Morgenständchen von Joseph von Eichendorff
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In den Wipfeln frische Lüfte, |
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Fern melod'scher Quellen Fall, |
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Durch die Einsamkeit der Klüfte |
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Waldeslaut und Vogelschall, |
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Scheuer Träume Spielgenossen, |
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Steigen all beim Morgenschein |
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Auf des Weinlaubs schwanken Sprossen |
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Dir ins Fenster aus und ein. |
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Und wir nahn noch halb in Träumen, |
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Und wir tun in Klängen kund, |
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Was da draußen in den Bäumen |
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Singt der weite Frühlingsgrund. |
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Regt der Tag erst laut die Schwingen: |
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Sind wir alle wieder weit |
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Aber tief im Herzen klingen |
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Lange nach noch Lust und Leid. |
Details zum Gedicht „Morgenständchen“
Joseph von Eichendorff
1
16
81
1788 - 1857
Romantik
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht „Morgenständchen“ wurde von Joseph von Eichendorff, einem bedeutenden Vertreter der Romantik, verfasst. Er lebte von 1788 bis 1857, weshalb das Gedicht zeitlich dem 19. Jahrhundert, genauer der Epoche der Romantik, zugeordnet werden kann.
Beim ersten Eindruck erzeugt das Gedicht ein Gefühl der Ruhe und Frische, das durch die harmonischen Bilder einer frühmorgendlichen Natur und Musik hervorgerufen wird. Es wirkt wie ein sinnliches Erwecken, das durch die Klänge eines Morgenständchens symbolisiert wird.
Inhaltlich geht es in dem Gedicht um den Zauber der Morgenstunde und die Schönheit der Natur. Das lyrische Ich beschreibt die Atmosphäre des erwachenden Morgens, die Ruhe und Schönheit sowie die Harmonie, die in der Natur zu finden ist. Es wird das Gefühl vermittelt, dass das lyrische Ich diese Morgenstimmung nutzen möchte, um Gefühle und Träume auszudrücken und seine Empfindungen in der Musik widerzuspiegeln. Es endet mit einer emotionalen Reflexion darauf, wie das Glück und Leid, welche die Musik zum Ausdruck bringt, noch lange nachhallen.
Formal gesehen besteht das Gedicht aus viermal vier Versen. Es folgt kein striktes Reimschema. Es zeigt eine für Eichendorff typische romantische Symbolik und ausdrucksvolle Metaphern. Der Anfang vermittelt eine ruhige, idyllische Stimmung, die im weiteren Verlauf des Gedichts zunehmend mit Emotionen aufgeladen wird – ein Stilmittel, das das lyrische Ich nutzt, um seine eigenen Gefühle auszudrücken und an den Leser zu vermitteln.
Die Sprache des Gedichts ist eher bildhaft und metaphorisch. Eichendorff verwendet natürliche und idyllische Bilder, um Emotionen und Sehnsüchte auszudrücken. Seine romantische Sprachführung entfaltet eine sinnliche und dynamische Aura und transportiert so den Zauber des Morgens und die Empfindungen des lyrischen Ichs. Der Text ist geprägt von positiven Konnotationen, die die Schönheit der unaufgeregten, natürlichen Morgenstimmung widerspiegeln. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Eichendorff in „Morgenständchen“ die romantische Verehrung der Natur und der Musik als Ausdruck persönlicher Emotionen bildhaft zusammenbringt.
Weitere Informationen
Joseph von Eichendorff ist der Autor des Gedichtes „Morgenständchen“. Im Jahr 1788 wurde Eichendorff geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1804 und 1857. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Der Schriftsteller Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.
Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein dauerte die kulturgeschichtliche Epoche der Romantik an. Ihre Auswirkungen waren in der Literatur, der Kunst aber auch der Musik und Philosophie spürbar. Die Romantik wird in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) unterschieden. Die Welt, die sich durch die einsetzende Industrialisierung und Verstädterung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls bedeutende Auswirkungen auf die Romantik. In der Romantik finden sich verschiedene charakteristische Motivkreise. Sehnsucht und Liebe (Blaue Blume) oder das Unheimliche (Spiegelmotiv) sind bedeutende zu benennende Motive. Aber auch politische Motive wie Weltflucht, Nationalismus und Gesellschaftskritik lassen sich aufzeigen. Das Mittelalter gilt bei den Romantikern als Ideal und wird verherrlicht. Übel und Missstände des Mittelalters bleiben unbeachtet. Die äußere Form von romantischer Dichtung ist dabei völlig offen. Kein festgesetztes Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits direkt nach Erscheinen der Werke wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.
Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 81 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joseph von Eichendorff sind „Lied“, „Mondnacht“ und „Morgengebet“. Zum Autor des Gedichtes „Morgenständchen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 395 Gedichte veröffentlicht.
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