Begegnung von Joseph von Eichendorff

Ich wandert in der Frühlingszeit,
Fern auf den Bergen gingen
Mit Geigenspiel und Singen
Viel lust'ge Hochzeitsleut,
Das war ein Jauchzen und Klingen!
Es blühte rings in Tal und Höhn,
Ich konnt vor Lust nicht weitergehn.
 
Am Dorfe dann auf grüner Au
Begannen sie den Reigen,
10 
Und durch den Schall der Geigen
11 
Lacht' laut die junge Frau,
12 
Ihr Stimmlein klang so eigen,
13 
Ich wußte nicht, wie mir geschehn
14 
Da wandt sie sich in wildem Drehn.
 
15 
Es war mein Lieb! 's ist lange her,
16 
Sie blickt' so ohne Scheue,
17 
Verloren ist die Treue,
18 
Sie kannte mich nicht mehr
19 
Da jauchzt' und geigt's aufs neue,
20 
Ich aber wandt mich fort ins Feld,
21 
Nun wandr ich bis ans End der Welt!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.8 KB)

Details zum Gedicht „Begegnung“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
21
Anzahl Wörter
118
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Begegnung“ wurde von Joseph von Eichendorff verfasst, einem bedeutenden Vertreter der deutschen Romantik, der von 1788 bis 1857 lebte. Der Text fällt daher in diese Epoche.

Der erste Eindruck des Gedichts ist fröhlich und lebendig. Man wird in eine Szene voller Freude, Musik und Geselligkeit entführt. Der zweite Teil wechselt dann in Melancholie und Sehnsucht und hinterlässt dadurch einen bittersüßen Nachgeschmack.

Das lyrische Ich beschreibt zunächst eine Szenerie von einer Hochzeitsfeier in der idyllischen Frühlingszeit und wie es davon erfreut und mitgerissen wird. In der zweiten Strophe geschieht eine Wendung, als das Ich eine Frau entdeckt, die es als seine verlorene Liebe identifiziert. Ihr Lachen, ihr eigenartiger Gesang und ihr wilder Tanz ziehen das Ich an, doch sie erkennt ihn nicht. Ihre Unbekümmertheit und das fröhliche Treiben um sie herum stehen in krassem Kontrast zu der plötzlichen inneren Verwirrung und Traurigkeit des lyrischen Ichs. In der dritten Strophe drückt das Ich seine Resignation und seinen Schmerz aus, dass seine ehemalige Liebe ihn nicht mehr erkennt und er sie loslassen muss.

Eichendorff nutzt traditionelle Versform und Reimereien, hat aber auch Elemente eingefügt, die überraschend und eher untypisch sind. So trifft man in jeder Strophe auf die gleiche Struktur von sieben Versen, die in einem umarmenden Reim verknüpft sind. Die Wiederholung dieser Struktur gibt dem Gedicht Stabilität und Rhythmus, unterstützt aber auch die Emotionen und die Stimmung in den jeweiligen Strophen. Sprachlich ist das Gedicht charakterisiert durch eine einfache und klare Wortwahl, die jedoch voller lebendiger Bilder und Metaphern ist, um die inneren Empfindungen des lyrischen Ichs darzustellen.

Insgesamt geht es in diesem Gedicht um Vergänglichkeit, Wiederbegegnung und den Schmerz des Verlusts. Es handelt von der Begegnung mit einer vergangenen Liebe und der Trauer, dass diese Liebe in der Vergangenheit geblieben ist und nicht erneuert werden kann. Dabei wird das fröhliche Bild einer Hochzeitsfeier zum zynischen Spiegel der eigenen verlorenen Liebe. Diese Themen sind typisch für die Romantik und spiegeln die Sehnsucht und Melancholie wider, die diese Epoche auszeichnet.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Begegnung“ des Autors Joseph von Eichendorff. Eichendorff wurde im Jahr 1788 geboren. Zwischen den Jahren 1804 und 1857 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik war eine Epoche der europäischen Literatur, Kunst und Kultur. Sie begann gegen Ende des 18. Jahrhunderts und dauerte in der Literatur bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Epoche wird in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) unterschieden. Die Romantik entstand in Folge politischer Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche. Im gesamten Europa fand ein Übergang von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft statt. Gleichermaßen bildete sich ein bürgerliches Selbstbewusstsein heraus. Industrialisierung und technologischer Fortschritt sind prägend für diese Zeit. In der Literatur der Romantik gilt das Mittelalter als das Ideal und wird verherrlicht. Die Kunst und Architektur der Zeit des Mittelalters werden geschätzt, gepflegt und gesammelt. Missstände dieser Zeit bleiben unberücksichtigt und scheinen bei den Schriftstellern in Vergessenheit geraten zu sein. So ist gerade die Verklärung des Mittelalters ein zentrales Merkmal der Romantik. Außerdem sind die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur und die romantische Ironie weitere zentrale Merkmale dieser Epoche. Die Grundthemen waren Seele, Gefühle, Individualität und Leidenschaft. In der Literatur wurden diese Themen unter anderem durch Motive der Sehnsucht, Todessehnsucht, Fernweh oder Einsamkeit in der Fremde materialisiert. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über die Form als auch über den Inhalt des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die starren Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken ist zu beobachten.

Das vorliegende Gedicht umfasst 118 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 21 Versen. Die Gedichte „Mondnacht“, „Morgengebet“ und „Ostern“ sind weitere Werke des Autors Joseph von Eichendorff. Zum Autor des Gedichtes „Begegnung“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 395 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Joseph von Eichendorff

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Joseph von Eichendorff und seinem Gedicht „Begegnung“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Joseph von Eichendorff (Infos zum Autor)

Zum Autor Joseph von Eichendorff sind auf abi-pur.de 395 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.