Die Lerche von Joseph von Eichendorff

Ich kann hier nicht singen,
Aus dieser Mauern dunklen Ringen
Muß ich mich schwingen
Vor Lust und tiefem Weh.
O Freude, in klarer Höh
Zu sinken und sich zu heben,
In Gesang
Über die grüne Erde dahinzuschweben,
Wie unten die licht' und dunkeln Streifen
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Wechselnd im Fluge vorüberschweifen,
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Aus der Tiefe ein Wirren und Rauschen und
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Hämmern,
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Die Erde aufschimmernd im Frühlingsdämmern,
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Wie ist die Welt so voller Klang!
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Herz, was bist du bang?
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Mußt aufwärts dringen!
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Die Sonne tritt hervor,
18 
Wie glänzen mir Brust und Schwingen,
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Wie still und weit ist's droben am Himmelstor!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Die Lerche“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
19
Anzahl Wörter
95
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Lerche“ stammt von dem deutschen Dichter Joseph von Eichendorff, der von 1788 bis 1857 lebte. Er zählt zu den wichtigsten Vertretern der literarischen Epoche der Romantik, was uns eine zeitliche Einordnung in das 19. Jahrhundert ermöglicht.

Vom ersten Eindruck her erzeugt das Gedicht eine Stimmung von Sehnsucht und Freiheit, verbunden mit einer intensiven Naturverbundenheit. Diese Eindrücke sind typisch für die romantische Dichtung.

Den Inhalt des Gedichts könnte man folgendermaßen zusammenfassen: Das lyrische Ich, das sich mit einer Lerche identifiziert, fühlt sich in seiner derzeitigen Situation eingeengt („Ich kann hier nicht singen, / Aus dieser Mauern dunklen Ringen / Muß ich mich schwingen“). Es sehnt sich danach, sich hoch in den Himmel zu erheben, in die Freiheit, wo es seinen Gesang entfalten kann. Es schildert die Schönheit, die es in der Höhe erlebt („O Freude, in klarer Höh / Zu sinken und sich zu heben, / In Gesang / Über die grüne Erde dahinzuschweben“). Die Zeilen 11 bis 14 beschreiben, wie die Erde unten im Frühlingsdämmern aufschimmert, und fragen, warum das Herz bang ist. Das lyrische Ich fühlt einen inneren Drang, aufwärts zu dringen und die Sonne zu begrüßen. Im Schluss verspürt es Stille und die Weite des Himmels.

Diese Inhaltsangabe deutet darauf hin, dass das lyrische Ich seine individuelle Freiheit und den Ausdruck seiner innersten Gefühle sucht. Es zeigt eine tiefe Verbundenheit zur Natur und ein starkes Verlangen, sich über die irdischen Beschränkungen zu erheben.

Formal besteht das Gedicht aus einer einzigen Strophe, die aus 19 Versen besteht. Diese Struktur spiegelt die fortlaufende Bewegung und das kontinuierliche Streben nach Freiheit wider, welches das lyrische Ich ausdrücken möchte.

Sprachlich ist das Gedicht geprägt von einer bildhaften, poetischen Sprache. Es bedient sich zahlreicher Metaphern und naturnaher Beschreibungen, wie z.B. „In Gesang / Über die grüne Erde dahinzuschweben“, „Die Erde aufschimmernd im Frühlingsdämmern“ und „Wie still und weit ist's droben am Himmelstor“. Dies trägt zur Schaffung einer intensiven atmosphärischen Dichte und emotionalen Tiefe bei.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Die Lerche“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joseph von Eichendorff. Eichendorff wurde im Jahr 1788 geboren. In der Zeit von 1804 bis 1857 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Romantik zu. Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine Epoche der Kulturgeschichte, zeitlich anzusiedeln vom späten 18. Jahrhundert bis spät in das 19. Jahrhundert hinein. Auf die Literatur bezogen: von 1795 bis 1848. Sie hatte umfangreiche Auswirkungen auf Literatur, Musik, Philosophie und Kunst jener Zeit. Bis in das Jahr 1804 hinein spricht man in der Literatur von der Frühromantik, bis 1815 von der Hochromantik und bis 1848 von der Spätromantik. Die Welt, die sich durch die beginnende Verstädterung und Industrialisierung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls bedeutende Auswirkungen auf die Romantik. Als Merkmale der Romantik sind die Weltflucht, die Verklärung des Mittelalters, die Hinwendung zur Natur, die Betonung subjektiver Gefühle und des Individuums, der Rückzug in Fantasie- und Traumwelten oder die Faszination des Unheimlichen aufzuführen. Wichtige Symbole der Romantik sind die Blaue Blume oder das Spiegel- und Nachtmotiv. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über die Form als auch über den Inhalt des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die festen Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken ist zu beobachten.

Das 95 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 19 Versen mit nur einer Strophe. Die Gedichte „Auch ein Gedicht?“, „Der Isegrimm“ und „Der verliebte Reisende“ sind weitere Werke des Autors Joseph von Eichendorff. Zum Autor des Gedichtes „Die Lerche“ haben wir auf abi-pur.de weitere 395 Gedichte veröffentlicht.

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