut'gen Welt.
 
Prächtig war die Nacht nun aufgegangen,
Hatte alle mütterlich umfangen,
Freund und Feind mit leisem Friedenskuß,
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Und, als wollt der Herr vom Himmel steigen,
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Hört ich wieder durch das tiefe Schweigen
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Rings der Wälder feierlichen Gruß.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Waffenstillstand der Nacht“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
77
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das vorgelegte Gedicht ist „Waffenstillstand der Nacht“ von Joseph von Eichendorff, einem bedeutenden Lyriker der deutschen Romantik, der von 1788 bis 1857 lebte. Aufgrund dieser historischen Einordnung und den typischen Merkmalen der Romantik in seinen Werken – etwa die Naturverbundenheit und die intensive emotionale Darstellung – ist davon auszugehen, dass das Gedicht im Kontext dieser Epoche entstanden ist.

Auf den ersten Blick vermittelt das Gedicht eine düstere und bedrückende Atmosphäre. Es zeichnet ein Bild von Krieg und Tod, das in starkem Kontrast zu der sanften und harmonischen Nacht steht, welche die zweite Strophe bestimmt.

Das lyrische Ich beschreibt im ersten Teil des Gedichtes die widrige Szenerie eines Krieges. Es werden Bilder von Tod und Grauen inszeniert, die sich mit Naturbezügen verbinden, beispielsweise das Grün, das durch den Tod und das Blut befleckt wird, und der Sommer, der sich „vor Grausen“ schüttelt. Diese Zeilen illustrieren das Grauen und die Zerstörung, die ein Krieg mit sich bringt.

Im Gegensatz dazu steht die zweite Strophe, in der die Nacht als friedvolle Instanz dargestellt wird. Das lyrische Ich beschreibt die Nacht als mütterlich und beschützend, welche sowohl Freund als auch Feind mit einem „Friedenskuß“ umfangen und beruhigt. Dies stellt den universellen Wunsch nach Frieden und Harmonie dar, der sich durch das nächtliche Dunkel manifestiert.

Das Gedicht ist in zwei jeweils sechsversige Strophen unterteilt, was eine klare und ausgewogene Struktur vermittelt. Die Sprache ist typisch für Eichendorff und seine Zeit: Sie ist bildhaft, naturverbunden und emotional. Besondere rhetorische Figuren sind die Personifikationen - etwa der Krieg, der „geritten“ kommt, der Tod, der „nachschreitet“ und die Nacht, die „mütterlich umfängt.„

Insgesamt ist „Waffenstillstand der Nacht“ ein bildgewaltiges Gedicht, das die Grausamkeit von Krieg und Gewalt mit den harmonischen und heilenden Kräften der Natur gegenüberstellt. Es betont den Wunsch nach Frieden und ein Ende der Kampfhandlungen und präsentiert die Nacht als Symbol für Hoffnung und Erneuerung.

Weitere Informationen

Joseph von Eichendorff ist der Autor des Gedichtes „Waffenstillstand der Nacht“. Im Jahr 1788 wurde Eichendorff geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1804 bis 1857 entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Romantik zuordnen. Der Schriftsteller Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine Epoche der Kulturgeschichte, zeitlich anzusiedeln vom späten 18. Jahrhundert bis spät in das 19. Jahrhundert hinein. Auf die Literatur bezogen: von 1795 bis 1848. Sie hatte Auswirkungen auf Literatur, Kunst, Musik und Philosophie jener Zeit. Die Romantik kann in drei Phasen aufgegliedert werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die damalige Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Romantikern zuwider. Sie stellten sich in ihren Werken gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. Wesentliche Motive in der Lyrik der Romantik sind die Ferne und Sehnsucht sowie das Gefühl der Heimatlosigkeit. Andere Motive sind das Fernweh, die Todessehnsucht oder das Nachtmotiv. So symbolisierte die Nacht nicht nur die Dunkelheit, sondern auch das Mysteriöse, Geheimnisvolle und galt als Quelle der Liebe. Typische Merkmale der Romantik sind die Hinwendung zur Natur, die Weltflucht oder der Rückzug in Traumwelten. Insbesondere ist aber auch die Idealisierung des Mittelalters aufzuzeigen. Architektur und Kunst des Mittelalters wurden von den Romantikern wieder geschätzt. Die äußere Form von romantischer Literatur ist dabei völlig offen. Kein festgesetztes Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits unmittelbar nach Erscheinen der Werke wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.

Das vorliegende Gedicht umfasst 77 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Der Dichter Joseph von Eichendorff ist auch der Autor für Gedichte wie „Kurze Fahrt“, „Lied“ und „Mondnacht“. Zum Autor des Gedichtes „Waffenstillstand der Nacht“ haben wir auf abi-pur.de weitere 395 Gedichte veröffentlicht.

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